Sie kommen nicht nur zum Lesen
Literatur & Gesellschaft
Bereits zum vierten Mal hat die Bibliothek ihre Nutzer hinter die Kulissen blicken lassen. Das lassen sich viele nicht entgehen. Und in einem Fall können die grossen und kleinen Gäste sogar noch selber Hand anlegen.
Baar – Auffallend viele Familien mit lesefreudigen Kindern finden sich bereits am Samstagvormittag in der Bibliothek Baar ein. Der Nachwuchs stürzt sich anlässlich des Tages der offenen Tür sogleich auf die Wettbewerbsfrage: Wie viel Meter Folie sind im vergangenen Jahr in der Bibliothek verwendet worden?
Zwischen den Bücherregalen und am Buffet findet derweil lockerer Small Talk statt – man kennt sich hier. Dies bestätigt Fabia Patocchi, die seit 2015 Leiterin der Bibliothek ist, mit einem Schmunzeln: «Den Kontakt zu unserer Kundschaft nehmen wir uns sehr zu Herzen und ist für uns das A und O. An der Theke sprechen wir über den Inhalt der gelesenen Bücher und gehen gerne auf Fragen der interessierten Kunden ein.» Man merke schon, dass die Bibliothek Baar Dorfcharakter ausstrahle, denn man grüsse und treffe sich regelmässig. Fabia Patocchi freut sich ausserordentlich, dass die Leute den Tag der offenen Tür als Dankeschön zu schätzen wissen und auch so zahlreich erschienen sind.
Ein Zehntel des Bestandes wird jedes Jahr ersetzt
Die sieben engagierten Mitarbeitenden bieten den ganzen Tag über Führungen an, in denen sie Einblicke in ihren Arbeitsalltag ermöglichen. Rahel Wannenmacher, die für die Kinderbücher zuständig ist, und Heidi Stadler, die sich der Musik annimmt, erklären dem gespannt zuhörenden Publikum, worauf sie beim Einkaufen neuer Medien achten. Rahel Wannenmacher sagt: «Nebst Vorschlägen von Kunden verfolgen wir aufmerksam neue Trends, lesen Rezensionen und gehen in Bücherläden. Von 30 000 Medien werden jährlich um die 3000 aussortiert und ersetzt.» Die neuen Medien werden zunächst katalogisiert, dem Thema nach einer Abteilung zugeteilt und dann im Aufarbeitungsraum zum Schutz foliert. Die aussortierten Medien werden verschenkt oder günstig verkauft. Nebst Büchern können in der Bibliothek auch Comics, Filme, elektronische Medien oder Zeitschriften ausgeliehen werden – es hat also für jeden etwas. Die Kinderabteilung in der Bibliothek Baar ist beeindruckend. «Wir haben Kinderbücher in vielen Fremdsprachen, was gut ankommt. Momentan sind 44 Prozent der Kindermedien ausgeliehen», sagt Rahel Wannenmacher.
Die Bibliothek ist auch ein Begegnungsraum
Die wöchentliche «Gschichtli-Stund» kommt den jungen Leseratten zusätzlich zugute. Claire Rogenmoser kommt mit ihren Kindern oft in die Bibliothek, um Bücher auszuleihen: «Die Auswahl ist sehr vielseitig, und die Kinder fühlen sich hier wohl. Ausserdem treffe ich dabei oft Freunde.» Nach dem Anlass ist vor dem Anlass – beim abendlichen Pizzaessen lassen Fabia Patocchi und ihr Team den Tag Revue passieren, um sich auch im kommenden Jahr mit neuen Ideen bei der Kundschaft bedanken zu können.
Und übrigens, um die Wettbewerbsfrage aufzulösen: Im letzten Jahr sind 1127 Meter Folie verbraucht worden. (Nils Rogenmoser)
