Originalität im Pop-up-Museum

Kunst & Baukultur

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In der Baarer Kunstkabine wurde eine neue Ausstellung eröffnet – mit privaten Objekten.

  • Die Vernissage der neuen Ausstellung in der Kunstkabine: Sam Heller vom Verein Kunstpause Zug. (Bild Matthias Jurt)
    Die Vernissage der neuen Ausstellung in der Kunstkabine: Sam Heller vom Verein Kunstpause Zug. (Bild Matthias Jurt)

Baar – Der runde Glasturm auf dem Bahnhofplatz ist unübersehbar. In den blitzblanken Scheiben der ehemaligen Telefonkabine spiegelt sich am letzten Samstag die Herbstsonne. Die neue Nutzung ist auf dem blauen Band oben klar nachlesbar und wird ersichtlich, sobald man sich einen Moment Zeit nimmt und hineinschaut. Für die neue Ausstellung sind diesmal aus der Bevölkerung sieben originelle Objekte abgegeben worden, die bis Januar 2022 zu sehen sind. Auch das zweite Projekt zur Belebung des Pop-up-Museums, das von der Baarer Dienststelle Kultur zusammen mit dem Verein Kunstpause lanciert wird, steht unter dem Motto: «Was ist Kunst für dich?»

Die Antwort bleibt offen, das muss jeder Beschauer für sich klären. Die alte Küchenwaage sticht an der gut besuchten Vernissage jedenfalls vielen sofort ins Auge, wegen der schönen Muschel, die auf der Waagschale liegt und zu lächeln scheint. «Dieses Lächeln ist 200 Gramm schwer. Wie schwer ist dein Lächeln?», hat Barb Wagner dazu vermerkt, die erzählt, dass die Waage von ihrer Urgrossmutter stammt.

Weiter oben zeigt das von Sergio Fabris selig erstellte Objekt «einen Stein im Brett haben», wie er das wortwörtlich umgesetzt hatte. Darüber schwebt ein kleines «Schutzgeistli» von Brigitte Möckli. Von ihr stammt auch das Bild «Die Quelle», das von Sabrina Faragulo beigesteuert hat, die von der beruhigenden Wirkung des Motivs schreibt. Genau hinschauen muss man bei Maria Grecos «Wundertruckli – Maria hilf», worin sich neben dem Schutzamulett augenzwinkernd ein Lottoschein befindet.

Ruth Scherrer hat ihr Buch «Sonja und die Leichtigkeit des Seins» zur Verfügung gestellt, worin sie rät, wieder einmal das innere Kind an die Hand zu nehmen und etwas zu tun, was man gerne möchte. «Auch Sprache und Schreiben ist Kunst», sagt Gabriela Bart, die ein Mundart-Gedicht des Baarers Max Schumacher Publizisten (1920–1951) abgegeben hat, worin er auch die Fehde zwischen Zugern und Baarern witzig kommentiert. Der Text ist auf der Scheibe nachlesbar.

Kunst ist sehr vielschichtig

Baars Gemeindepräsident Walter Lipp freut sich über die neue Attraktion. «Der Standort der Kunstkabine ist der ideale Ort. Er verbindet das Zentrum mit dem Bahnhof.» Und er dankt für die Zusammenarbeit der Dienststelle Kultur mit der Kunstpause. Lipp rät, sich die Kunstwerke anzusehen, zu bestaunen und sich Gedanken zu machen, wobei jeder ein anderes Bild habe: «Diese Auseinandersetzung gehört zur Kunst.» Für Andrea Schelbert, die neue Baarer Kulturbeauftragte, ist die Kunstkabine wie ein Setzkasten, den man beleben könne. Zum Kunstbegriff, der hier befragt wird, sagt sie: «Kunst ist im Auge des Betrachters. Es geht nicht um einen speziellen Stil, sondern ob ich Zugang zum Werk finde, es mich fasziniert, und ich mehr darüber wissen will.»

Sie hat zusammen mit Sam Heller und Laura Hürlimann vom Verein Kunstpause die Ausstellung vorbereitet. An der Vernissage konnte jeder auch Wünsche bezüglich des Kulturlebens in Baar aufschreiben. Da kamen einige Ideen, wie ein jährlicher Kunstmarkt, Ausstellungen mit der Kunst im Archiv, ein Skulpturenpark in der Obermühle und Hip-Hop-Konzerte. Sam Heller verfolgt gespannt, was alles notiert wird und sagt, dass sie an den geplanten Führungen mit der Bevölkerung gerne die Frage diskutieren will, was Kunst ist.

Hinweis Die nächsten Führungen bei der Kunstkabine Baar sind am 7. November und 5. Dezember, jeweils um 14 Uhr, Treffpunkt ist im Martinspark. (Monika Wegmann)