Italienisches Flair und Weltkultur
Dies & Das
Die Freunde der Burg Zug haben einen Ausflug nach Bellinzona unternommen. Dabei standen auch in der Tessiner Stadt die Burgen im Fokus.
Zug – Der Krimiautor Andrea Fazioli vergleicht seine Heimatstadt mit «einer Dame mittleren Alters, über die getuschelt wird, sie sei in ihrer Jugend eine ganz Wilde gewesen». Genau diese Frau wollen 40 Interessierte des Vereins Freunde Burg Zug entdecken. In 75 Minuten erreicht die Gruppe Bellinzona. Zwei Führerinnen erwarten sie am Bahnhof, und schon fühlen sich alle versetzt ins italienische Ambiente. So erzählt Maria Rusconi von all jenen, die die lange Geschichte der Stadt mitgeprägt haben. Stolz weist sie auf die Altstadtstrassen hin, besetzt mit rotem Kopfsteinpflastergranit aus Italien; auch die Granitpaläste des Tessiners Mario della Valle werden bewundert. Wo heute entlang der Bahnhofstrasse Linden gepflanzt sind, standen 1847 Fruchtbäume. Bellinzonas Altstadt ist autofrei und erinnert mit ihren Laubengängen und Palazzi aus der Renaissance an lombardische Städte. Die Häuser schmiegen sich in den engen Raum zwischen den Burghügeln von Montebello und Castelgrande.
Auf der Piazza Collegiata herrscht italienische Betriebsamkeit. Der Platz wird dominiert von der Stiftskirche Santi Pietro e Stefano, gebaut vom selben Architekten, Rodari da Maroggia (1466–1526), welcher die Pläne für den Comer Dom schuf. Im Kircheninnern stösst das Wasserbecken aus Marmor von 1460, aus der Sommerresidenz von Francesco Sforza in Vinzeano, auf besondere Aufmerksamkeit. Über den beliebten Samstagsmarkt erreicht die Gruppe die Piazza Nosetto, wo das junge Nussbäumchen den vom Mittelalter her stattlichen Nussbaum ersetzt. Das Rathaus ist geschmückt mit Wappen aus geschichtlichen Überlieferungen, im Zentrum das Stadtwappen mit der Visconti-Schlange. Hier verabschieden wir uns von den Führerinnen, der lautstarke Betrieb lässt jedes Wort verschwinden. Im Innern bekommen wir mit, woher die Festlaune rührt; rund 200 Ehemalige der V-Zug lassen sich verwöhnen mit einem Apéro, umrahmt von lokaler Musik.
Weltkulturerbe wird besichtigt
Die Gruppe streift durch den Markt und geht weiter zum Mittagessen mit Tessiner Spezialitäten. Ein weiterer Höhepunkt ist die Besichtigung der Burg Castelgrande. Wir begeben uns mit einer neuen Reiseführung auf die Burg, die 1991 vom Tessiner Architekten Aurelio Galfetti umfassend restauriert wurde. Im Jahr 2000 wurden die Burgen zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt. Mit dem Lift oder über die Treppe geht es hoch zur Festung. Die Lage am Schnittpunkt der drei grossen Alpentransitwege – Sankt Gotthard, Lukmanier und San Bernardino – trug bei zur Entwicklung der Stadt; der Heeres- und Handelsverkehr brachte Wohlstand und Unruhe. Die Sicht auf die gegenüberliegenden beiden Burgen, Castello di Montebello und Castello di Sasso Corbaro, führt vor Augen, wie einmalig diese lombardische Festungsarchitektur ist.
Schöner Abschluss der Reise
Herzhaft lachen können wir über unsern Eifer und die Fantasie, meinen wir doch auf dem Überbleibsel eines Kirchturmes eine Statue zu sehen. Weit daneben, denn es handelt sich um einen Kamin in Terracotta. Von der alten Kirche existieren noch zwei Chorbogen, die Teil einer Passage zur Piazza Collegiata sind. Der Blick auf die Altstadt vom Festungshügel aus ist perfekt.
Gezeigt wird noch ein aufschlussreicher Film über Castelgrande. Dann folgt der Abstieg, um rechtzeitig beim Bahnhof zu sein und um vor der Abfahrt noch einen Kaffee oder ein Gelato geniessen zu können. Wir freuen uns über die Heimfahrt in guter Gesellschaft im reservierten Wagen und erreichen, bereichert mit vielen Eindrücken, pünktlich Zug; nicht aber ohne den Dank an Martina Arnold auszusprechen, welche mit ihrem Gatten Karl die ganze Reise so umsichtig geplant und durchgeführt hat.
Für die Freunde Burg Zug: Vreny Landtwing