Ein besonderer Stil prägt das erste Ausstellungsjahr
Kunst & Baukultur
Die erste Ausstellung bei Art Selection zeigt Skulpturen und Malerei. Die Galerie setzt einen neuen Akzent im regionalen Kunstbetrieb.
Zug – Aus dicken Lärchenholzstämmen schneidet Willy Müller mit der Kettensäge schmale, rustikale Figuren heraus, denen er in einem körperlich anspruchsvollen Arbeitsprozess neuen Sinn einhaucht. In der neuen Galerie Art Selection an der Aabachstrasse 8, die am 18. März offiziell ihre Türen öffnet, stehen die Skulpturen, den Blick scheinbar in die Ferne gerichtet, eingehüllt in den warmen Ton des Naturmaterials. Sie wirken archaisch und erinnern wie der «Löwenmann» oder Elfi und Hermann an Sagengestalten.
Für die Besucher der Art Selection sind die mehr als zwei Meter grossen, schlanken Skulpturen unübersehbar. Das Objekt «Muttersitz» ist wie ein Thron benutzbar. Hier hält sich die Figur eine Maske vor den Kopf. Die Holzskulpturen von Willy Müller, die sich mit mythologischen Themen oder inneren Befindlichkeiten befassen, entstehen derzeit noch in Davos. Die dekorativen floralen Bilder an den Wänden der Galerie stammen von der Inhaberin Rita Gossweiler selber.
Die Geschäftsräumlichkeiten werden zweifach genutzt, wie Rita Gossweiler erklärt: «Ein Teil der Räume ist für die Immobilienfirma Geco Swiss AG, deren Zweck unter dem Namen Art Selection auch den Handel mit Kunst beinhaltet.» Mit ihrer Firma sei sie vorher in Wollerau tätig gewesen. Letzten Oktober sei der Umzug nach Zug erfolgt. «Den Galerieaspekt haben wir erst hier am Standort Zug realisiert, als wir die hohen und hellen Räume gesehen haben», sagt Gossweiler, der die Stadt so gut gefiel, dass sie in der Überbauung Grafenau zudem eine Wohnung gekauft hat.
Entdeckungen unterwegs
Wie die in Zürich aufgewachsene Rita Gossweiler berichtet, habe sie nach dem KV als Übersetzerin gearbeitet und nach einer längeren Südamerikareise mit dem Fotografieren begonnen. «Meine Bilder habe ich im Labor selbst entwickelt», schildert die 58-Jährige. Damals seien schon erste Schwarz-Weiss-Zeichnungen mit Kohle und Grafit entstanden, ergänzt mit Acrylfarben.
Auch in der ersten Ausstellung der Galerie zeigt sie ihre floralen Zeichnungen mit schwarz-weissen Gladiolen, Tulpen, Edelweissen und Nesselblüten sowie farbenprächtigen Callas. «Die Blumen entdecke ich auf den Wanderungen in der Natur, und die Kamera habe ich immer dabei», sagt Rita Gossweiler. Vom Foto zeichnet sie das Motiv mit Grafit und Kohle detailgetreu auf Büttenpapier. Und immer wieder ist sie von der Ästhetik und der Schönheit der Blumen und Pflanzen fasziniert. Dabei weist sie auf das Bild mit der Nesselblüte und erklärt: «Auch das war eine Blume, die meine Aufmerksamkeit geweckt hat. Durch die Fokussierung tun sich oft neue Welten auf.» Von der Originalzeichnung, die sie behält, entstehen fotografische Vergrösserungen, deren Abzüge unterzeichnet und nummeriert mit dem Acrylglas verschmolzen werden. Daneben erstellt die Künstlerin auch Lithografien. «Themenmässig bin ich nicht limitiert, neben den Blumen habe ich auch schon Landschaften gemalt oder mich mit der Figur der Medusa befasst», hält Gossweiler mit lebhafter Gestik fest.
Schweizer und regionale Kunst
Sie und ihr Partner Willy Müller widmen sich schon seit vielen Jahren dem künstlerischen Schaffen. In Bezug auf die künstlerische Ausrichtung der Galerie betont Gossweiler, dass der figurative, expressionistische Stil im Vordergrund stehen werde. Eine Richtung, die ihnen beiden wichtig sei, weshalb der Fokus der Ausstellungen im ersten Jahr auf eigenen Werken liegen werde. Rita Gossweiler kündigt aber an: «Ab dem kommenden Jahr werden wir Schweizer Gegenwartskunst inklusive Künstlern der Region präsentieren, beispielsweise den Chamer Maler André Wilhelm.» (Monika Wegmann)