Jedes Bild führt ihn ins Ungewisse

Kunst & Baukultur

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Der Zuger Jürg Wylenmann zeigt Malerei aus 30 Jahren – in der Galerie Renggli und der Altstadthalle.

  • Der Blick in die Weite. (Bild Roger Zbinden)
    Der Blick in die Weite. (Bild Roger Zbinden)

Zug – Eintauchen in die farbige Bilderwelt von Jürg Wylenmann – für die Retrospektive hat er sein Archiv durchforstet. «Das Schwerste war die Auswahl aus einigen hundert Werken», sagt der 73-jährige Künstler lachend. So sind nun rund 70 Werke an zwei Orten ausgestellt: Am vergangenen Samstag fand in der Altstadthalle und in der Galerie Renggli die Vernissage statt. Bei Renggli führte die Kunsthistorikerin Sibylle Omlin in das Werk Wylenmanns ein. Sie hob dabei hervor, dass seine Malerei kein Feld der geometrischen Auseinandersetzung geworden sei, sondern vielmehr sei sie ein Terrain der Freiheit geblieben, wo sich Farbe und Form frei begegneten.

In beiden Ausstellungen wird dies deutlich, Jürg Wylenmann hat mit verschiedenen Stilen experimentiert, von der abstrakten Komposition bis zum Landschaftssujet mit impressionistischem Flair, das mit dem Lichteinfall spielt. So wie die neue Serie «Flow», die mit pastelligen Farben sommerliche Stimmungen verbreiten. Er wählt selten grelle Farben und bevorzugt eher die Naturtöne. «Die Natur spielt bei mir eine grosse Rolle. Heute wird alles schnell fotografiert. Aber ich liebe es, zu malen. Das ist vielleicht altmodisch, denn die Entstehung geht langsam, doch der Weg ist mir wichtig.» Und er male nie nach Plan, sondern spüre seinen Emotionen nach. «Ich suche je nach Situation nach der richtigen Form. Der Anfang ist schwierig, fertig ist das Bild erst, wenn ich es mehrmals überprüft habe, es muss stimmen. Dann geht es weiter zum nächsten Bild, und es ist reizvoll zu erleben, was mit mir passiert, welche Emotionen ausgelöst werden. Als Beispiel erwähnt er die Serie mit den wolkenähnlichen Sujets. «Auch hier hatte ich keinen Plan, mit jeder Arbeit starte ich ins Ungewisse. Das ist spannend.»

Die andere Seite Wylenmanns

Die älteren Werke der Serie Blacki mit den Variationen von abstrakten und monochromen Farbfeldern zeigen noch eine andere Seite des Künstlers. Auch diejenigen Bilder der Bodeninstallation im Dachgeschoss der frisch sanierten Altstadthalle sind im grauschwarzen Duktus locker gehalten und ihre Formen, wie im Zwiegespräch mit den Balken, reduziert. Noch immer ist Jürg Wylenmann auf der Suche, aber nicht nach einem Stil. «Das ist nicht wichtig. Mir geht es in der Malerei um Qualität, Technik, Kompaktheit, und die Aussage muss stimmen.» Die Präsentation der Werke ist an beiden Orten nicht chronologisch geordnet, meist sind sie aus den letzten Jahren. Er findet, dass sich seine Malerei weiterentwickelt hat, sich nun «luftiger und leichter» darbietet: «Anfangs war mein Ausdruck expressiver, heute suche ich die Transzendenz. Wenn ich mich einem Thema widme, ist das wie ein Lebensfluss.» (Monika Wegmann)

Hinweis
Die Ausstellung von Jürg Wylenmann läuft in der Altstadthalle bis 1. September und in der Galerie Renggli, Zug, bis 2. Oktober. Die Öffnungszeiten: Mi bis Fr 14 bis 18 Uhr, Sa 10 bis 16 Uhr, So 29. August und 5. September 13 bis 17 Uhr.