Grosse Freiheit zum Festivalfinale
Musik
Mit einem Konzert nach Ansage sorgten Violinist Gilles Apap und Akkordeonistin Myriam Lafargue für den fulminanten Schlussakkord der diesjährigen «Sommerklänge» im Kunst-Cluster Zug.
Zug – Die «Sommerklänge» haben sich am Sonntagabend als Bühne der musikalischen Freiheit bewiesen. Die Location – das ehemalige V-Zug-Areal, das industrielle Geschichte mit moderner Kunst verbindet – bot eine faszinierende Kulisse für das Konzert. Wie immer bei den «Sommerklängen» gab es zunächst eine Einführung zum Ort, gelungen und pointiert vorgetragen von Luca Froelicher, versierter Dokfilmautor und Wirtschaftshistoriker.
Als krönender Abschluss der diesjährigen Konzertreihe führten Gilles Apap und Myriam Lafargue das Publikum durch einen Abend voller musikalischer Entdeckungen. Apap, der eher extrovertierte Violinist mit französisch-algerischen Wurzeln, beeindruckte von der ersten Sekunde an. Bekannt für seine Fähigkeit, traditionelle Musikstile mit modernen Elementen zu verbinden, zeigte sich seine musikalische Spielweise geprägt von technischer Brillanz und einem tiefen Verständnis für die emotionale Kraft der Musik.
Musikalische Vielfalt und Harmonie
An seiner Seite präsentierte Myriam Lafargue ihr aussergewöhnliches Talent am Akkordeon, ein Instrument, das in der klassischen Konzertszene eher selten zu finden ist. Doch Lafargue demonstrierte eindrucksvoll, wie vielseitig und ausdrucksstark es sein kann. Sie meisterte die Herausforderung, die in der gleichzeitigen Kontrolle von Balgbewegungen, Tasten und Knöpfen besteht, mit erstaunlicher Leichtigkeit und viel französischem Charme – oft begleitet von einem verschmitzten Lächeln. Ihr Spiel, das sowohl kraftvolle Dynamiken als auch subtile Nuancen umfasste, verlieh dem Konzert eine spannende Klangtiefe.
Die Harmonie zwischen Apaps «zugänglicher» Violine und Lafargues introvertiertem, aber kraftvollem Akkordeon war bemerkenswert. Ihr Zusammenspiel schuf eine einzigartige Klanglandschaft, die das Publikum durch verschiedene musikalische Welten führte. Die beiden Künstler hatten die Freiheit – daher auch der Name des Programms –, ein Repertoire zu wählen, das ihre individuellen Stärken betonte und ihre Fähigkeit zur musikalischen Zusammenarbeit unter Beweis stellte. Diese Carte blanche erlaubte es ihnen, verschiedene Stile und Epochen zu erkunden, von traditioneller Folklore bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen.
Mehr als nur ein Festival
Es ist schwierig, irgendwelche Highlights des Abends hervorzuheben; die Darbietung als Ganzes war in sich perfekt. Apaps und Lafargues Interpretation der Volkstänze von Béla Bartók war faszinierend: Die Violine verkörperte die Energie und Vitalität, die Bartóks Kompositionen so einzigartig machen, während Lafargue eine harmonische Grundlage schuf, welche die folkloristischen Melodien mit einer tiefen, resonanten Klangfarbe verstärkte.
Madeleine Nussbaumer, treibende Kraft hinter den «Sommerklängen», zeigte sich im kurzen Pausengespräch am Sonntagabend äusserst zufrieden mit der Aufführung. «Die ‹Sommerklänge› sind ja mehr als nur ein Festival», erklärte sie. «Wir geben Künstlern wie Gilles Apap und Myriam Lafargue eine Plattform, auf der sie ihre musikalische Vision ohne Einschränkungen präsentieren können. Es ist uns wichtig, nicht nur etablierte Künstler, sondern auch neue Talente zu fördern und Raum für kreative Freiheit und musikalische Innovation zu bieten.» Ihr Erfolgsgeheimnis liegt in der Auswahl der Künstler und Orte, die Kreativität und Innovation fördern. Genau dieses Engagement für Qualität und Innovation machte und macht die «Sommerklänge» zu einem herausragenden Festival, das immer wieder neue Massstäbe setzt.
Insgesamt war das Konzert «Die Grosse Freiheit» ein beinahe schon triumphaler Erfolg, der die künstlerische Vision der «Sommerklänge» perfekt verkörperte. Als finales Konzert der diesjährigen Reihe bot es einen eindrucksvollen Abschluss, der das Publikum sowohl inspiriert als auch begeistert zurückliess. Wir freuen uns bereits auf die «Sommerklänge» 2025. (Text von Haymo Empl)