Kulturraum in Seenähe ist in Planung

Kunst & Baukultur

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Ein denkmalgeschütztes Gebäude in Zug ist vielen durch den «Pizza Point» bekannt. Nun haben die Eigentümer damit einiges vor.

  • Das Haus an der Seestrasse 1 kann zwischen den höheren Nebengebäuden leicht übersehen werden. (Bild: Stefan Kaiser)
    Das Haus an der Seestrasse 1 kann zwischen den höheren Nebengebäuden leicht übersehen werden. (Bild: Stefan Kaiser)

Zug – Es ist unscheinbar, das Haus an der Ecke Seestrasse/Raingässli in Zug. Etwas verschämt steht es im Schatten des Verwaltungsgebäudes, in seiner ästhetischen Entfaltung eingeschränkt durch zwei höhere Nebenhäuser.

Um Ortsunkundigen seine Lage am schnellsten zu beschreiben, verweist man am ehesten auf Umliegendes: das «Gotthärdli» beispielsweise, oder die Vogelvoliere. Oder man erwähnt die Katze, die in der Gasse von der Fassade blickt. Oder den «Pizza Point», der sich lange im Ladenlokal dieses Hauses befand und jahrzehntelang ein sicherer Hafen für Heiss- beziehungsweise Späthungrige war.

Dieses Gebäude hat eine reiche Geschichte, die nun um ein Kapitel länger werden könnte. Nach Umbauten soll es als «grosszügiges Einfamilienhaus mit Arbeits- und Gästezimmern» dienen, heisst es im derzeit bei der Zuger Stadtverwaltung aufliegenden Baugesuch.

Ein Raum für Wissenschaft und Kultur

Im Ladenlokal ist ein «öffentlicher Raum» geplant. Dieser soll von den Eigentümern «für wissenschaftsfördernde und kulturelle Veranstaltungen» genutzt werden. Was das genau bedeutet, ist ungewiss. Die in der Zuger Vorstadt wohnhaften Eigentümer haben bis zum ­Abschluss dieses Artikels nicht auf die Anfrage unserer Zeitung reagiert.

Aussen am Gebäude dürfte gemäss dem Baugesuch nicht allzu viel vom Umbau zu sehen sein. Eine Ausnahme davon betrifft die seeseitige Lukarne – also den Erker mitsamt Fenster im Dach. Diese sei erst in den 1980er-Jahren zu Belichtungszwecken gebaut worden. Das ist insofern bemerkenswert, als das Haus unter Denkmalschutz steht. Laut den Unterlagen der Denkmalpflege wurde es in einer Zeit erbaut, als Leonardo Da Vinci einige besonders bekannte Werke malte (oder malen liess): 1480 bis 1490. Das hätten Datierungen des Holzes im Gebäude ergeben.

Über 500 Jahre später zog der «Pizza Point» im Ladenlokal des Hauses in Zug ein. 1996 stellte unsere Zeitung das Unternehmen, das später von anderen Personen übernommen wurde, vor. Nettes Detail: Eine normalgrosse Pizza Margherita kostete damals 10 Franken – bei Lieferung. Wer sie abholte, erhielt 10 Prozent Ermässigung.

Das Haus soll vor Unbill bewahrt werden

Zuvor wurden in diesem Lokal Haare geschnitten, Hemden gereinigt und vieles mehr. Nun steht das Erdgeschoss also leer, als Zeichen für etwas Neues, das da kommen mag.

Über dem Hauseingang im Raingässli hängt ein Schild, das zwar jüngeren Datums ist. Die Worte darauf hatten und haben aber wohl zu allen Zeiten Gültigkeit – wenngleich manche davon ungehört geblieben sind: «Gott, bewahre dieses Haus vor Wasser, Not und Feuer, vor Ämter-Planung und der Steuer.» (Text von Raphael Biermayr)