Die Gegner aus der Kindheit vereint

Kunst & Baukultur, Dies & Das

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Mitarbeitende von Zuger Institutionen erzählen über ihr Lieblingskunstwerk.

  • Matthias Moos vom Atelier 63 zeigt hier, welches Kunstwerk es ihm angetan hat. (Bild Samuel Hegetschweiler)
    Matthias Moos vom Atelier 63 zeigt hier, welches Kunstwerk es ihm angetan hat. (Bild Samuel Hegetschweiler)

Zug – Dieser Artikel ist in der Ausgabe April 2021 des Zug Kultur Magazins erschienen. Hier geht es zu den weiteren Berichten über Lieblingskunstwerke.

Matthias Moos, Atelier 63, Zug

«Derzeit ist mein absolutes Lieblingskunstwerk ‹Anonymous Enemy Procession› des britischen Künstlers Ian Gouldstone. Vor mir sehe ich einen kleinen Fernseher aus den 80er-Jahren. Auf dem winzigen, flimmernden Bildschirm bewegen sich Heerscharen von Figuren aus alten Videospielen von links nach rechts. Darunter befinden sich unterschiedlichste Charaktere, die nur eines gemeinsam haben: Sie sind allesamt Handlanger-Feinde aus Superhelden-Franchise-Videogames.

Nostalgie und geschickte Eingriffe
‹Anonymous Enemy Procession› hat eine hypnotische Wirkung. Die sich ständig verändernde Parade von schillernden Figuren wiederholt sich nie und katapultiert mich zurück in meine Kindheit, in der Röhrenbildfernseher und 16bit- Videokonsolen State-of-the-Art-Technologie waren. Dabei schafft es das Werk, gleichzeitig nostalgische Gefühle auszulösen und trotzdem auf einer Metaebene zu bleiben.
Für sein Werk benutzt Ian Gouldstone grafische Animationsdaten, die aus mehreren verschiedenen Retro-Videospielen extrahiert wurden. In den originalen Spielen laufen die Feinde von rechts nach links über den Bildschirm und werden vom Spieler angegriffen. Gouldstone hat diese Struktur umgedreht und lässt die Feinde als Kollektiv ohne Zwischenfälle in die gleiche Richtung laufen, in die sich normalerweise der Spieler bewegt. Meine Rolle als Spieler – die im Normalfall darin besteht, mich durch unzählige Hindernisse zu kämpfen – wird aufgelöst, und ich werde in die Position des Betrachtenden verbannt.
Ian Gouldstone kenne ich aus meiner Studiumzeit in London, wo er bis heute lebt und arbeitet. Dabei liest sich seine Biografie so spannend wie seine Werke. So ist er unter anderem BAFTA-Gewinner (British Academy of Film and Tele­vision Arts), hat das australische Spielekollektiv Pachinko Pictures gegründet, hat Abschlüsse von Harvard, RCA (Royal College of Art) und Goldsmiths und war im MIT (Massachusetts Institute of Technology) Media Lab involviert.

Kunstwerk in Baar zu sehen
Sein Werk ‹Anonymous Enemy Procession› wird von der Kunstpause und von der Gemeinde Baar zwischen dem 15. März und August 2021 in der Kunstkabine in Baar ausgestellt.»

«Anonymous Enemy Procession» von Ian Gouldstone
Video gezeigt in altem Fernseher