Kulturblick Schule: Marianne Aepli, Primarlehrerin, Mitglied Kulturkommission

Vermittlung

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Kulturblick Schule aus dem Zug Kultur Magazin, Ausgabe Dezember 2023, Seite Schulen: Marianne Aepli, 57, Primarlehrerin Menzingen, Master cultural & gender studies, Mitglied der kantonalen Kulturkommission

  • Marianne Aepli reist zur Zeit durch Skandinavien und sammelt Eindrücke der lokalen Kulturvermittlung. (Bild PD)
    Marianne Aepli reist zur Zeit durch Skandinavien und sammelt Eindrücke der lokalen Kulturvermittlung. (Bild PD)

Menzingen – «Schulhauskultur, Kommunikationskultur oder Streitkultur: Kultur wird an Schulen durchgehend geschaffen, erprobt, verändert und gelebt. Und die Schule ist ein Ort zum Erlernen von Kulturfertigkeiten. Wo gesellschaftliche Werte übereinstimmend etabliert sind, bestehen Kulturen und schaffen Verbindlichkeit, Humus für gemeinsames Leben. Kulturvermittlung an Schulen geht darüber hinaus und setzt den Fokus in den Bereichen der bildenden Kunst, Musik, Literatur, dem Tanz, Theater, dem Film, wo Kulturgeschichte oder Kunstschaffen mit der Lebenswirklichkeit der Kinder verbunden werden.

Seit dem Sommer bin ich im Sabbatical als Reisende in Skandinavien und erhalte Einblicke in Kulturhäuser und Vermittlungsarbeiten. Es beeindruckt mich, dass trotz der Verschiedenartigkeit der Themen die Umsetzung überall ähnlich ist, den Kanton Zug miteingeschlossen: Das passiert hochprofessionell, mit viel pädagogischem Wissen und Herzblut. Kein stundenlanger Museumsrundgang, kein Abfüllen mit Jahreszahlen oder Lexikonwissen. Kinder werden in ihren Erfahrungswelten abgeholt und von dort in eine verdichtete andere Welt geführt und begleitet. Und sie werden zum kreativen Handeln aufgefordert. Es sind immer wieder Highlights, die tief gehen.

Im Kriegsmuseum von Narvik (Nor) war ich gespannt, wie die Umsetzung für Schulklassen aussehen könnte. ‹Wer Frieden will, muss Krieg verstehen›. Mit der Oberstufenklasse wird das eigene Verständnis von Ehre diskutiert und aus der Ausstellung die Porträts zweier Soldaten im Zweiten Weltkrieg gezeigt, die gegeneinander gekämpft haben und in Narvik ums Leben kamen. Beide haben eine Ehrenmedaille bekommen, eine britische und eine deutsche. Lokale Geschichten, Ausstellungen und Aufführungen öffnen grosse Denk- und Handlungsräume. Die Schulkinder gehören dazu und werden Teil davon.

Für mich als Lehrerin in Menzingen sind Angebote für die Schulklasse vor Ort besonders attraktiv, denn die Finanzkultur bestimmt mit. Der ÖV-Fahrpreis konkurriert in der Waagschale mit dem Radius der Schulreise. Und daraus soll ja kein Kulturkampf entstehen.»