Als der Steinbock aus dem Wappen verschwand

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Die Geschichte des Steinhauser Wappens ist bewegend. Die Darstellung regte auch zu Streichen an und bescherte den Kindern einen speziellen Spitznamen.

Steinhausen – Das Steinhauser Wappen ist ein sogenanntes redendes Wappen. Das heisst, es spielt auf den Namen an oder stellt ihn dar. Im genannten Fall ist es ein hochspringender, schwarzer Steinbock der auf einem Dreiberg steht. Im «Wappenbuch des Kantons Zug» sehen Albert Iten und Ernst Zumbach den Zusammenhang mit den ausgestorbenen Stadtzuger Geschlechtern Steiner und Steinmann sowie dem noch lebenden Baarer Geschlecht Steiner, auf die der Gleichklang des Namens zurückzuführen sei.

Das Historisch-Biographische Lexikon der Schweiz von 1931 beschreibt das Wappen: «in Gold ein stehender brauner Steinbock». Das ist heute nicht mehr so, wie ein Blick ins Wappenbuch zeigt, dort steht: «in Weiss auf Dreiberg ein aufrechter schwarzer Steinbock». Doch nicht nur die Farbe hat zwischenzeitlich geändert, um 1798 musste gar der Steinbock selbst aus dem Schildfeld verschwinden. 

Nur noch die Anfangsbuchstaben erlaubt

Da die Regierung der Helvetischen Republik (1798 bis 1803) nicht viel von gemeindlichen Eigenwilligkeiten hielt, liess sie nur das Kantonsschild gelten. Das heisst, der Gemeinde wurde lediglich erlaubt, im Zuger Wappen die Anfangsbuchstaben des Gemeindenamens einzusetzen. Alt Gemeindeschreiber Armin Hof­stetter-Jans meint in seinem 1988 erschienenen Buch: «Die Steinhauser mochten sich mit den Buchstaben ST nicht einfach abfinden. Sie fügten dem Wappen zwei Steinböcke als Schildhalter bei.» Im Verlauf des 19. Jahrhunderts kehrte das einzelne Tier wieder zurück. Doch der blaue Zuger Wappenbalken als Hintergrund wurde bis weit ins 20. Jahrhundert hinein beibehalten. Diese Art des Wappens ist etwa am Schulhaus Sunnegrund I in Stein gehauen. Im Zuger Kantonsratssaal sind die Mehrheit der Gemeindewappen – so auch das Steinhauser – mit dem blauen Balken im Hintergrund dargestellt.

Zu einer selbstständigen Gemeinde wurde Steinhausen ab 1798, denn bis zum Ende der ­Alten Eidgenossenschaft war sie eine Vogtei der Stadt Zug. Woher der Name Steinhausen stammt, kann nicht mit Sicherheit geklärt werden. In Albert Itens Buch «Zuger Namensstudien» werden die Namen Steinhusin und Stainhusen im 12. und 13. Jahrhundert genannt. Das Wort «Steinhusin» steht für eine Gruppe gemauerter Häuser. Weiter wäre auch möglich, dass der Name vom Geschlecht Steinhuser kommt. Im «Zuger Neujahrsblatt» 1943 wird auch die Frage aufgeworfen, ob der Name von abgelagerten Steinblöcken vom Reussgletscher stammt. Für die Darstellung auf dem Gemeindewappen wären somit auch ein Steinhaus oder Steinblöcke passend gewesen.

Der Ausdruck «Bauele-Böck»

Die Darstellung des Steinbocks hat auch Nachtbuben für Streiche auf den Plan gerufen. So schreibt die «Zuger Zeitung» 1995, dass ein paar Tage vor der Einweihung des Schulhauses Sunnegrund 1937 das Steinhauser Wappen am Gebäude mit Baumwollstücken «dekoriert» worden sei. So sei der Ausdruck «Bauele-Böck» entstanden, erinnert sich Armin Hofstetter-Jans in der besagten Ausgabe. Daraufhin waren die Kinder in anderen Gemeinden als «Bauele-Böck» verschrien. (Andrea Muff)

Hinweis
In der Serie «Zuger Wappen» stellen wir in loser Folge die Wappen der elf Zuger Gemeinden vor und lassen sie durch einen Zuger neu interpretieren.