«Man muss gut zu den Leuten schauen»

Brauchtum & Geschichte

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Zum letzten Mal ertönte am Güdeldienstag in Oberägeri das dreifache Hoch auf Michi I. – nach über einer Dekade gibt er das Amt weiter.

  • Legorenvater Michi I. beim diesjährigen Umzug in Oberägeri. (Bild Christian H. Hildebrand)
    Legorenvater Michi I. beim diesjährigen Umzug in Oberägeri. (Bild Christian H. Hildebrand)

Oberägeri – 12 Jahre lang war er Michi I. – nun wird Michael Rogenmoser, wie der 48-Jährige eigentlich heisst, sein Amt als Oberägerer Legorenvater abgegeben. Dies ohne grosse Zeremonie. Sowohl die Generalversammlung wie auch das Mittefastenfeuer, das den Anlass jeweils begleitet, mussten ausgesetzt werden.

Michael Rogenmoser, noch sind Sie offiziell Legorenvater und Präsident der Legorengesellschaft. Eigentlich hätten Sie das Amt in der Zwischenzeit abgegeben.

Michael Rogenmoser: Es gibt momentan keinen regulären Abschluss, das ist sowohl für mich wie auch für den künftigen Legorenvater, Martin Rust, eine unglückliche Situation. Aber in Anbetracht der jetzigen Pandemie-Situation ist diese Verschiebung ein kleines Problem. Die GV wird voraussichtlich im Herbst stattfinden und bis dahin bin ich offiziell weiterhin Präsident der Gesellschaft.

Was hat Ihnen das Amt als höchster Fasnächtler in Oberägeri bedeutet?

Sehr viel. Die Fasnacht hatte für mich immer einen grossen Stellenwert. Zwölf Jahre war ich Legorenvater und davor ein Jahr im Legorenrat. Ich musste damals dazu überredet werden und hätte es besser gefunden, wenn einer der älteren, gestandenen Legoren das Amt übernommen hätte. Jetzt bin ich froh darüber, wie es gekommen ist – es war eine sehr gute Zeit. Ich hatte immer tolle Ratskollegen. Wir konnten uns aufeinander verlassen und die Aufgabenteilung funktionierte.

Wie hoch war der Aufwand?

Ich habe die Stunden nie gezählt, aber man ist das ganze Jahr im Einsatz. Es gibt viel zu koordinieren, es finden viele Sitzungen und Veranstaltungen statt und man führt viele Gespräche. Hinzu kamen auch immer wieder ausserordentliche Anlässe, wie etwa das 175-Jahr-Jubiläum der Legorenfasnacht 2010 oder die Legorenskulptur, die 2018 eingeweiht wurde, die einen zusätzlichen Aufwand verlangten.

Welche waren die schönen Seiten der Aufgabe?

Da gibt es vieles. Allen voran der Kontakt zu allen Beteiligten, den Fasnachtsgruppen, Fasnächtler oder auch der Bevölkerung. Es gab viele schöne Begegnungen. Der Höhepunkt war jeweils der Umzug am Güdeldienstag. Der Legorenvater alleine kann keine Fasnacht machen, da braucht es viele Helfer. Schön war, dass ich mich in all den Jahren immer auf alle Ratsmitglieder verlassen konnte. Wir haben viele, schöne Stunden zusammen verbracht und hatten es oft lustig.

Auch das nimmt ein Ende.

Das wird mir bestimmt fehlen; die Gespräche und Diskussionen, einfach das gesellige Beisammensein.

Gab es auch weniger Schönes?

Wir waren oft am Kämpfen. Dafür etwa, dass es weiterhin genug Wagenbaugruppen und Wagenbauer gibt und dass diese auch einen Standort zum Bauen haben. Man muss gut zu den Leuten schauen, die Teil der Fasnacht sind. Es gibt aber wenig, was mich wirklich aufgeregt hat. Manchmal muss man sich für den Sinn der Sache einsetzen und damit leben, dass man es nicht allen recht machen kann.

Wie fühlt es sich an, das Amt nun abzugeben?

Der Abschied ist etwas in den Hintergrund gerückt. Wenn die GV dann stattfindet oder vielleicht auch erst an der nächsten Grindufhänkete, wird mir wahrscheinlich bewusst, dass es tatsächlich vorbei ist.

Wieso ist jetzt der richtige Zeitpunkt aufzuhören?

Zwölf Jahre sind eine lange Zeit. Die Freude war noch immer da, aber ich habe auch gemerkt, dass das Feuer ein bisschen weniger lodert. Der Fasnacht tut ein Wechsel gut, das bringt frischen Wind und neue Ideen. Ich habe viele Jahre intensiv teilgenommen, war Mitglied einer Guggenmusik, war bei den Tirolern und bei den Bettlern dabei.

Sie wollen es ruhiger angehen?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich am Strassenrand stehe und «bloss» zuschaue. Ich habe mir noch keine konkreten Gedanken gemacht, aber in irgendeiner Form werde ich wohl weiter aktiv an der Fasnacht teilnehmen.

Was geben Sie ihrem Nachfolger Martin Rust mit?

Dass er Sorge trägt zu unserer Legorenfasnacht. Er soll sie in ihrer traditionellen Art und Weise weiterführen und den Fasnächtlern Acht geben. Neues darf aufgenommen werden, wenn es Sinn macht. Zu viel verändern sollte man nicht. Zu vieles kann so kaputt gehen. Grundsätzlich wünsche ich ihm viel Freude und Erfolg. Zu guter Letzt möchte ich mich bei allen für die Unterstützung während all der Jahre bedanken. Ich hoffe, die Leute bleiben der Legorenfasnacht treu. (Interview Carmen Rogenmoser)