«Interessante Geschichten sind für die Menschen wichtig»

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Ein Höhepunkt im Programm der 5. Zuger Filmtage ist die Vorpremiere der Dokumentation über den Schweizer Umweltaktivisten Bruno Manser. Einer der beiden Drehbuchautoren kommt aus Menzingen.

  • Patrick Tönz stammt aus Menzingen. Heute lebt und arbeitet er in Zürich. Gemeinsam mit Niklaus Hilber hat er das Drehbuch zum Manser-Film verfasst. (Bild Stefan Kaiser)
    Patrick Tönz stammt aus Menzingen. Heute lebt und arbeitet er in Zürich. Gemeinsam mit Niklaus Hilber hat er das Drehbuch zum Manser-Film verfasst. (Bild Stefan Kaiser)

Menzingen – Am kommenden Dienstag beginnen die Zuger Filmtage: Thematisch topaktuell ist am 31. Oktober die Schweizer Vorpremiere des neuen Films «Bruno Manser – Die Stimme des Regenwaldes»: Die Geschichte des Ethnologen und Umweltaktivisten Bruno Manser, der mit den Ureinwohnern Borneos gegen die rigorose ­Abholzung des Regenwaldes kämpfte, berührt noch heute viele Menschen. So erging es auch dem Menzinger Patrick Tönz (52), der schon 1987 während einer Missionsstation in Südafrika erstmals etwas von Manser hörte, weil dieser mit den Penan im Dschungel lebte. «Das hat mich beeindruckt, und ich habe sein weiteres Schicksal verfolgt. Ich hätte mir nie erträumt, dass ich einmal sein Drehbuch schreiben würde, um die Welt an sein Vermächtnis zu erinnern.» Bruno Manser gilt seit Mai 2000 als vermisst, nachdem er nach Borneo zurückgekehrt und plötzlich spurlos verschwunden war. Im März 2005 wurde Manser für verschollen erklärt.

Patrick Tönz war deshalb von der Idee des Produzenten Valentin Greutert, einen Manser-Film zu realisieren, sofort begeistert. Nicht anders erging es Niklaus Hilber, der für dieses Projekt zusammen mit Patrick Tönz das Drehbuch geschrieben und als Regisseur im Einsatz gestanden hat. Schnell war den beiden klar, dass die Distanz, die Logistik im Urwald und die Finanzierung eine grosse Herausforderung bedeuten würden, denn der Film sollte vor Ort gedreht werden.

Sieben Fassungen

Nachdem die nationale Filmförderung die Finanzierung zugesichert hatte, erfolgte der definitive Start für das Drehbuch, dessen Grundlage gemäss Patrick Tönz hauptsächlich auf einer Biografie über Manser basiert. «Wir haben 2009 schon parallel mit dem Drehbuch begonnen und bis 2016 daran gearbeitet. In diesen Jahren sind sieben Fassungen entstanden. In der Regel bedeuten eine Minute Film eine Seite, und dieser Film dauert 142 Minuten», führt Tönz aus.

Es zeigte sich, so Tönz weiter, dass es ein wahnsinnig anspruchsvolles Projekt werden würde, das 16 Jahre dauernde Engagement Mansers von 1984 bis 2000 in einem Bogen so zu erzählen, dass die Spannung nicht verloren geht. «Denn er kehrte ja zwischenzeitlich in die Schweiz zurück, um seine Foundation zu gründen, als Versuch auf politischem Weg etwas für die Penan im Urwald zu erreichen.» Man habe sich darum auf eine Auswahl von Ereignissen beschränkt.

In den Augen von Tönz war Manser ein Naturbursche, der viel auf sich genommen hat, weil er nicht wegsehen konnte und helfen wollte. So quasi wie David gegen Goliath. «Für mich ist das eine grosse Leistung, obwohl die Bilanz heute ernüchternd ist, denn 90 Prozent des Regenwaldes dort sind inzwischen abgeholzt.»

Filmarbeit mit Hindernissen

Bei der Vorrecherche im Jahr 2012 war Patrick Tönz auf Borneo mit dabei, bei den Dreharbeiten jedoch nicht. «Wir durften im malayischen Teil von Borneo nicht drehen, nur im indonesischen Teil. Für die Regie bedeutete dies eine unglaubliche Herausforderung, deswegen mussten wir die ­Penan, welche im Film mitgespielt haben, ausfliegen. Diese hatten jedoch bis dahin noch keinerlei Ausweise.»

Was Patrick Tönz selber festgestellt hat: «Bruno Manser ist unter den Penan noch immer ein Held. Bei den Dreharbeiten brauchte es zudem immer Übersetzer, die zwischen den Penan und der Filmcrew vermittelten. Patrik Tönz lobt insbesondere den Hauptdarsteller des Films, Sven Schelker, der sogar alle Dialoge in der Penan-Sprache lernen musste und mit ihnen ein paar Wochen lebte.

Als Drehbuchautor war Patrick Tönz sehr gespannt, wie der Film herauskommen würde: «Denn vorher hat sich alles nur in unserer Fantasie abgespielt. Während der Dreharbeiten mussten einzelne Szenen umgeschrieben werden, jedoch erfreulich wenig. Ich bin jetzt sehr zufrieden.»

Geschichten für die Seele

Patrick Tönz, der in der Stadt Zürich lebt und Film- und Kommunikationswissenschaften sowie Narrative Psychologie studiert hat, bringt Erfahrungen als Regisseur von Magazin-Sendungen sowie als dramaturgischer Berater mit. «Ich habe die Gotthard-Tunnel-Geschichte mitentwickelt und immer mehr angefangen, selber zu schreiben.»

Zusammen mit Co-Autor Nick Hilber würden stets eigene Ideen umgesetzt, sagt Tönz. «Wir produzieren nur Spielfilme, die mit der Schweiz zu tun haben, von Relevanz oder aktuell sind. Meist entstehen mehrere Drehbücher parallel, denn für jedes Projekt müssen wir den Entscheid der Filmförderung abwarten,» erklärt Tönz. Er unterrichtet derzeit das Schreiben von Drehbüchern und sagt: «Ich habe gemerkt, dass wirklich interessante Storys für die Menschen wichtig sind.» Und warum ist das so? – Vielleicht, weil sie etwas in unserer Seele berühren. (Monika Wegmann)