Werk weckt eigene Erinnerungen

Kunst & Baukultur, Dies & Das

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Mitarbeitende von Zuger Institutionen erzählen über ihr Lieblingskunstwerk.

  • Friederike Müller neben ihrem Lieblingswerk: Die Videoarbeit von Aleksandra Signer. (Bild PD)
    Friederike Müller neben ihrem Lieblingswerk: Die Videoarbeit von Aleksandra Signer. (Bild PD)

Zug – Dieser Artikel ist in der Ausgabe April 2021 des Zug Kultur Magazins erschienen. Hier geht es zu den weiteren Berichten über Lieblingskunstwerke.

Friederike Müller, Kunsthaus Zug, Zug

«In der aktuellen Ausstellung ‹ZuZug aus Osteuropa. Positionen der Sammlung› werden zum ersten Mal grössere Werkgruppen mittel- und osteuropäischer Kunstschaffender mehrerer Generationen aus der eigenen Sammlung gezeigt. Eine besondere Entdeckung für mich ist die ­Videoarbeit von Aleksandra Signer, sie heisst ‹Krampnitz›. Krampnitz ist ein Ortsteil von Potsdam und ein ehemaliges Kasernengelände. Seit 1991, nach dem Abzug der sowjetischen Truppen, ist das Areal verlassen.

Eindrücke festgehalten
1994 kam die aus Polen stammende Künstlerin Aleksandra Signer mit ihrem Mann Roman Signer und einigen Kunstschaffenden zu diesem Ort, um ihn für eine Gruppenausstellung zu erkunden. Ich folge also beim Betrachten des Videos Aleksandra Signers Rundgang über das Gelände an einem heiteren Sommertag. Es ist ihr Blick auf Details, der mich fasziniert und der die Atmosphäre der ersten Jahre nach der Wende so anschaulich einfängt: Abblätternde Farbe, aber noch ist das Gesicht Lenins in strahlenden Farben erkennbar.

Erinnerung durch fremde Augen sehen
Schaut man länger zu (die Videoarbeit dauert 19  Minuten), entdeckt man Personen, hört Geräusche, Gegenstände fallen oder verfangen sich. Jedes Mal wenn ich wieder vor das Video trete und ein paar Momente zuschaue, entdecke ich etwas Neues und fühle mich in die Zeit ­Anfang der 1990er-Jahre zurückversetzt, als ich selbst viel in Ostdeutschland unterwegs war. In einem persönlichen Gespräch erzählte mir Aleksandra Signer, dass sie das Video damals mit ihrer neuen Kamera gedreht hat.
Die Technik des Geräts war ihr noch nicht so vertraut, aber sie hatte Spass daran, einfach auszuprobieren und zu filmen. Es sind Momente wie dieses Gespräch, die meine Arbeit im Kunsthaus Zug zu etwas Besonderem machen.»

«Krampnitz» von Aleksandra Signer
Videoarbeit, 19’ 14’’, 1994, Kunsthaus Zug