Eine aparte Klangkombination

Musik

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«Jazzy» – ein Quartett, welches sich ganz bewusst zwischen die verschiedenen Stilrichtungen setzt: In der Chamer Kirche gelangen gehaltvolle Interpretationen, die auch den Weg zum Publikum fanden.

  • Natalia Gretener, Reinhard Ormanns, Fusako Sidler und Jean-Pierre Maillard (von links) gelang in der Pfarrkirche St.Jakob in stimmiges und sicheres Zusammenspiel. (Bild Maria Schmid)
    Natalia Gretener, Reinhard Ormanns, Fusako Sidler und Jean-Pierre Maillard (von links) gelang in der Pfarrkirche St.Jakob in stimmiges und sicheres Zusammenspiel. (Bild Maria Schmid)

Cham – Fusako Sidler, Querflöte und Panflöte, Natalia Gretener, E-Piano, Reinhard Ormanns, Kontrabass, und der Perkussionist Jean-Pierre Maillard kennen sich als Musiker seit langem. Aber in einem gewissen Sinn waren sie Anfänger: Wohl zum ersten Mal in ihrer gemeinsamen Karriere mussten sie ein Konzert so speziellen Bedingungen anpassen, wie sie angesichts der Coronakrise aktuell herrschen. Man kannte es schon von andern Auftritten: Jede zweite Bankreihe blieb leer, und Leute aus verschiedenen Familien durften sich nicht näher als die aufgeklebten Punkte setzen. In dieser aufgelockerten Formation füllte das Publikum den grossen Kirchenraum der Chamer St.Jakobskirche fast bis auf den letzten effektiv verfügbaren Platz.

Erstaunlich gut hielt sich die Akustik: Durch die gesamthaft doch sehr respektable Zuhörerschaft wurde der lange Nachhall der leeren Kirche so weit gebrochen, dass man überall auch die Feinheiten der Interpretation ausreichend klar hören konnte. Die beiden Flöteninstrumente, der Kontrabass – ganz bewusst nicht ein E-Bass – und das Schlagzeug verzichteten auf künstliche Unterstützung. Einzig das Tasteninstrument war elektrisch etwas verstärkt. Durch das ganze Programm blieb die Pianistin aber bei einem Klavier-ähnlichen Registerklang. Die zahlreichen technischen Möglichkeiten der Klangverfremdung wurden kaum genutzt – im Hinblick auf den stilistisch abgerundeten Gesamteindruck wohl ein weiser Entschluss.

Die Flöte im Mittelpunkt

Die thematischen und emotionalen Schwerpunkte lagen ganz überwiegend bei der Flötistin. Für die Programmdauer von gut einer Stunde stand sie fast immer im Mittelpunkt, was schon in Bezug auf das atemtechnische und gedankliche Durchhalten enorme Anforderungen stellte. Umso erstaunlicher war es, das spieltechnisch anspruchsvollste Stück an den Schluss des Programms zu stellen und das vom Publikum humoristisch verstandene «Ciocarlia» in die Mitte zu nehmen. Von der gemeinsamen Spielerfahrung her war es verständlich, dass daneben Nataliia Gretener am meisten in das thematische Geschehen einbezogen wurde. Neben wenigen kurzen virtuos vorgetragenen solistischen Einwürfen blieben dem Bassisten Reinhard Ormanns überwiegend Begleitaufgaben. Gerne hätte man das musikalische Können von Jean-Pierre Maillard auch mit einem grösseren Solo erlebt.

Stets guter Kontakt zur Hauptsolistin

Nach dem Titel des Abschluss-­Stückes wurde das ganze Programm «Jazzy» genannt. Der heute hochbetagte Komponist Claude Bolling (*1930) hatte es dem über Jahrzehnte weltbekannten Solo-Flötisten Günter Rumpel gewidmet.

Während die Solostimme zahlreiche klassische Momente enthielt, verbreiteten die drei Begleitinstrumente eine Jazz-nahe Grundstimmung – eine Konstellation, wie sie auch bei verschiedenen weiteren Vorträgen empfunden wurde. Das präzise und intonationssichere Zusammenspiel schuf stets einen guten Kontakt zur Hauptsolistin. Relativ wenig Platz blieb daneben allerdings für improvisatorische Elemente. August Sidler – der Ehemann der Flötistin – führte mit klaren Informationen durch das Programm. So wurden auch einige Eckpunkte sofort transparent – etwa das im Prestissimo vorgetragene Thema aus der weltbekannten h-Moll-Suite von Johann Sebastian Bach (1685–1750), die Ausflüge in die Zigeunermusik beim Stück von Gheorghe Zamfir (*1941, er war zeitweise Lehrer von Fusako Sidler), so wie die Annäherung an den Ländler bei Fritz Dünner (*1957).

Den lang anhaltenden Schluss-Applaus verdankten die vier Musiker mit einem weiteren Werk von Claude Bolling. (Jürg Röthlisberger)