Kulturblick Schule: Marion Arnold, Buchhändlerin und Literaturpädagogin

Literatur & Gesellschaft, Vermittlung

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Kulturblick Schule aus dem Zug Kultur Magazin, Ausgabe Oktober 2023, Seite Schulen: Marion Arnold, 48, Vorstandsmitglied Abraxas Festival Zug, Buchhändlerin und Literaturpädagogin, Zürich

  • Marion Arnold ist beim Abraxas Kinder- und Jugendliteratur-Festival für das Programm zuständig. (Bild PD)
    Marion Arnold ist beim Abraxas Kinder- und Jugendliteratur-Festival für das Programm zuständig. (Bild PD)

Zug – «Die Kultur ist wichtig an der Schule, weil sie die reine Wissensvermittlung ergänzt. Ich habe beobachtet, dass den Schüler:innen die Abwechslung gut gefällt. Sie mögen es, das Schulzimmer zu verlassen und ausserschulische Lernorte zu besuchen. Der Wechsel der Lokalität in eine andere Umgebung, in ein anderes Setting, bietet neue Möglichkeiten. Beispielsweise können sich die Schüler:innen in der Bibliothek frei bewegen und es gibt eine riesige Auswahl an Büchern. Da kann man aus dem Vollen schöpfen – es sind nicht nur die paar Bücher, die ich mitbringe.

Ein Vermittlungsangebot, welches ich sehr oft mit Oberstufenklassen gemacht habe, sind die Escape-Workshops. Die Idee hinter den Workshops ist, dass die Jugendlichen die Bibliothek auf eine andere Art und Weise kennen lernen, dass sie lernen, sich in der Bibliothek zu orientieren, wissen, welche Bücher es gibt, und so weiter. Anhand von Hinweisen haben die Jugendlichen eine Reihe von Rätseln gelöst und Fragen beantwortet, wozu sie beispielsweise ein paar Seiten aus einem Buch lesen mussten, um dann wieder an den nächsten Hinweis zu gelangen. So erarbeiteten sie sich einen Code, mit dem sie sich schlussendlich aus der Bibliothek ‹befreien› konnten. Der Wettbewerb, wer es zuerst aus der Bibliothek raus schafft, hat die Schüler:innen angestachelt.

Ein gelingendes Kulturvermittlungsangebot findet idealerweise im Umfeld statt, in dem sich die Schüler:innen bewegen. Es sollte nahe an ihrer Realität sein. Man muss sich überlegen, wo die Jugendlichen stehen, was sie interessiert, wie ihre Erlebniswelt ist, und ein Angebot auch dementsprechend anpassen. Bei den Workshops durften sie teilweise ihr Smartphone benutzen und mussten QR-Codes scannen. Ich finde es auch gut, wenn sich ein Angebot klar vom Schulunterricht abhebt – wenn andere Regeln gelten. Z.B. durften sie während des Workshops Schweizerdeutsch sprechen.
Das veränderte Setting führt dazu, dass Schüler:innen ungeahnte Talente ausleben können, was auch bei den Lehrpersonen immer wieder für positive Überraschungsmomente sorgt. Ich selber war oft beeindruckt von den kreativen Einfällen der Jugendlichen, wenn sie bei einem ‹Book-Slam› ­Bücher im Poetry-Slam-Stil vorstellten.» 

Aufgezeichnet von Maria Brosi