Entdeckungen im Burgund

Dies & Das

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Die traditionelle, alle zwei Jahre stattfindende Reise des Archäologischen Vereins führte uns dieses Mal ins südliche Burgund. Der bequeme Reisecar brachte die Teilnehmer nach Tournus an der Saône im Mâconnais.

  • Der Felsen von Solutré im Departement Saône-et-Loire im südlichen Burgund. (Bild PD)
    Der Felsen von Solutré im Departement Saône-et-Loire im südlichen Burgund. (Bild PD)

Zug – Bereits am Nachmittag besichtigten wir das ehemalige Hôtel-Dieu (Spital), das im 17. Jahrhundert erstellt und bis 1982 genutzt wurde. In drei grossen Sälen wurden die Kranken untergebracht und gepflegt. Damals eine vorbildliche Einrichtung, heute ein Museum, in dem nicht nur alte medizinische Geräte und eine Spitalapotheke zu bestaunen sind, sondern auch archäologische Funde aus der Region. Weiter führte uns der Weg in die 1000 Jahre alte Abteikirche St. Philibert. Wie bei den meisten uralten Kirchen sind die ehemaligen Fresken nur noch in Bruchstücken erhalten. Heute präsentieren sich die Wände oft «nackt», was aber die Schönheit und die Proportionen der Bauwerke besonders zur Geltung bringt. Ein kleiner Spaziergang durch die Stadt mit einfachen, meistens nur zweigeschossigen Häusern schloss den ersten Reisetag ab.

Am nächsten Tag führte uns die Fahrt durch eine wunderschöne Landschaft mit Getreidefeldern, oft durchsetzt mit blühenden roten Mohnblumen, Wäldern und vielen Rebbergen. Immer wieder sahen wir kleine Dörfer, in denen sich die Häuser aus bräunlichem Kalkstein um eine romanische Kirche mit trutzigem Turm gruppieren. Auf schmalen kurvenreichen Strassen und abenteuerlichen Ortsdurchfahrten brachte uns unser Chauffeur sicher zum Felsen von Solutré. Hier befindet sich eine der reichsten prähistorischen Fundstätten Europas und Solutré wurde namensgebend für die Kulturstufe des Solutéen vor 21000 bis 17000 Jahren.

Früher meinte man, die Jäger hätten die Tiere auf den Felsen getrieben, wo sie dann über die Kante abgestürzt seien. Heute weiss man, dass sie den Beutetieren, überwiegend Rentiere und Wildpferde, auf den Wanderungen zu den Winter- oder Sommerweiden an der Flanke des Felsens auflauerten und sie dort erlegten. Viele der gefundenen Knochen weisen Schnittspuren vom Zerlegen der Tiere mit Feuersteingeräten auf und sind nicht durch Stürze zersplittert. Unser Reiseleiter demonstrierte uns Jagdwaffen wie Speer- und Steinschleudern. Steinschleudern sind kein Kinderspielzeug. Der etwa baumnussgrosse Stein erreicht bei einem geübten Schleuderer Geschwindigkeiten von über 150 km/h und ist damit tödlich. Nach dem Besuch des in den Felsen gehauenen, modernen Museums ging es weiter nach Cluny.

Cluny, einst das geistliche Zentrum der Christenheit mit der grössten Kathedrale, wurde nach der Französischen Revolution als Steinbruch genutzt. Heute sind nur noch wenige Bauteile und Gebäude vorhanden, zum Beispiel das südliche Querhaus mit Turm oder der Kornspeicher aus dem 13. Jahrhundert mit einem gewaltigen tonnenförmigen Dachgebälk, das einem umgekehrten Schiffsrumpf ähnelt.

Am letzten Morgen ging es nach Cormatin, wo wir das Château aus dem 17. Jahrhundert ­besichtigen konnten. Die prunkvoll ausgestatteten Räume wurden später aus politischen und finanziellen Gründen nicht viel verändert und nun sanft renoviert, sodass sie fast im Originalzustand erhalten und deshalb sehr sehenswert sind. Nach einem Blick in die romanische Kirche von Chapaize und einem Abstecher ins mittelalterliche Dörfchen Brancion mit Château, Kirche und Markthalle ging es zurück nach Zug. Wir danken dem Organisationsteam und besonders Christian Foppa, der uns wiederum mit hervorragenden Unterlagen und Informationen versorgt hat und freuen uns auf die nächste Reise 2021.

Für den Archäologischen Verein Zug: Pauline Hruza