Kurzfilm auf dem Bernina gedreht

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Der Oberägerer Ben Zäch war für die kleinen, aber doch entscheidenden Filmdetails von «A Revair» verantwortlich.

  • Ben Zäch drehte einen Kurzfilm auf dem Berninapass. (Bild Maria Schmid)
    Ben Zäch drehte einen Kurzfilm auf dem Berninapass. (Bild Maria Schmid)
Oberägeri – «‹A Revair› ist Rätoromanisch und heisst so viel wie ‹Auf Wiedersehen›», erzählt Ben Zäch. Der Oberägerer ist lichtsetzender Kameramann, welcher vor allem für die Einrichtung des Lichts und für die Kamera verantwortlich ist. Der Name dieses Kurzfilms wurde gewählt, da jener im Bündnerland unter anderem auf dem Berninapass gedreht wurde. «Hier ist verlässlich, dass es sicher genügend Schnee hat», sagt er schmunzelnd. «Dieser Kurzfilm soll darauf aufmerksam machen, was für einen beschwerlichen und gefährlichen Weg asylsuchende Flüchtlinge auf sich nehmen», erklärt Ben Zäch. Dieses Thema werde in Zukunft immer präsenter werden, dementsprechend sei es wichtig, dass diese Geschichte erzählt und dass die Bevölkerung sensibilisiert werde. Der 25-Jährige gehört zum Kernteam rund um Regisseur Fabio Stecher und den Editor Daniel Reich. Während der Dreharbeiten waren siebzehn Filmschaffende und zwei Bergspezialisten vor Ort. Vor zwei Jahren entstand die Idee, heuer wollte man sie endlich umsetzen.

Mit Schneeschuhen und Tourenskis unterwegs
Eine Woche lang im März waren sie mit Schneeschuhen und Tourenskis von Drehort zu Drehort unterwegs. Übernachtet haben sie in der Nähe in der Unterkunft. «Das Zeitaufwendigste war, unser ganzes Equipment immer wieder aufzustellen und einzupacken, da wir in unwegsamem Gelände unterwegs waren», so Zäch, und er führt aus: «Das haben wir unterschätzt.» Das Problem sei, dass man Spuren im Schnee hinterlässt und somit die Kamera bei jedem «Take» anpassen müsse, um dies nicht zu sehen. Bei den Materialien haben sie sich auf das Minimum beschränkt, auf so viel, wie es in den Rucksäcken der beteiligten Personen Platz hatte. «Unser Ziel war es, so zu minieren, dass wir immer noch ein gutes Resultat erzielen können», sagt der lichtsetzende Kameramann. Um grösseres Gewicht möglichst zu meiden, griff das Team auf leichte Hilfsmittel zurück. Als Beispiel haben sie weissen und schwarzen Styropor mitgenommen. «Wir haben mit dem Licht gearbeitet, das vorhanden war. Das heisst, wir mussten manchmal auch warten, bis die Sonne wieder kam.» Draussen könne man nur eines kontrollieren, und das sei der Drehzeitpunkt.

«Es fühlte sich wie ein Skilager an»


«Für jede und jeden hatten wir jedoch Heizsocken, Tee und Wärmepads zur Verfügung», so Zäch. Auch die Stative waren nicht einfach aufzustellen. «Sobald der Schnee sulzig wird, sinkt alles ein.» Die Arbeit sei doppelt so streng wie auf trockenem Boden. Den Kurzfilm haben sie mit Akkus gedreht, da es keine Steckdose auf dem Berg gebe. Vor Ort sei es mal sonnig, mal stürmisch oder neblig gewesen. «Ich finde es geil, wenn es schneit und stürmt.» «Es hat sehr Spass gemacht und war eine super Erfahrung», erzählt der 25-Jährige. Er betont jedoch auch, dass es stressig und körperlich anstrengend war. «Wir waren manchmal bis zu drei Stunden mit den Schneeschuhen und Tourenskis unterwegs. Man muss bedenken, dass nicht alle das gleiche sportliche Niveau hatten.» Im Team herrschte eine gute Stimmung. «Es fühlte sich wie ein Skilager an», erzählt Zäch. Zu seinen Aufgaben gehörte unter anderem, in Zusammenarbeit mit dem Regisseur zu bestimmen, wo die Schauspielerinnen und Schauspieler stehen sollen, sowie, mit entsprechenden Hilfsmitteln auf das Wetter im Film Einfluss zu nehmen. «Wir hatten keine Möglichkeit, mit Klebstreifen am Boden.»

Premiere auf nationalen und internationalen Festivals
Als lichtsetzender Kameramann entscheidet Ben Zäch über kleinste Details. Die Bildkomposition lässt einen Charakter verschieden wirken. «Wenn eine Person ganz am Rand ist und direkt zum Bildrand schaut, wirkt sie sehr isoliert», erzählt er. Als weitere Beispiele nennt er: die Farbe Rot weglassen, zu entscheiden, wie viel Schatten auf ein Gesicht fallen soll und ob der Hintergrund scharf oder unscharf sein soll. Der Kurzfilm soll in den nächsten drei bis sechs Monaten fertig sein. «Der Plan ist, dass er zuerst rund ein Jahr auf internationalen und nationalen Filmfestivals zu sehen sein wird, da die Festivals gerne die Premiere zeigen möchten», erklärt Zäch. Der Kurzfilm soll dann auch Schulen zur Verfügung stehen. Der Oberägerer findet das Thema sehr spannend und hat unter anderem deswegen beim Projekt mitgemacht. «Eine spezielle Bedeutung hat der Film für mich auch, weil es eine grosse Herausforderung war, nur draussen zu filmen.» Er würde es wieder tun. (Text von Nora Baumgartner)

Darum geht es
Yasmin und ihr 14-jähriger Sohn Flurin treffen bei einer Schneeschuhwanderung auf zwei erschöpfte Flüchtlinge. Daneben liegen ihre erfrorenen Begleiter. Sie entscheiden sich, ihr eigenes Leben auf das Spiel zu setzen, um den Flüchtlingen zu helfen.