Zuger Chesslete vor ungewisser Zukunft

Brauchtum & Geschichte

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Ab 2029 sollen frische Kräfte den Fasnachtsanlass organisieren. Doch bildet sich kein neues OK, «war’s das».

  • Ein Highlight der Chesslete: der grosse Umzug. Bild: Maria Schmid (Zug, 27. 2. 2025)
    Ein Highlight der Chesslete: der grosse Umzug. Bild: Maria Schmid (Zug, 27. 2. 2025)

Zug – Die Zuger Chesslete, der Startschuss für die Zuger Fasnacht, steht auf der Kippe. «Wenn sich kein neues OK bildet, war’s das», schreibt der Verein in einer Mitteilung. Nicht in diesem Jahr oder im nächsten Jahr, aber doch in naher Zukunft: 2028 steht die 50. Ausgabe an, danach müsse ein neues Team die Organisation an die Hand nehmen. «Eins ist sicher: Eine Chesslete 2029 wird nicht mehr vom heutigen OK organisiert», heisst es.

Der Grund für diese Ansage: Ein Grossteil der acht OK-Mitglieder ist bereits seit zehn Jahren dabei, das dienstälteste Mitglied sogar seit über 25 Jahren. «Die Stimmung im OK ist zwar bestens, aber es ist definitiv Zeit für einen Generationenwechsel. Das Fest lebt von den Jungen», sagt Präsident Jascha Hager. Der 48-Jährige ist seit über 20 Jahren mit dabei: 2001 trat er dem OK bei, 2003 wurde er Präsident.

Verstärkung fürs Jubiläum gesucht

Darum sucht der Verein nun nach «motivierten und einsatzbereiten Fasnachtsbegeisterten». Hager hofft, dass sich sechs bis acht neue Leute finden, die den «Karren weiterziehen». «Je mehr Mitglieder das OK hat, desto weniger Aufwand für die einzelne Person», sagt Hager. Er weiss, wovon er spricht: Neben dem Präsidium kümmert er sich aufgrund von Vakanzen ums Marketing und um die Koordination der Stand- und Barbetreiber.

Auch mit Blick auf das 50-Jahr-Jubiläum wäre Verstärkung willkommen: «Wir wollen etwas Grosses auf die Beine stellen – aber das braucht Ressourcen.» Konkretes zum Jubiläum kann Hager aktuell jedoch noch nicht sagen, dafür ist die Ausgabe noch zu weit weg.

Klar ist: Die neuen Mitglieder müssen nicht bei null anfangen. Die Abläufe seien bekannt, die Pflichtenhefte geschrieben. Ausserdem würde das bisherige OK Unterstützung leisten, um den Wissenstransfer zu gewährleisten. «Wir verschwinden nicht von der Bildfläche», so Hager. Man sei auch bereit, ein oder zwei Jahre über das Jubiläum hinaus im Hintergrund mitzuhelfen. Und, betont er: «Wenn eine Gruppe kommt, die etwas Neues machen will, stehen wir nicht auf die Bremse.» Die Zuger Chesslete ist nicht alleine mit ihrem Nachwuchsproblem. «Auch die Guggen haben Mühe, ihre Vorstände zu besetzen», sagt Hager. Das spüre auch das OK, dessen Mitglieder fast alle aus den Guggen stammen. Dazu komme: Wer aus beruflichen oder familiären Gründen bei einer Gugge aufhöre, sei oft kaum mehr zurückzugewinnen für ein ehrenamtliches Engagement wie im OK der Chesslete, so Hager.

Über die Gründe für den Nachwuchsmangel kann Hager nur mutmassen. Viele seien nicht mehr bereit, sich langfristig zu binden, vermutet er. Auch seien die Biografien heutzutage nicht mehr so konstant wie einst. «Auf einen beruflichen Wechsel folgt oft auch ein privater Wechsel», sagt Hager. Das Chesslete-OK habe so diverse Mitglieder verloren: Leute, die nach Luzern gezogen seien oder sich beruflich selbstständig gemacht hätten.

Dabei könne man von einem solchen Einsatz für die Zuger Fasnacht nur profitieren, findet Hager. Über die Jahre habe er sich ein grosses Beziehungsnetz aufbauen können. «Das hilft mir auch sonst, etwa im Beruf», sagt er. Auch die Erfahrung, einen solchen Anlass aufzubauen und zu organisieren, möchte er nicht missen. «Es ist ein Engagement, bei dem ganz viel zurückkommt.»

«Es wird etwas entstehen»

Auf den Aufruf hin hat das OK bereits einige Rückmeldungen erhalten, eine Person habe auch konkretes Interesse angemeldet, so Hager. Insgesamt sei der Rücklauf bis jetzt jedoch noch nicht überwältigend gewesen. Beunruhigen tut ihn das aber nicht: «Bei den Guggen und den Fasnachtsgesellschaften ist zurzeit ohnehin nicht viel los. Wir hoffen, dass unsere Situation später im Jahr vermehrt thematisiert wird.» Noch habe man Zeit.

Kann er sich vorstellen, dass es dereinst keine Chesslete mehr gibt in Zug? «Es ginge auch ohne, aber es würde etwas fehlen», sagt Hager. Ohnehin ist er überzeugt, dass es genügend Leute gebe, denen die Chesslete so wichtig ist, dass sie am Leben bleibt. «Es ist auch möglich, dass etwas Neues entsteht – aber etwas wird entstehen.» Text von Tobias Söldi