Dieses Jahr dreht sich alles ums Holz

Dies & Das

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Das Zuger Neujahrsblatt 2022 macht sich «auf dem Holzweg» und erzählt spannende Geschichten.

Zug – Wieder einmal ist der Neujahrsblattkommission eine Überraschung gelungen. Die neueste Ausgabe befasst sich mit einem alten Werkstoff, der heute immer noch sehr geschätzt wird – das Holz. Es erkundet die «hölzige» Region Zug und ihre Menschen: Bauen mit Holz hat bei uns seit rund 4500 Jahren Tradition. In den Geschichten wird das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Es geht um den Zuger Wald, das Bauen mit Holz, um Handwerksbetriebe oder um Holzschnitte und -Objekte, welche die mannigfaltige Verwendung dieses Materials aufzeigen.

Am Mittwochabend lud die Gemeinnützige Gesellschaft Zug (GGZ) im gut besetzen Burgbachsaal zur Vernissage des Neujahrsblattes 2022 mit dem Titel «Auf dem Holzweg» ein. Zur Begrüssung sagte Peter Brändli, Mitglied der Kommission: «Die GGZ ist nicht auf dem Holzweg.» Und man soll sich nicht davor abschrecken lassen, unter die Rinde zu schauen. Für die neue Ausgabe dankte er besonders Kommissionspräsidentin Sabine Sauter und dem Redaktor Dieter Müller.

Es ist auch ein Wirtschaftsfaktor

Mit launigen Worten machte Remo Hegglin die Anwesenden gluschtig auf die Texte, indem er zwei Autoren und einen Porträtierten vorstellte. Christoph Affentranger sprach über das Bauen mit Holz, das zugleich die Entwicklung der Werkzeuge beinhaltet, vom Steinbeil der Frühzeit bis zur Computertechnik. Er zeigte auf, wie sich über Jahrzehnte die Bauformen veränderten und die Materialien innovativer wurden. Heute spiele der Nachhaltigkeitsgedanke eine wichtige Rolle. So werde auch in der Region Zug der Werkstoff Holz vermehrt eingesetzt: «Die neuen Bauten der Suurstoffi Rotkreuz und Verzinkerei Zug finden schweiz- und weltweit Beachtung.»

Michael van Orsouw hat sich im Blatt mit dem Holz als Wirtschaftsfaktor befasst und in der Lokalgeschichte der Holzverarbeitung und dem bürgerlichen Wohnen nachgespürt. Mit historischen Bildern und lebendigen Schilderungen zeigt er auf, wie in der Untermüli um 1910 der Däne Barrett eine Holz- und Stielwarenfabrik mit Dutzenden Angestellten aufbaute, wie der Bürgertischler Josef Nussbaumer mit einem Katalog voller Möbelzeichnungen Werbung machte, und wie der Schreinermeister Josef Burkard Baumgartner zum Pionier wurde – er hatte als Störschreiner begonnen und baute die heute grösste Schweizer Fensterfabrik auf.

Es gibt noch Leute, die echten Berufsstolz empfinden, so wie Zimmermann Jakob Windlin, der humorvoll erzählte, wie er statt ins Büro zu gehen, sich für eine Zimmermannslehre entschied. Heute absolviert er die Berufsmatura und vermisst, wie er verkündete, die Gemeinschaft auf der Baustelle. «Das Mitenandschaffe ist das Schönste», meinte der junge Mann und strahlte. Er wurde von seiner Mutter Sabine Windlin für das Heft zusammen mit zwei anderen Berufskollegen porträtiert. Sie schreibt zudem über den Zuger Wald – «phänomenal multifunktional». Der sei nicht nur Holzlieferant, sondern biete auch Schutz vor Naturgefahren, sei zentral für die Biodiversität und werde als Erholungsraum und Sportareal genutzt.

Facettenreiche Thematik

Die Museen Burg und Urgeschichte erweisen sich auch hier als wahre Fundgruben. Sie stellen aussergewöhnliche Holzobjekte aus ihren Sammlungen vor. Der Journalist Andreas Faessler befasst sich in Text und Bild mit Bänkli und findet: «Auch das ist ein Zuger Kulturgut.» Wie facettenreich das Thema ist, verdeutlicht der humorvolle Text «Alles andere als Holzköpfe» von Esther Studerus, indem sie vier Zuger Persönlichkeiten erzählen lässt, weshalb es so schön ist, auf dem «Holzweg» zu sein. Und wie Holzwege zu Chancen werden, ist bei Kristina Gysi zu erfahren. Die Carte blanche löste diesmal die Künstlerin Brigitt Andermatt mit Holzschnitt-Collagen ein, zu denen sie auf einem Waldspaziergang inspiriert wurde. Auch typografisch ist die 104-seitige Ausgabe mit dem «borkigen» Einband, den schönen Schriften und den englischen Texteinlagen ein Bijou geworden. (Monika Wegmann)

www.zugerneujahrsblatt.ch