Orgelkonzert im Zeichen der Frau

Musik

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Beim Muttertagskonzert in der Chamer Kirche Frauenthal erklangen lauter Werke von Komponistinnen.

  • Zweites Orgelkonzert mit Olivier Eisenmann an der Orgel und Verena Steffen an der Querflöte in der Klosterkirche Frauenthal. (Bild Maria Schmid)
    Zweites Orgelkonzert mit Olivier Eisenmann an der Orgel und Verena Steffen an der Querflöte in der Klosterkirche Frauenthal. (Bild Maria Schmid)

Cham – Sieben verschiedene Komponistinnen im gleichen Konzert: Es war wohl das erste Konzert im Kanton Zug seit Menschengedenken mit einer solchen Werkauswahl. Wie auch die Interpreten bestätigten, wurde für diesen Anlass praktisch das ganze Programm neu eingeübt. Wer kann sich ausserdem an ein Orgelkonzert erinnern, bei welchem man grösste Mühe hatte, alle Leute in dem zur Verfügung stehenden Raum unterzubringen?

Das Programm begann im Spätbarock und reichte bis zur gemässigten Moderne. Den Anfang machten Wilhelmine von Bayreuth (1709–1758) und Anna Amalia von Preussen (1723–1787), beide Schwestern des Preussenkönigs Friedrich II., der sich auch lieber mit Flötenspiel als mit der Vorbereitung des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) abgegeben hätte.

Vor der Hochzeit komponiert

Zweimal erklang ein dreisätziges Werk im Ausklang des Barock, bei welchem der dritte Satz irgendwie im Grenzbereich zwischen Siciliano und Gigue lag. Der klare von der Akustik gut getragene Flötenton erbrachte mit der diskret registrierten Orgelbegleitung ein stimmungsvolles und abgerundetes Musikerlebnis. Eine Gelegenheitsarbeit im engsten Sinn war das Präludium für Orgel von Fanny Mendelssohn (1805–1847). Sie hatte eigentlich für ihre eigene Hochzeit mit dem Maler Wilhelm Hensel bei ihrem Bruder Felix eine Komposition bestellt. Dieser konnte sie wegen eines Verkehrsunfalls (mit der Kutsche!) von seiner Englandreise aus nicht rechtzeitig liefern. So komponierte sie das G-Dur-Präludium noch in der letzten Nacht vor ihrer Hochzeit fertig.

Präludium und Fuge in d-Moll von Clara Schumann (1819–1896) entstanden in enger Zusammenarbeit mit ihrem Mann Robert (1810–1856), der auch das Thema geliefert hatte. Nach einem eigenwilligen Präludium folgten sich die Fugen-Einsätze zunächst ganz im Sinne der Bach-Tradition. Bei der ­Registrierung des ursprünglich als Klavierstück geschriebenen Werkes entschied sich Olivier Eisenmann für Ausgewogenheit, was den Nachvollzug der einzelnen Stimmen erleichterte.

Sprung ins 20. Jahrhundert

Der Sprung ins 20. Jahrhundert wirkte nicht so abrupt: Die vorgestellten Komponistinnen blieben in der Erweiterung der Tonalität recht behutsam, und häufig gab es Rückgriffe in die Romantik oder sogar in den Barock. Unter dem Titel «Nachsinnen» erklang ein Charakterstück von Erna Woll (1917–2005), ein lebhaftes Wechselspiel zwischen Flöte und Orgel, je nach Interpretation der Struktur zweisätzig oder mit der kurzen Reprise als drittem Satz. Stilistisch auf ähnlicher Ebene bewegte sich ein kurzes Intermezzo für Flöte Solo von Barbara Heller (geb. 1936) aus Dreiklangmotiven mit einzelnen verfremdeten Tönen.

Stimmungsvoll gelang der Abschluss mit zwei Werken von Cécile Chaminade (1857–1944). Die volle Entfaltung des Orgelwerks durch Registerwechsel und Benützung des Schwellers verlieh dem Orgel-Prélude die angemessenen Kontraste; es liess neben der romantischen Grundstimmung auch Elemente des Barock zur Geltung kommen. Das Concertino D-Dur, Original Flöte und Orchester, verwandelte sich durch die Bearbeitung in ein virtuoses Wechselspiel zwischen Flöte und Orgel, welches auch dem Publikum gefiel und in einen kräftigen Schlussapplaus mündete. (Jürg Röthlisberger)

Hinweis
Das nächste Konzert der Internationalen Zuger Orgeltage folgt am 30. Mai, Pfarrkirche Bruder Klaus, Oberwil, mit Viola Chiekezi, Dänemark.