Werke von Schweizer Komponisten

Musik

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Orgelmusik von Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts wurde am zweitletzten Konzert der diesjährigen Zuger Orgeltage von Olivier Eisenmann interpretiert.

  • Ein Virtuose an der Orgel: der Musiker und Organisator der Zuger Orgeltage Olivier Eisenmann. (Bild Stefan Kaiser)
    Ein Virtuose an der Orgel: der Musiker und Organisator der Zuger Orgeltage Olivier Eisenmann. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Die Hitze des vorangegangenen Nachmittags war alles andere als Werbung für ein Orgelkonzert. Aber Olivier Eisenmann ist dem Zuger Publikum nicht nur als Organisator der Internationalen Zuger Orgeltage bekannt, sondern auch als ausgezeichneter Interpret.

So konnte er in der reformierten Kirche Zug ein sehr grosses Publikum begrüssen. Bevor stand ein Programm mit wenig bekannten Werken von Schweizer Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts.

Hans Huber (1852–1921) war der erste Schweizer Spätromantiker, dessen umfangreiches Schaffen auch international einigermassen bekannt wurde. Sowohl als Komponist wie als Interpret widmete er sich den verschiedensten Musikgattungen, inspiriert oft von den führenden Komponisten seines Jahrhunderts.

Im viersätzigen langen Orgelstück nach Bibeltexten waren darunter vor allem Felix Mendelssohn, Johannes Brahms und Franz Liszt irgendwie präsent. Die Orgel-Instrumente der damaligen Zeit mit pneumatischer Traktur, welche die Tongebung leicht verzögerte, so wie der damals immer noch notwendige Kalkant (Balgtreter-Gehilfe), welcher einen leicht schwankenden Luftstrom erzeugte, bestimmten auch das Wesen der Komposition.

Wie eine selbstständige Orgelfantasie

Entgegen den geäusserten Befürchtungen hielt die Orgel trotz der Hitze spieltechnisch einwandfrei mit. Olivier Eisenmann entschied sich generell für ausgleichende Tempi, wie sie wohl auch vom Komponisten so gedacht waren. Die abwechslungsreiche Registrierung liess den umfangreichen ersten Satz wie eine selbstständige Orgelfantasie erscheinen. Reichlich Verwendung fand das Schwellwerk. Als Elemente des Barocks blieben etwa verschiedene lang gehaltene Orgelpunkte zu Beginn, so wie die im letzten Satz allerdings extrem verzögerte Rückkehr von der Dominante über verschiedene Zwischenstufen bis zur Tonika.

Weitgehend vergessen sind heute die mehrmals zwischen der Schweiz und Deutschland wechselnden Komponisten Theodor Kirchner (1823–1903) und Theophil Forchhammer (1847–1923). Kirchner komponierte vor allem für Klavier. Trotz 19 Jahren Organistendienst in Winterthur vermochte er sich mit diesem Instrument als Komponist nur wenig anzufreunden.

Kontraste – unterstützt durch eine entsprechenden Registrierung – bildeten die beiden Choralvorspiele zum gleichen Choral «Herzlich tut mich verlangen» von Forchhammer. Von dem im Engadin aufgewachsenen Otto Barblan (1860–1943) erklang eine Passacaglia in der klassischen Form mit wenig erweiterter Tonalität der immer stärker figurierten Begleitstimmen – so wie als Zugabe eine kurze Hymne in traditioneller Harmonie.

Gregorianische Motive

Das Schaffen von Paul Huber (1928–2001) ist im Kanton Zug vor allem durch die Uraufführung der Mahnruf-Kantate unter der Leitung von Paul Rohner (1991) bekannt geworden. Konsequent hielt sich Olivier Eisenmann an die Bitte des Komponisten, sein Werk über gregorianische Motive aus den Glockenklängen von St.Gallen durch die ganze Spieldauer fortissimo zu registrieren. Kontrastreicher wirkte dadurch das abschliessende, als Vision bezeichnete Stück von Heinz Wehrle (1921–2012) «Le Rideau Divin»: Zwei Eckpfeiler am Anfang und am Schluss wurden wie bei Paul Huber sehr kräftig registriert. Dazwischen folgten aber lyrische Zwischenteile in wechselnden Tempi und Klangfarben.

Trotz Hitze und für ein Orgelkonzert relativ langer Spieldauer blieb die innere Spannung beim Interpreten und beim Publikum bis zum Schluss gewahrt. (Text von Jürg Röthlisberger)

Hinweis
Das letzte Konzert der Zuger Orgeltage findet am Mittwoch, 22. Juni, um 19 Uhr in der Pfarrkirche Cham mit Tuomas Pirhönen aus Finnland statt.