Von Freud und Leid, das Familie mit sich bringt

Theater & Tanz

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Seit langem voll ausverkauft: Comedy-Superstar Kaya Yanar war mit seinem neuen Programm Gast in der Ägerihalle.

  • Mimik und Gestik sind seine Stärke: Kaya Yanar in der Ägerihalle. (Bild Stefan Kaiser)
    Mimik und Gestik sind seine Stärke: Kaya Yanar in der Ägerihalle. (Bild Stefan Kaiser)

Unterägeri – Einen Stuhl braucht er normalerweise nicht, aber nachdem Kaya Yanar im August wegen offenbar fehlender Bänder seinen Metatarsalknochen gebrochen hat, sind ein paar Sekunden Sitzen auf der Bühne ganz gut für den ramponierten Fuss. Doch hat sich der deutsche Comedy-Superstar mit seinen mittlerweile 49 Jahren und dem damit einhergehenden einen oder anderen Zipperlein arrangiert und nutzt es gleich für den fast 30-minütigen Auftakt zu seinem aktuellen Bühnenprogramm «Fluch der Familie».

Seine Show in der zum Bersten vollen Ägerihalle am Mittwochabend war schon seit Wochen ausgebucht – der Ruf eilt dem türkischstämmigen, in der Schweiz wohnenden Deutschen stets voraus. Es ist der Ruf einer liebenswerten Rampensau, deren Humor vor allem auf Selbstwahrnehmung und Selbstironie fusst. Kayas Programme brauchen bloss wenige bis gar keine Seitenhiebe an Politik und aktuellem Weltgeschehen. Anecken ist nicht sein Ding – und wenn er sich mal bewusst zu einer Äusserung versteigt, die etwa nach Sexismus riecht, so weiss er sie in derselben Sekunde charmant zu entkräften. Die einzigen, die in «Fluch der Familie» ihr Fett abkriegen – man ahnt’s – sind sein leiblicher Vater, seine Mutter, sein Bruder und natürlich seine Frau. Mittlerweile ist Kaya Vater geworden. Genug Futter für zwei Stunden Lachkrämpfe. Seine 1,50 Meter hohe und 1,50 Meter breite Mama ist eine der Hauptdarstellerinnen. Immerhin ist sie schuld, dass Kaya heute nicht kochen kann. Sein Bruder? Der ist das pure Gegenteil von Kaya. Was ihm blieb: die Wahl, entweder Komiker zu werden oder in der Klapsmühle zu landen.

Und dann die Stationen der eigenen Familiengründung – Kindermachen, Schwangerschaft, Geburt, postnataler Sexentzug. Kaya hat’s nicht leicht. Und er ist auch so ganz und gar nicht der Mustertürke, sondern ganz nahe am Wasser gebaut und ein absoluter, wenn auch untalentierter Verführer – der den romantischsten Tag seines Lebens mit einem einzigen Furz torpediert («16 Stunden am Arsch!»).

Der schlagfertige Grimassenmeister mit dem Gummigesicht und Flatcap unterhält sein Publikum mit Sprüchen am Laufmeter, gibt sich wie immer nahbar und hat die Sympathie von Anfang an auf seiner Seite. Mit den Schweizern kann er’s eh gut: Seine Sicht auf Land und Leute war die Essenz seines ­letzten Programms «Reiz der Schweiz» – ein Bombenerfolg. Und Kaya lässt an diesem Abend denn auch durchblicken: Es wird eine Fortsetzung geben. (Text von Andreas Faessler)

Hinweis

Am 13. Januar 2023 gibt Kaya Yanar eine Zusatzvorstellung von «Fluch der Familie» in der Ägerihalle. Zum Zeitpunkt sind noch letzte Plätze verfügbar.