Ein Zuger Verein pflegt das Rätoromanisch

Dies & Das

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«Cultura Rumantscha en la Bassa» setzt sich für die rätoromanische Sprache und Kultur
in der Deutschschweiz ein. Mit einem grossen Chorprojekt startet der Verein seine Aktivitäten.

Zug – Die Mehrsprachigkeit ist eine der grossen Besonderheiten der Schweiz. Die «kleinste» der vier offiziellen Landessprachen, das Rätoromanisch mit seinen fünf Idiomen, kämpft heute um die Selbsterhaltung. Es wird nur noch von gut einem Fünftel der Bündner Bevölkerung gesprochen, war es vor 150 Jahren noch knapp die Hälfte. Überdies leben viele Romanischsprachige mittlerweile ausserhalb ihres Heimatkantons. Mit der Sprache droht auch die rätoromanische Kultur allmählich zu verschwinden. So setzten sich immer mehr Menschen, Interessensgruppen und Vereine für Pflege und Erhalt des Rätoromanisch sowie der innerhalb dieses Sprachraumes über Jahrhunderte gewachsenen Kultur ein. Zu den jüngsten Neugründungen ausserhalb Graubündens gehört der Zuger Verein Cultura Rumantscha en la Bassa (auf Deutsch: romanische Kultur im Unterland). Sein Zweck ist es, in der Deutschschweiz kulturelle Anlässe zu organisieren, bei denen die vierte Landessprache im Mittelpunkt steht.

Drei Spitzenformationen aus Graubünden

Gründer des im vergangenen November aus der Taufe gehobenen Zuger Vereins ist Corsin Derungs. Geboren und aufgewachsen in der Surselva, lebt der kulturaffine Bündner mit Vorliebe für Chormusik seit rund 50 Jahren im Kanton Zug. Vor kurzem hat er nach über zehnjähriger Amtszeit das Präsidium des Chors Rumantsch Zug weitergegeben. «Es ist einer von drei romanischsprachigen Chören im Unterland, welche die Pandemie überlebt haben», sagt Derungs. «Davor hatte es noch sechs gegeben.» Hier soll nun angeknüpft werden: Mit hochkarätigem Chorgesang will Derungs die Aktivitäten von Cultura Rumantscha en la Bassa starten. Dank Kontakten in seinen Heimatkanton hat er drei der besten Bündner Chöre für ein gemeinsames Konzert im Kanton Zug gewinnen können. Damit verwirklicht er zugleich ein Vorhaben, das er schon länger verfolgt hatte. Bei der Organisation des grossen Konzertes «Grischun canta! – Graubünden singt!» in der Chamer Pfarrkirche am 22. April kann Corsin Derungs auf den fachlichen Beistand seines «Landsmannes» Armon Caviezel zählen. Der aus dem Domleschg stammende Caviezel lebt ebenfalls seit über 50 Jahren im Kanton Zug, leitet den Chor Bruder Klaus Oberwil und ist Experte der Schweizer Chorvereinigung SCV.

«Schaufenster für Bündner Chorgesang»

Der Fachmann versichert: «Mit den drei geladenen Chören haben wir die oberste Liga der Bündner Chorlandschaft bei uns zu Gast.» Namentlich sind es der Männerchor Ligia Grischa, der gemischte Chor Cantus Firmus Surselva und der Bündner Jugendchor. Letzterer gehört laut Armon Caviezel zu den besten seiner Art landesweit. Das Programm ist spannend und vielversprechend. «Es besteht zu einem grossen Teil aus neuer romanischer Chorliteratur», sagt Corsin Derungs. «Geschrieben von Komponistinnen und Komponisten mit Muttersprache Rätoromanisch. Das Konzert wird ein wahres ‹Schaufenster› für neuzeitlichen Bündner Chorgesang.» Für zwei Lieder im Programm hat der Zuger Komponist Cyrill Schürch die Musik beigesteuert.

Auftritte ohne Instrumentalbegleitung

Mit der Chamer Pfarrkirche St. Jakob hat der Verein einen idealen Aufführungsort gefunden, sind Derungs und Caviezel überzeugt. Der Raum sei mit seinen Dimensionen wie gemacht für grossformatige Chorkonzerte. In Cham werden die drei Chöre einzeln und ohne Instrumentalbegleitung auftreten, wobei der Wechsel jeweils in Form einer «überschneidenden» Darbietung vonstattengeht: Es beginnt der Männerchor. Mit dem folgenden gemischten Chor wird er ein Lied gemeinsam singen. Der gemischte Chor wiederum wird nach seinem Part mit dem Jugendchor eine Programmnummer interpretieren. Quasi fliessend gehen die einzelnen Auftritte so ineinander über. Steht dieses von der öffentlichen Hand breit unterstützte Konzert am Anfang der Vereinstätigkeiten, so sollen künftig weitere Sparten der Kultur in den Fokus der Aktivitäten rücken, sofern sie mit dem rätoromanischen Sprachraum in Verbindung stehen. «Zielgruppe sind alle, die Romanisch reden, sowie auch all die vielen Anhänger unserer schönen Sprache», hält Vereinsgründer Corsin Derungs abschliessend fest. Hinweis Grischun canta! Konzert in der Pfarrkirche Cham am Samstag, 22. April, um 19.30 Uhr. Tickets ab 40 Franken. Abendkasse oder Vorverkauf über www.ticketcorner.ch (Text von Andreas Faessler)