Seine Fantasieviecher lassen ihn nicht los

Kunst & Baukultur

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«Eine kleine Zeitreise durch das Schaffen von Elso Schiavo» heisst die Ausstellung im Schwesternhaus Baar, die den bekannten Künstler und sein unverkennbares Werk erleb- und greifbar macht. Eine neue Werkserie überrascht – sie ist so typisch wie untypisch zugleich.

  • Elso Schiavo (87) blickt auf ein schaffensreiches Leben zurück. An seiner Ausstellung im Schwesternhaus in Baar wird unter anderem eine für ihn bisher ungewöhnliche Serie von Bildern in Schwarz-Weiss gezeigt. (Bild Maria Schmid)
    Elso Schiavo (87) blickt auf ein schaffensreiches Leben zurück. An seiner Ausstellung im Schwesternhaus in Baar wird unter anderem eine für ihn bisher ungewöhnliche Serie von Bildern in Schwarz-Weiss gezeigt. (Bild Maria Schmid)

Baar – Die farbenfrohen und erheiternden Motive aus der Fantasiewelt von Elso Schiavo sind weiterherum bekannt. Zudem sind seine Bilder und Malereien als Kunst am Bau mit den fantastischen Vögeln, Fischkreationen oder Narrenschiffen noch immer im öffentlichen Raum der Region zu finden, so unter anderem in den Schulhäusern Hünenberg, Allenwinden und Loreto sowie im Maihof Zug. Und er ist selbst mit 87 Jahren weiterhin künstlerisch aktiv, trotz altersbedingter Einschränkungen. «Ich muss nicht lange studieren, ich male schnell, und sobald ich anfange, läuft’s.» Weil er das Malen an der Staffelei eher mühsam findet, riet ihm seine Frau Anna Marie Arrigoni, sich im neuen Atelier mit Showroom an der Steinhauserstrasse in Cham an ein Pult zu setzen.

So sind die rund 40 neuen, mit Acrylstift gezeichneten Werke auf quadratischen Kartons entstanden. Die meisten Bilder mit «seinen Fantasierviechern», wie er humorvoll sagt, sind schwarzweiss gezeichnet, einige weisen farbige Akzente auf. Ab und zu kann man unter den lustigen Vögeln einen Elefanten, eine Katze oder eine Frau hinter einem Tier entdecken. Auffallend ist die variable Gestaltung der Motive, worin der professionelle Illustrator sichtbar wird. Und auch diese Bilder mit vielfältigen ornamenthaften Mustern strahlen Schiavos feinen Humor aus. Diese Serie wird zusammen mit älteren Werken und früheren national und international prämierten Plakaten in der morgen beginnenden Ausstellung im Schwesternhaus Baar zu sehen sein. Darunter befinden sich auch Plakate für die Theatergesellschaft Baar sowie dasjenige für Mode Zehnder» von 1972, das sich in der Grafiksammlung des MoMA New York befindet.

Beachtliche Erfolge

Seit über einem halben Jahrhundert ist Elso Schiavo künstlerisch tätig. 1934 in Baar geboren, führte ihn sein Weg von der Klosterschule in Einsiedeln an die Kunstgewerbeschule Luzern, wo der bekannte Kunstmaler Max Von Moos tätig war. Nach einigen Jahren in renommierten Werbeagenturen eröffnete er ein eigenes Büro in Zürich. «Schon damals habe ich in der Freizeit immer gemalt», erzählt er. Bald stellte sich Erfolg ein: Er gewann Plakatwettbewerbe, und seine Werke wurden national und international ausgestellt und mehrfach prämiert. Im September 2003 erhielt Elso Schiavo den Kulturpreis der Stadt Baar für besondere Dienste. Er ist stolz darauf, dass er mit namhaften Künstlern wie Le Corbusier, Varlin, Piatti, Bill und Kuhn Kontakt pflegte.

Schon früh hat Elso Schiavo zu seinem unverkennbaren figurativen, abstrakten Stil gefunden, den ein subtiler Humor auszeichnet: «Der entwickelte sich aus meiner Vorliebe für das Tauchen. Bei den Fischen habe ich gewisse menschliche Attitüde. Es gibt dicke und dünne Fische, ihr Innenleben habe ich mit Fantasie ausgestaltet. Wenn ich ihnen Beine gab, wurden sie zu Vögeln, ausserdem bin ich kein Landschafts-, Porträt- oder Naturfan. Ich habe mich immer mit Viechern beschäftigt.» Auch Narrenschiffe hätten ihn fasziniert. Vielleicht weil er in der Guggenmusik Laslafaria mitgespielt habe. «Ich bin zum Glück ein guter Beobachter und kann zeichnen, das ist die Basis jeder Malerei. Und meiner Mutter bin ich dankbar, dass sie mir ein Gefühl für Proportionen und Farben mitgegeben hat.»

Die farbigen Fabelwesen entstehen bei Schiavo nicht nach Plan, sondern intuitiv. «Nach dem Grundieren bespraye ich den Bildgrund mit kräftigen Farben. «Dabei stelle ich mir vor, wo die Farbschwerpunkte hinkommen. Danach grenze ich die äusseren Formen der Motive mit Weiss ab und decke den Rest ab.» Auch wenn sein Werk nicht so einfach einzuordnen ist, hat Schiavo auf humoristische Art das zeitgenössische Kunstschaffen belebt.

Frühere Arbeit wurde gerettet

Zuletzt ist ihm wichtig, das Engagement seiner Frau Anna Marie Arrigoni zu würdigen. «Sie ist eine wichtige Person in meinem Leben», sagt er. «Sie unterstützt mich in allen Dingen und managt alles.» Die Idee für die neue Schwarzweiss-Serie sei ihr Verdienst. «Als ich eine Entzündung im Ellenbogen hatte, regte sie mich an, auf dem Tisch zu arbeiten. Das war eine Herausforderung, aber es ging: So sind diese Werke entstanden, und keines ist wie das andere.» Seine Frau ergänzt, dass es gelungen ist, in der Zivilschutzanlage Baar, die abgebrochen werden soll, von dem riesigen Wandbild Schiavos, auf dem er «das Militär auf den Arm nimmt», eine Replik anzufertigen: Auf diese Weise bleibt das auf einer Aluplatte aufgezogene Motiv erhalten, das auch in der Ausstellung zu sehen sein wird.

Elso Schiavo will das künstlerische Schaffen fortsetzen. Und erinnert sich gerne an so manches Müsterli, das er mit viel Schalk zum Besten gibt. Es gibt vieles, was er beim Malen in Zug oder mit seiner Frau an den Ausstellungen in New York, München oder Moskau erlebt hat. (Monika Wegmann)

Hinweis
Ausstellung morgen Freitag, von 18–21 Uhr, und am Samstag/Sonntag, von 11–18 Uhr, im Schwesternhaus, Leihgasse 9a, Baar. Elso Schiavo spricht aus seinem Leben: Sa 11 und So 14 Uhr.