Von Skeptikern zu Stammgästen

Dies & Das, Musik

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Die Zuger Buvette Quai Pasa hat sich in knapp einem Jahr einen Namen gemacht. Ist Café, Bistro, Bar und gleichzeitig Kulturplatz geworden. Ein Projekt mit viel Charme, aber klaren Vorsätzen.

  • Das Gründerteam hat auch in der zweiten Saison gute Laune: Kevin Horat, Tim Steffen und Jonas Mehr. (BIld: Nora Nussbaumer)
    Das Gründerteam hat auch in der zweiten Saison gute Laune: Kevin Horat, Tim Steffen und Jonas Mehr. (BIld: Nora Nussbaumer)

Zug – Dieser Artikel ist in der Juli/August-Ausgabe des Zug Kultur Magazins erschienen. Hier geht es zu den anderen Artikeln.

Für Sicherheit soll sie sorgen, für die Belebung der Seepromenade zu jenen Zeiten, in denen die Ecken etwas gar finster sind. Die Buvette, die von der Stadt Zug in Auftrag gegeben wurde und vor einem Jahr umgesetzt wurde, erfüllt die vorgegebenen Kriterien, wie der zuständige Stadtrat Urs Raschle erfreut festgestellt hat.

Für die Bevölkerung scheint die Buvette Quai Pasa jedoch viel mehr zu sein als eine Sicherheitsmassnahme. Im Sommer des Coronajahrs 2020 wurde sie eröffnet, bot der Pandemie die Stirn und zeigte den Zuger*innen, dass ein gemütlicher Ort des Zusammenseins widrigen Umständen standhalten kann.

Wein aus Baar, Bier aus Hünenberg
Hinter dem Quai Pasa stecken die drei Zuger Kevin Horat, Jonas Mehr sowie Tim Steffen. Sie haben sich mit der Buvette dem Zelebrieren ­lokaler Kultur verschrieben. Wein aus Baar, Bier aus Hünenberg, Metalllöffel und Porzellantassen fürs Kafi, welches in Zug geröstet wird. Den Espresso aus richtigen Tassen zu trinken lohne sich allein schon wegen des Trinkerlebnisses, finden sie. Kaum Abfall und kein Foodwaste, so lautet ein Credo der Betreiber. Nach der ersten Saison sagt Buvette-Betreiber und Umweltingenieur Jonas Mehr: «Unsere Foodwaste-Strategie geht super auf. Das hat viel mit dem Angebot zu tun.»

Im Quai Pasa werden etwa Lebensmittel verkauft, die über mehrere Tage haltbar sind. «Ausserdem achten wir darauf, nicht zu viel zu produzieren. Unsere Devise ist: Es hat, so lange es hat. Das stösst bei den Gästen auf ­Akzeptanz.»

Auch das Depot-System habe sich bewährt. So gehen die Quai-Pasa-Mitarbeiter sicher, dass die Tassen und Flaschen zur Buvette zurückkommen und nicht im See oder sonst wo landen.

Bei Regen ab unter den Sonnenschirm
Wir treffen zwei der drei Männer – Tim Steffen hat in seinem eigenen Restaurantbetrieb zu tun – an einem Montagmorgen um 8.30 Uhr. Weil das Wetter prächtig ist, sind die Gastrobetreiber zünftig eingespannt. Das sei zwar streng, aber auch erfreulich. «Im Mai war der Betrieb aufgrund des wechselhaften Wetters maximal unberechenbar», sagt Mehr. Horat ergänzt: «Wir haben es so gehandhabt, dass wir im Zweifelsfall jeweils geöffnet hatten. So kam es halt zwischendurch vor, dass sich die Gäste während eines Regenschauers unter den Sonnenschirm stellten und warteten. Erstaunlicherweise blieben die meisten.»

Flexibel durch die Pandemie
Flexibilität müssen die Betreiber nicht nur aufgrund des Wetters, sondern auch wegen der Pandemie mitbringen. Immer wieder wechseln die Sicherheitsvorschriften für Gastrobetriebe, bei der Saisoneröffnung im April mutierte das Quai Pasa kurzzeitig zum Take-away-Betrieb. «Wir haben im Voraus überlegt, ob wir das überhaupt machen wollen, empfanden es dann ­jedoch als unsere Pflicht», so der gelernte Konditor-Confiseur Horat. Denn mit dem Buvettenbetrieb soll schliesslich Ordnung in die Gegend kommen. «Im Frühling strömten die Leute an den See, feierten und liessen ihren Abfall liegen. Entsprechend mussten wir öfters Leute zurechtweisen. Das war eine strenge Zeit», resümiert Mehr. Mit der Anti-Littering-Kampagne der Stadt Zug, bei der unter anderem jede Menge Abfallcontainer aufgestellt wurden, habe sich das Problem etwas gelegt.

 

Erste Erfahrungen gesammelt
«Ich denke, unsere Stärke ist, dass unser Konzept zwar sehr dynamisch und komplett wandelbar ist, der Gast jedoch eine gewisse Konstanz zu spüren bekommt», sagt Mehr. So könne er sich auf ein bestimmtes Angebot verlassen, doch gebe es auch immer wieder Neues zu entdecken. Etwa, wenn Zuger Kleinröstereien sonntags an einem Stand Kaffee ausschenken oder saisonale Focaccie und neue Biersorten auf die Karte kommen.

Horat erzählt: «Das Ziel unserer ersten Saison war es, erste Erfahrungen zu sammeln und von diesen zu lernen. Das war super. Seither haben wir ein paar Anpassungen vorgenommen. Etwa, indem wir die Buvette um einen Meter verlängert haben. Das erleichtert die Arbeitsabläufe im Innern immens, die Gäste jedoch merken nichts davon.» Weiter biete man seit dieser Saison jeweils freitags ein Mittagsmenü an. «Wir wollten schon immer eine grössere Vielfalt an Essen anbieten. Mit dem Mittagsglas können wir nun probieren, was funktioniert», sagt Mehr. Das Menü wird teils direkt in der Buvette, teils in der Gastroküche von Tim Steffen in Adliswil produziert. «Die Menüs kommen praktisch immer weg. Und wenn dem mal nicht so ist, bieten wir den Rest den Gästen am Abend an.»

Kulturangebot auf dem Kiesplatz
Neben der Gastronomie setzen die Quai-Pasa-Macher auf Kultur. «Wir haben das Privileg, den Kiesplatz vor dem Bistro nach Rücksprache mit der Stadt sehr frei gestalten zu können. Unser Ziel ist es, regelmässig Events zu veranstalten, um diesen Ort zusätzlich zu beleben», so Mehr, der fürs Kulturangebot zuständig ist.

«Natürlich gibt es Bestimmungen, wie viele Veranstaltungen wir durchführen können. Diese reizen wir denn auch aus», sagt er. «Für uns sind dabei zwei Faktoren wichtig. Erstens muss ein Event mit dem Barbetrieb harmonieren, sodass er sowohl den Künstlerinnen als auch den Gästen gerecht wird. Zweitens lohnt es sich nicht, etwas Riesiges zu planen, da alles vom Wetter abhängt.» Was sich bereits bewährt hat: Spielturniere, kleinere Konzerte und eine Silent Disco.

Befürchtungen in der Nachbarschaft
Vorgängig äusserte die Nachbarschaft des Quai Pasa die Befürchtung, dass mit der Buvette auch der Lärm Einzug halten werde im Schützenmatt-Quartier. «Die Ängste haben sich jedoch bald gelegt. Wir stehen im regen Austausch mit den Nachbarn. Viele haben gemerkt, dass kulturelle Anlässe nicht störend, sondern in erster Linie bereichernd sind», so Mehr. «Verschie­dene Leute aus der Nachbarschaft kommen auch bei kulturellen Anlässen regelmässig vorbei. Das ist für uns das Schönste! Jemand bäckt uns sogar zwischendurch einen Kuchen für die Veranstaltungen.»

Raum für Vereine
Neben eigenen Events gibt es für Vereine ausserdem die Möglichkeit, eigene Veranstaltungen beim Quai Pasa durchführen. «Wenn wir schon einen so tollen Platz bewirtschaften dürfen, wollen wir es auch anderen ermöglichen, davon zu profitieren», sagt Mehr. Die erste Kollaboration steigt schon bald: Der Verein «50 Jahre Frauenstimmrecht» veranstaltet am 24. Juli zur Feier der neu illustrierten Spielkarten ein Jassturnier.

(Text: Valeria Wieser)