«Das Plakative gefällt mir»
Kunst & Baukultur
Die «Grafik 14» ist im vollen Gang. Von allen 120 Ausstellern ist der Zuger Nicola Cavegn der jüngste. Seine Kunst überrascht.
Walchwil – Die «Grafik 14» ist die grösste und bedeutendste Werkschau für Grafikdesign in der Schweiz. Unter die vielen prägenden Künstler-Persönlichkeiten der hiesigen Szene mischen sich auch internationale Stars und der erst 19-jährige Nicola Cavegn aus Walchwil. An der Werkschau in der Maag-Halle im Zürcher Industriequartier haben Künstler die Möglichkeit, ihre Werke einem grösseren Publikum bekannt zu machen.
Ein Gürteltier, ein Elefant oder eine Katze im Hund die Arbeiten von Nicola Cavegn, alle in Acryl auf Leinwand, wirken erstaunlich reif. «Ich bin immer mit meinem Skizzenbuch unterwegs. Wenn ich eine Inspiration habe, wird diese sofort aufgezeichnet», erklärt der Walchwiler. Kunst ist für ihn eine Lebenseinstellung, bereits im Alter von fünf Jahren zeichnete er eine erste Version der «Katze im Hund». «Vielleicht werde ich alle zehn Jahre eine neue Variante davon kreieren und so retrospektiv feststellen, wie und ob ich mich entwickelt habe.»
Parallelen zu Picassos Werk
Nicola Cavegn ist in einem kunstinteressierten Haus aufgewachsen; der Vater arbeitet selbst als Grafiker. Während Gleichaltrige bestenfalls eine vage Vorstellung von ihren Zukunftsplänen haben, weiss Nicola, was er will: Der junge Künstler besucht die F + F Schule für Kunst und Mediendesign in Zürich und möchte nach abgeschlossener Ausbildung ebenfalls Grafiker werden. Die Bilder von Cavegn wirken trotz wenig Tiefe erstaunlich mehrdimensional und stark. «Das Plakative gefällt mir», sagt er im Gespräch.
Jedes Bild beginnt mit einer Idee. «Ich trage diese dann meist über längere Zeit in meinem Kopf herum, bis ich sie schliesslich konkretisiere oder ganz verwerfe.» Inspiration holt er sich aus dem Alltag oder von den grossen Meistern. Von Picasso beispielsweise. Vergleicht man etwa Picassos Werk «Der Stier» aus dem Jahr 1945 mit Bildern von Nicola, fallen gewisse Parallelen ins Auge. «Gerne bringe ich in meine Bilder auch eine gewisse Dramatik ein.» Dies sei Paul Klee teilweise ganz gut gelungen, so der Walchwiler.
Einäugig unterwegs
Nachdem er das Motiv auf der Leinwand vorgezeichnet hat, beginnt die eigentliche Arbeit. Wenig Farbe, gerne schwarz, gerne «dreckige» Mischfarbtöne nie knallig. «Wenn ich male, lasse ich meinen Bewusstseinsstrom zu. Dann lasse ich den Tag Revue passieren – das ist dann beinahe schon meditativ.»
So mutig wie die Bilder von Nicola Cavegn sind, so extravagant der persönliche Kleidungsstil. Meist in eher dunklen Farben unterwegs, gerne mit Hut. Und manchmal auch einäugig wenigstens fürs Fotoshooting. «Ich finde die Idee spannend, einäugig zu posieren», so Cavegn. «Im Mittelalter wurde so angedeutet, dass man in sich gekehrt ist. Dass man reflektiert und nachdenkt. Ausserdem ist es interessant, unsere mehrdimensionale Welt mal mit nur einem Auge zu betrachten.»
An einem Bild arbeitet Nicola Cavegn oft mehrere Tage. Viel Herzblut wird also investiert. Darum ist es ihm wichtig, dass seine Bilder auch gesehen werden. «Ich möchte schon, dass meine Werke auch aufgehängt oder ausgestellt werden.» Wichtig ist Nicola auch, dass seine Bilder eine Reaktion oder Emotion beim Betrachter auslösen. «Der Gedanke, dass jemand ein Bild von mir kauft und dieses dann irgendwo verstaut und dort vergisst oder lediglich als Kapitalanlage ersteht, passt mir nicht.»
Eine Kapitalanlage sind die Bilder des jungen Walchwilers noch nicht. Aber wenn er seinen Enthusiasmus und seinen Biss behält, vielleicht bald. Zu sehen sind seine Werke noch bis Sonntag. (Haymo Empl)
HinweisDie «Grafik 14» in der Maag-Halle Zürich hat noch bis morgen Sonntag von 11.00 bis 20.00 geöffnet.