Patrick Fischer zeigt sich gesprächig

Literatur & Gesellschaft

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Der Zuger Trainer der Eishockey-Nationalmannschaft führt ein bewegtes Leben. In Menzingen gab er Einblicke.

  • Patrick Fischer gab in der in der Bibliothek Menzingen Einblicke in sein Leben als Spieler und Trainer. (Bild Jan Pegoraro)
    Patrick Fischer gab in der in der Bibliothek Menzingen Einblicke in sein Leben als Spieler und Trainer. (Bild Jan Pegoraro)

Menzingen – Als am Montagabend das Interview mit Patrick Fischer in der Bibliothek Menzingen begann, erwiesen sich die Sorgen, dass der Saal leer bleiben könnte, als unbegründet. Anlass war die Biografie, welche die Autorin Doris Büchel über das Leben des aktuellen Schweizer Nationalmannschaftstrainers geschrieben hatte. Die 51-jährige hatte in der Vergangenheit ebenfalls eine Biografie über die Schweizer Extremsportlerin Evelyn Binsack.

Der gebürtige Zuger, der in seiner Karriere als Stürmer agierte und so über 600 Skorerpunkte sammeln konnte, zeigte sich durch den ganzen Abend äusserst offen und ehrlich und offerierte spannende Einblicke und Anekdoten aus seiner einzigartigen Karriere.

Zum «Hattrick-Patrick» avanciert

Patrick Fischers Karrierestationen sind zahlreich und lassen sich sehen. Nach einem Jahr in Carman in Kanada, wo er aufgrund seiner vielen Tore als «Hattrick-Patrick» bekannt wurde, begann seine Profilaufbahn beim EV Zug. Er schaffte es in der Saison 92/93 zum Début für die A-Mannschaft. Nach fünf Saisons in Zug zog es ihn ins Tessin zum HC Lugano. Dort konnte er den ersten seiner zwei NLA-Titel gewinnen.

Fischer erzählte, dass die Zeit in Lugano schwer war und er nach zwei Saisons nach Davos wechseln wollte, wo er auf Arno Del Curto traf. «Beim HCD wurde ich zum Profi», sagte der 47-jährige mit Blick zurück auf die strengen Trainings unter Del Curto. Eine Philosophie, welche er sich selbst als Trainer zu eigen machen sollte. In Davos wurde Fischer jedoch auch vor die grösste Herausforderung seiner Karriere gestellt, er erlitt einen schweren Knorpelschaden und bekam die Prognose, wohl nie wieder Eishockey spielen zu können. Dies brachte grosse existenzielle Ängste mit sich für einen Menschen, welcher sich stets als Hockeyspieler identifiziert hatte.

Mit Hilfe einer Schamanin und Therapie konnte Fischer die Verletzung jedoch trotz der Diagnose überstehen und gewann im nächsten Jahr seinen zweiten Titel in der NLA. Danach wechselte er zurück zum EVZ und nahm ein weiteres Ziel ins Visier: die NHL, die beste Liga der Welt. Um dies zu erreichen, trainierte Fischer so hart wie nie zuvor und schaffte schliesslich den Sprung und spielte unter einem gewissen Wayne Gretzky, bis schliesslich eine weitere Verletzung dieses Kapitels beendete. Nach einem kurzen Abstecher in St.Petersburg landete Fischer erneut in Zug und beendete 2009 seine Profikarriere.

Vom Spieler zum Trainer

Durch seinen Sohn Kim, der seinerzeit bei Lugano Eishockey spielte, wurde Fischer angefragt, ob er nicht eine aktive Rolle einnehmen wolle. So wurde er Assistenztrainer bei den Elite-Junioren. Aufgrund der «Hire-and-Fire»-Taktik der Luganesi wurde Fischers Karriere beschleunigt und keine drei Jahre später fand er sich als Cheftrainer des HC Lugano wieder.

Eine Entwicklung, welche laut ihm zu schnell stattfand. Doch auch hier zeigte sich der unbarmherzige Umgang der Luganesi mit Trainern und nach zwei Jahren war die Zusammenarbeit zwischen Lugano und Fischer beendet. Fast zeitgleich mit seiner Entlassung in Lugano befand sich der Schweizer Eishockeyverband auf der Suche nach einem neuen Headcoach. Fündig wurden sie in Patrick Fischer. Dieses Vertrauensbekenntnis zahlte sich in der Form der WM-Silbermedaille im Jahre 2018 aus, als Fischers Mannschaft im Final Schweden unterlag. Der Abend machte klar: Fischer ist ein Mann mit grossen Ambitionen, sei als Spieler oder Trainer, dies widerspiegelte sich im Verlauf seiner gesamten Karriere. Sein neues Ziel? Der Weltmeistertitel mit der Schweizer Nationalmannschaft. (Text von Jonas Indra)