Fasnacht: Erneute Absage ist keine Option

Brauchtum & Geschichte

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Die Zuger Vereine stellen sich auf verschiedene Szenarien ein. Bei den Umzügen liegt die grosse Herausforderung.

  • Bilder wie hier vom Umzug in Rotkreuz soll es 2022 wieder geben. (Bild Matthias Jurt)
    Bilder wie hier vom Umzug in Rotkreuz soll es 2022 wieder geben. (Bild Matthias Jurt)

Zug – «Ein zweites Jahr ohne Fasnacht ist für uns undenkbar.» Silvan Meier von der Fasnachtsgesellschaft Baar bringt die Gefühlslage vieler Zuger Fasnächtlerinnen und Fasnächtler auf den Punkt. Seine Ansage: «Es wird eine Räbefasnacht 2022 geben – vielleicht etwas anders als gewohnt.» Wie unsere Umfrage bei verschiedenen Vereinen zeigt, läuft die Planung vielerorts auf Hochtouren. Die Gesellschaften stellen sich auf unterschiedliche Szenarien ein.

In Baar hat die Fasnachtsgesellschaft Plaketten bestellt. Auch für den Festführer sind gemäss Silvan Meier erste Vorarbeiten gemacht. «Alle Ressorts haben ihre Arbeit aufgenommen.» Anlässe in geschlossenen Räumen sind mit einer Zertifikatspflicht durchführbar. Am meisten Sorgen bereiten die Umzüge. Weil laut dem Kanton Fasnachtsumzüge gemäss den aktuell geltenden Schutzmassnahmen nicht oder nur unter grossen Auflagen (wie etwa der Zertifikatspflicht oder der Bildung von Sektoren) bewilligungsfähig sind, klärt die Fasnachtsgesellschaft Baar mögliche Alternativen ab. Besonders für die Wagenbauer ist die Situation schwierig. «Viele werden es sich zweimal überlegen, ob sie mit Bauen beginnen wollen. Sollte der Bundesrat im Januar 2022 entscheiden, die erweiterte Zertifikatspflicht abzuschaffen, ist dies für die Wagenbauer zu spät.»

Es braucht zusätzliche Sponsoren

In der Stadt Zug läuft die Vorbereitung der Chesslete. «Wir planen, nächstens ein Gesuch für die Durchführung einzugeben», erklärt Jascha Hager, Präsident der Vereinigung Zuger Chesslete. Der Anlass wird den aktuellen 3G-Spielregeln angepasst. «Dazu müssen wir allerdings zusätzliche Sponsoren oder andere Geldgeber finden, denn die Sicherheitsmassnahmen wie Absperrungen oder ein Sicherheitsdienst sind teuer.» Sollte es nach dem 24. Januar zu Erleichterungen kommen, werde man das Konzept deswegen nicht mehr ändern, könne aber die kostentreibenden Sicherheitsmassnahmen stornieren.

Auch Jascha Hager weist auf die Probleme beim Umzug hin. Nämlich, dass die Route nicht abgesperrt und sogar eine Maskenpflicht nicht durchgesetzt, höchstens empfohlen werden kann. Trotzdem animiere man die Teilnehmenden, vor allem Schulklassen, auf eine Durchführung hinzuarbeiten. Auch die Stadtzuger Zunft der Letzibuzäli plant ihren Umzug. Ein Gesuch wurde laut Zunftmeister Richard Rüegg bereits eingereicht, Vorbesprechungen mit den Bewilligungsbehörden seien erfolgt. Rüegg sagt: «Sollte der Umzug nicht bewilligt werden, können wir auch keine Lebuzenmeile, sprich keinen Ball, durchführen.»

Die Eiche-Zunft Hünenberg hat verschiedene Pläne vorbereitet, «um schnell und möglichst flexibel auf die Gegebenheiten reagieren zu können», wie Präsident Michael Werder sagt. Das Augenmerk liegt hauptsächlich auf zwei Szenarien: Eine «normale» Fasnacht mit Einschränkungen, das heisst Umzüge sind möglich und Anlässe in Innenräumen werden mit Zertifikatspflicht durchgeführt. Oder eine Fasnacht mit grösseren Einschränkungen ohne Umzüge. Werder erklärt: «Im zweiten Falle werden wir die Anlässe so gestalten, dass sie sowohl von Leuten mit und ohne Zertifikat besucht werden können; im Rahmen der geltenden Bestimmungen.» Er ergänzt: «Für unsere Planung müssten wir im Dezember wissen, ob Umzüge durchführbar sind.»

Eine Lösung für den ganzen Kanton?

So oder so ist Flexibilität gefragt, wie Patrick Willemsen, Präsident der Fasnachtsgesellschaft Walchwil, zusammenfasst: «Vieles wird sich kurzfristig ergeben, kleiner dimensioniert und tendenziell nach draussen verlagert, damit wir niemanden ausschliessen müssen.» Dem pflichtet Martin Rust, Legorenvater aus Oberägeri, bei: «Wenn wir etwas aus dem letzten Jahr gelernt haben, ist es, dass wir nicht zu früh alles planen oder schon absagen.»

Die Fasnachtsgesellschaft Neuheim wird im November eine Versammlung durchführen, um das weitere Vorgehen zu besprechen, wie Präsident Martin Keiser ausführt. Neben der Durchführung des Umzugs sieht Keiser auch die Handhabung der Zertifikatspflicht als Herausforderung. In Steinhausen laufen die Vorbereitungen im gewohnten Rahmen, wie Roland Lacher, Präsident der Fasnachtsgesellschaft, Auskunft gibt. «Guggenmusiken haben mit den Proben begonnen, Wagenbau- und Schnitzelbankgruppen sind auch am Arbeiten.» So weit wie möglich wolle man eine normale Fasnacht durchführen. Ähnlich sieht es in Unterägeri aus, wie von Dominik Iten von der Wylägerer Fasnachtsgesellschaft zu erfahren ist. Iten würde eine kantonale Lösung, beispielsweise mit einem Zertifikatsbändel, der über die Hauptfasnacht im ganzen Kanton gültig ist, begrüssen.

Die Zuger Polizei und die Gesundheitsdirektion haben sich bereits zu einem ersten Austausch mit den Gemeinden zur Fasnacht 2022 getroffen, wie von Gesundheitsdirektor Martin Pfister zu erfahren ist. «Im Moment gelten die aktuellen Regeln des Bundesrats, bei welchen der Kanton keinen Spielraum hat», schreibt Pfister. Aktuell gelte so für alle Veranstaltungen mit über 1000 Personen eine Zertifikatspflicht, dies würde also auch die Fasnacht betreffen. «Es ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht abzuschätzen, wie die epidemiologische und rechtliche Lage im Februar 2022 aussieht und welche Einschränkungen dann gelten werden.» Die Gesundheitsdirektion habe den Zuger Fasnachtsgesellschaften das Gespräch angeboten. (Rahel Hug)