Der besondere Auftakt glückt

Musik

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Bei der Zuger Chornacht boten 36 Gruppen kurzweilige Eindrücke in ihr Repertoire auf neun Bühnen in der Altstadt.

  • Chorisma singt auf der Bühne beim Landsgemeindeplatz. Bild: Alexandra Wey (Zug, 13. 9. 2025)
    Chorisma singt auf der Bühne beim Landsgemeindeplatz. Bild: Alexandra Wey (Zug, 13. 9. 2025)

Zug – Im grossen Saal des Theater Casino Zug ist es dunkel. Die 22 Sänger und Sängerinnen des Chors Xang stehen in Reihen gestaffelt auf der Bühne und singen ihr zweites Lied Euphorisch depressiv. Hinter einer hüfthoch herabgelassenen Soffitte halten sie Taschenlampen und beleuchten von unten herauf ihre Gesichter.

Im dritten Lied De Sog verbalisieren sie die Szenerie, vor der sich das Lied abspielt – eine Art Wortkulisse. Für das Hexenlied kommen sie miauend herein und performen unter einem hängenden Reisigbesen den nächtlichen Hexenritt auf den Pfannenstiel. Und im letzten Lied Das Postauto nehmen sie wie ÖV-Passagiere, angetan mit Reiseaccessoires, auf Bänken hintereinander Platz; die vorderste Person hält ein Steuerrad. Diese szenischen Bilder illustrieren insgesamt sieben Lieder von Thomas Hürlimann – begleitet von einer vierköpfigen Band mit Piano, Bass, Saxofon und Schlagzeug unter der Leitung des Luzerner Musikers, Arrangeurs und Komponisten Stefan Jimmy Muff. Teilweise in Mundart, bilden die Lieder eine girlandenartige Collage. Die Musik aus Muffs Feder schöpft aus diversen Genres.

Lieder als Vorspiel zu De Franzos

Diese Uraufführung ist eine Koproduktion des Theater Casino Zug und des Vereins Zuger Chornacht – und gleichzeitig die Eröffnung der Spielzeit 2025/26. Wir wollten als Auftakt etwas Spezielles, so Yvonne Mäder-Schürmann, künstlerische Leiterin der Zuger Chornacht, bei der Begrüssung. Weil das Theater Casino dieses Jahr den 75. Geburtstag des Zuger Schriftstellers Thomas Hürlimann mit einer Neuinszenierung von dessen Stück De Franzos im Ybrig feiert, entstand die Idee, Lieder des Autors zu vertonen und von einem Zuger Chor aufführen zu lassen, erfährt man von Intendantin Ute Haferburg.

Wir starteten eine Umfrage bei Chören, von denen wir wussten, dass sie sich auf ein szenisches Abenteuer einlassen würden, so Mäder. Der Chor Xang sagte rasch zu, ohne zu wissen, was auf ihn zukam. Co-Präsident Philippe Koller beschreibt es so: Wir sind bekannt dafür, ungewöhnliche Projekte zu stemmen, wollen berühren und überraschen, und haben es als Privileg angeschaut, dieses Projekt umsetzen zu dürfen.

Der personifizierte Konnex zum Franzos im Ybrig ist dessen Regisseur Christoph Haering. Er begab sich im Literaturarchiv Bern auf die Suche nach alten Hürlimann-Liedern: Es handelt sich um gedichtartige Texte; ein paar wurden bereits als Lieder verfasst oder entstammen dem Stück De Franzos.

Die Gesangsproben unter Muffs Leitung begannen im Frühling, und beim Zuschauen entwarf Haering die Inszenierung. Da die Xang-Mitglieder keine Profi-Darsteller sind, konnte ich sie schauspielerisch nicht überfordern. Das Ziel war daher, Text und Musik in szenische Bilder einzubetten und diese mithilfe von Licht zu verstärken. Mit insgesamt 70 Wechseln spielt denn auch das Licht während der rund 45-minütigen Aufführung eine Hauptrolle.

Reiches Zuger Chorschaffen

Nach diesem Auftakt wirft man sich in die Gassen der Altstadt und wird geradezu überwältigt von der Vielfalt des Zuger Chorlebens: Im Festsaal des Theater Casino Zug, auf Bretterbühnen in der Schwanengasse, der Platzwehri und dem Stadtgarten, in der Liebfrauenkapelle, der Kirche St. Oswald, dem Burgbachsaal, dem Museum Burg Zug und der Bibliothek Zug: Zug singt!, was das Zeug hält. Die musikalische Lust schwebt ab 18 Uhr als Klangteppich über Plätzen und Strässchen. Das begleitende gastronomische Angebot trägt dazu bei, dass sich bald Menschenmengen durch die Gassen drängen.

Da sind die grossen ambitionierten Chöre wie Audite Nova, Zuger Kammerchor oder Cantori Contenti, die Chöre verschiedener Musik- und Singschulen, die sprachlich oder musikalisch spezialisierten wie der Chor Rumantsch, English Theater Show Choir, Bel Canto Choir, Zug Voices, Gospelchor Bonstetten oder die Linden
Singers Neuheim. Ein weitgespannter Bogen zwischen Volksmusiktraditionen (Trachtengruppen und Jodlerclubs, Cellolitas), geistlicher Musik (Kirchenchor Walchwil, Choralschola St. Johannes, Camerata St. Michael) und modern-weltlichen Klängen mit breitem Spektrum (The Red, Riffi singt!, Lusigando Chor, vocal emotions, Chor Zug, Chorisma, Kleiner Chor Zug – a cappella).

Aus Frauen- und Männerstimmen (Männerchöre Zug-Cham, Boys Choir Seniors, Shanty Chor Aegeri, Pepper Voices, Tonique – The Singing Ladies, Vocal Monday) – entsteht ein Konzert aus vollen Kehlen. Dieses wird ab 22.40 Uhr mit einem offenen Singen auf dem Landsgemeindeplatz abgeschlossen. (Text: Dorotea Bitterli)