«Wir wollen unsere Schüler wachrütteln»

Kunst & Baukultur

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Dominik Meier aus Muri arbeitete eine Woche in einer McDonald’s- Filiale. Dabei wurde er mit anderen Realitäten konfrontiert.

  • Dominik Meier zeigt an der Ausstellung Seitenwechsel der FMS sein Werk "Burger Air" (Bild Stefan Kaiser)
    Dominik Meier zeigt an der Ausstellung Seitenwechsel der FMS sein Werk "Burger Air" (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Er ging schon immer oft zu McDonald’s. Hinter dem Tresen stand er aber noch nie. Nun kam es zum Seitenwechsel. Dominik Meier belegte Hamburger-Brötchen, briet Fleisch und bediente Kunden. Der Job war nicht immer einfach: «In der Küche musst du den Kopf abstellen und Burger machen.» Genau solche Erfahrungen seien das Ziel, erklärt Heinz Häberli, Leiter des Projekts und Lehrer an der Fachmittelschule (FMS). Seine Schüler seien oft weltfremd und wüchsen behütet auf. Nur wenige hätten schon gearbeitet. Da Mann und Frau in der FMS ihren beruflichen Weg bereits eingeschlagen hätten, möchte man die Teenager vor ihrem Abschluss nochmals «nach draussen» schicken. Sie sollten Arbeitswelten erleben, die sie später mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht mehr zu Gesicht bekommen werden. Dominik Meier fand Gefallen an der Arbeit. Er schätzte den Kontakt mit den Kunden und wurde dank seinen Fremdsprachen-kenntnissen bald hauptsächlich hinter dem Tresen eingesetzt. «Ich habe mich schon erkundigt, ob ich in den Ferien nochmals in der Filiale arbeiten kann.»

Moderne Kunstwerke

«Ein wichtiger Teil war das Verarbeiten der Erfahrungen», so Häberli. Die Jugendlichen hatten anschliessend an ihren Arbeitseinsatz die Aufgabe, mit einfachen Materialien Kunstwerke zu formen, um andere an ihren Erlebnissen teilhaben zu lassen. Diese wurden während des vergangenen Wochenendes in der Shedhalle ausgestellt. Dominik Meier sammelte Verpackungen von Produkten des globalen Fast-Food-Riesen. Diese baumeln frei in der Luft, aufgehängt an einem schrägen Stück Holz. Die Aufgabenstellung bedingte, dass man Materialien aus dem jeweiligen Aufenthalt verwendet. «Die Schüler mussten improvisieren», stellt Häberli klar. In fünf Halbtagen mussten die Skulpturen und Installationen fertiggestellt werden. «Natürlich merkt man den Arbeiten an, dass gewisse Tätigkeiten auch langweilig sein können.» Nicht wenige der jungen Erwachsenen trafen beispielsweise auf unterschiedliche Formen von Fliessbandarbeit. Es sei spannend gewesen, zu beobachten, wie die anfängliche Hilflosigkeit in grossen Ideenreichtum mündete. Als Lehrperson versuchte Häberli immer wieder, neue Inputs zu geben. Mit einem Schmunzeln bemerkt er: «Wir mussten aufpassen, dass wir uns mit den Schüler-Kunstwerken nicht selbst verwirklichen.»

Eingeschlossen

Eine Maria mit Jesus, platziert in der Mitte eines Kreisels, umrandet mit Fotos von Frauen mit Kopftuch. Das Gebilde resultiert aus den Eindrücken, die Karin Staub im Kloster Gubel gesammelt hat. «Ich war positiv überrascht», erzählt Karin Staub. Sie sei herzlich aufgenommen worden. «Die Nonnen waren auch mal für einen Jass zu haben und bilden eine lustige, offene Gesellschaft.» Die musikbegeisterte Schülerin durfte eine Schwester an der Orgel mit ihrer Klarinette begleiten. «Das war ein Highlight, eine Radiostation hat den Gottesdienst sogar aufgenommen und live gesendet», sagt sie. Es sei ein «taffes» Programm gewesen. Wieso tut man sich das an? «Eine Bekannte von mir ist Nonne, und ich wollte wissen, wie der Alltag dieser Frauen ausschaut», sagt Karin Staub, «da ich in Menzingen wohne, war das Kloster ideal.» Gegen Schluss wurde sie sogar gefragt, ob sie nicht ins Kloster eintreten wolle. Die FMS-Schülerin schaut auf eine spannende Zeit zurück. «Mit einigen Frauen der Ordensgemeinschaft habe ich heute noch Kontakt und darf ab und zu an Gottesdiensten spielen.» (Fabian Gubser)