Auf den Spuren von Zugs süssem Wahrzeichen

Dies & Das, Brauchtum & Geschichte

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Die leckere Versuchung mit Hochprozentigem wurde 1915 in der Stadt Zug erfunden. Seit gestern hat das Kulturgut ein Museum.

  • Bruno und Hans Heini (von links), Inhaber der Zuger Konditorei Treichler, freuen sich, dass ihre Kirschtorte nun ein Museum hat. Das Ausstellungsstück rechts unten zeigt die Schauspielerin und Kirschtorten-Fan Audrey Hepburn. (Bild Stefan Kaiser)
    Bruno und Hans Heini (von links), Inhaber der Zuger Konditorei Treichler, freuen sich, dass ihre Kirschtorte nun ein Museum hat. Das Ausstellungsstück rechts unten zeigt die Schauspielerin und Kirschtorten-Fan Audrey Hepburn. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Fast 100-jährige Backutensilien wie Holzschablonen und Pudersieb, alte Fotografien, Urkunden, Inserate und eine Originalverpackung aus den 1920er-Jahren - diese historischen Zeugen von Zugs wichtigstem süssem Exportgut gibt es neu in einem Museum zu sehen. Die Konditorei Treichler am Bundesplatz 3 in der Stadt Zug - notabene das Erfinderhaus der Zuger Kirschtorte - hat gestern ihr frisch umgebautes Café mit Konditorei eröffnet. Während das Traditionslokal in einem modernen hellen Look daherkommt, verfügt es neu auch über eine spezielle Attraktion: Das «Zuger Kirschtorten-Museum» mit über 200 historischen Ausstellungsstücken, welche die Geschichte der Torte und deren legendäre Entstehung ab 1915 erzählt.

Fünf Jahre Vorbereitungszeit

Unter den Museumsstücken findet man auch eine Abschrift des Originalrezepts. «Dieses galt lange Zeit als verschollen, und es darf als kleine Sensation bezeichnet werden, dass wir es gefunden haben», sagt Ueli Kleeb. Der Zuger Ausstellungsmacher beschäftigt sich schon seit Jahren mit der Geschichte der «Zuger Chriesi». Für die Konditorei Treichler setzte er als Projektleiter die Idee eines Kirschtorten-Museums in die Realität um. «Wir haben vor fünf Jahren mit der Suche nach historischen Utensilien angefangen», sagt Kleeb. Dafür habe man auch die Bevölkerung um Mithilfe angefragt. Die letzten drei Jahre sei intensiv an der Realisierung gearbeitet worden. «Es war überfällig, dass Zug endlich sein Kirschtorten-Museum erhält», findet Ueli Kleeb. «Es freut mich, dass die Gebrüder Heini den historischen Wert der bald 100-jährigen Dessertspezialität schätzen und fördern.» Hans und Bruno Heini, die in Luzern die gleichnamige Konditorei führen, haben 2004 das Kirschtorten-Erfinderhaus übernommen. Seither produzieren die Tortenspezialisten in Zug Kirschtorten auch für die Luzerner Heini-Filialen. «Wir wollen mit dem Museum dem Traditionsprodukt Zuger Kirschtorte eine Heimat geben und es in die Zukunft führen», freut sich Bruno Heini - und sein Bruder Hans fügt an: «Es freut uns, dass die einzigartigen Zeitzeugnisse nun den Weg von Kellern, Estrichen und Archiven an die Öffentlichkeit gefunden haben.»

Interesse bei den Jungen wecken

Mit der sorgfältig erstellten Ausstellung sowie der Modernisierung des Lokals wolle man das Interesse an der bald hundert Jahre alten Torte auch bei der jüngeren Generation wecken. «Denn wenn wir etwas sehen, verstehen wir es besser», sagen die Gebrüder Heini mit Überzeugung. Die Biografie der Zuger Kirschtorte bieten denn in der Tat zahlreiche geschichtliche Leckerbissen. Im Museum wird in Kurztexten erklärt, wie der junge Konditor Heinrich Höhn die Zuger Kirschtorte erfand und sein Werk in der Folge gegen Nachahmer verteidigte: 1922 liess Höhn die in einheimischem Kirsch getränkte Biskuit-Buttercremetorte - versehen mit dem blauen Band - beim Eidgenössischen Amt für Geistiges Eigentum mit einer Schutzmarke registrieren. Das Rezept konnte er nicht schützen. Ein Jahr später wurde Höhn mit Gold- und Silbermedaillen in Luzern und London ausgezeichnet, was seiner «Chriesiwasserturte» weitere Popularität verlieh. 1943 verkaufte er sein Geschäft samt Tortenschutz an seinen Chefkonditor Jacques Treichler.

Sehenswert im neusten Zuger Museum sind auch die Fotos der prominenten Kirschtorten-Liebhaber aus der ganzen Welt: von Audrey Hepburn, Charlie Chaplin bis zu Papst Franziskus. Letzterer hat die «süsse Versuchung» laut Dankesschreiben so gut geschmeckt, dass er der Konditorei Treichler den apostolischen Segen erteilte. (Ernst Meyer)