Wenn ein Wunsch in Erfüllung geht

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Ein Gespräch über Shane Gerbers Träume und eine abgebrochene Lehre führte dazu, dass der Zuger heute das macht, was ihm am besten gefällt.

  • Shane Gerber ist gerne mit Menschen in Kontakt. (Bild PD)
    Shane Gerber ist gerne mit Menschen in Kontakt. (Bild PD)

Baar – Während des zehnten Schuljahrs weiss Shane Gerber nicht, was er beruflich machen möchte. Der Baarer wird von seiner Lehrerin auf seine Träume abgesprochen. «Sie hat dabei mehrmals nachgehakt, weil ich Angst davor hatte, mir das überhaupt selbst einzugestehen», erzählt der 23-Jährige. Nach rund einer Stunde habe er gesagt, dass er gerne Film und Schauspiel studieren würde. «Dabei habe ich mich recht unwohl gefühlt, da ich noch nichts mit dieser Welt zu tun hatte.»

Dieses Gespräch führte unter anderem dazu, dass er eine eigene Produktionsfirma – Souluna Film – mitgründete und eine dreijährige Ausbildung an der IAF Schauspielschule in Köln absolvierte – in jener Stadt, wo er seit Sommer 2018 wohnt. Doch bis dorthin war es ein steiniger Weg, geprägt mit wegweisenden Erkenntnissen. «Ich bin dankbar für meine Mom und ihren Lebenspartner, die mich bei diesem Weg unterstützt haben, sodass ich heute meinen Traum leben kann», so der Filmemacher.

In ein Loch gefallen, aber wieder aufgestanden

«Unter der Bedingung, dass ich einen Ausbildungsplatz finde, hatte ich die Möglichkeit, einen dreimonatigen Sprachaufenthalt zu machen», erzählt Gerber. Diese Monate nutzt er für einen Abstecher nach Los Angeles in eine Schauspielschule, wo er spürt, dass dies nach und nach ein Feuer in ihm entfacht. «Ich habe immer mehr Mut gesammelt und bin mit tollen Erlebnissen im Gepäck zurück in die Schweiz gekommen, um meine Lehre zu starten.»

Bei der Ausbildung zum Koch sei er «in ein Loch gefallen». Gerber habe seit Tag eins gespürt, dass dies vermutlich nichts wird. «Ich wollte am Morgen nicht aufstehen, tagsüber versuchte ich mich bei Laune zu halten und hatte abends ein unzufriedenes Gefühl.» Nach kurzer Zeit brach er jene Lehre ab. «Ich will jetzt Schauspielerei ausprobieren, sonst bereue ich es», mit diesen Gedanken bewarb er sich bei der Schauspielschule in Köln. «Nach dem Casting dachte ich: ‹Ach, das wird nichts›.» Dass Wochen später ein Anruf mit einer Zusage kommt, hat der Baarer demnach nicht erwartet. «Ich war gerade im Wartezimmer aufgrund eines Arzttermins als der Schulleiter mich angerufen und gesagt hat: ‹Wir hätten dich gerne dabei›», erzählt der 23-Jährige schmunzelnd und fährt fort: «Er musste mich ein bisschen bremsen, da die Freude in mir so gross war.» Nach Köln umgezogen, sei es für ihn in der Anfangszeit ungewohnt und schwierig gewesen, keine besten Freunde um sich zu haben.

Lernen negative Gefühle zuzulassen

Die drei Jahre an der Schauspielschule haben sich positiv auf sein Leben ausgewirkt. «Sich in eine Figur hineinzuversetzen, braucht Mut und Selbstvertrauen. Dadurch wurde ich viel offener und habe gelernt negative Gefühle zuzulassen.» Jedoch habe Gerber im zweiten Schuljahr gemerkt, dass er den Fokus mehr auf das Schreiben legen möchte statt auf das Schauspiel. «Das war ein Tiefpunkt, da es sich für mich so anfühlte, als hätte ich zwei Jahre verloren.» Doch wo ein Tiefpunkt ist, kommt auch wieder ein Höhepunkt. Sein erster geschriebener Kurzfilm «They I Am» ist mit einem Award am Hollywood Short Film Festival ausgezeichnet worden. Dort sei der Film auch gedreht worden. «Schreiben ist für mich am schwersten, da man zu so vielen Ideen Nein sagen muss und aus nichts als den eigenen Gedanken eine bewegende Story schreiben darf.» Aber gleichzeitig könne man mit Worten so viel bewirken.

«Mir kam der Wunsch, selber Projekte umzusetzen und ich gründete zusammen mit einem meiner besten Freunde die Produktionsfirma Souluna.» Eine der ersten Eigenproduktionen sei der Kurzfilm «Gut, danke» gewesen, bei dem es um die Themen Tod und Trauerbewältigung geht. Das sei zugleich eines der aufwendigsten Projekte gewesen, wie Gerber erzählt. Das Team rund um Souluna und Regisseur macht eine Kostenzusammenstellung. «Uns wurde bewusst, dass wir externe Gelder brauchen. Wir fanden die grösste Förderung in Nordrhein-Westfalen.» Sie haben sich über Nacht beigebracht, wie man einen entsprechenden Förderantrag stellt, da die Deadline zwei Tage später war. Der Aufwand hat sich gelohnt: Sie haben ihre erste Förderung erhalten. «Wir drehten ‹Gut, danke› an sechs Tagen. Es war die geilste Zeit in meinem Leben.» Das nächste grössere Projekt der Firma soll für 2023 ein Langfilm sein. Das Thema ist noch ungewiss. Aktuell arbeitet er seit November bei Uhlandfilm & Nachtlichtfilm für Produzentin Anja Uhland als rechte Hand.

Herumreisen und in Airbnb’s leben

Mit dem Kanton Zug verbinde Shane Gerber stets noch viel: «Ich bin in Baar aufgewachsen und fühle mich heute noch sehr wohl im Kanton. In Zug sind die Leute sehr höflich. In Köln hingegen sind sie viel direkter.» Beides habe seinen Charme. Ganz in die Schweiz zurückzukehren, sei zurzeit kein Thema. «Köln ist ein super Standort für Filmproduktionen. Zudem würde es mich reizen herumzureisen, in irgendwelchen Airbnb’s zu leben und mich neu inspirieren zu lassen.» Der 23-Jährige hat stets Ziele sowie Herausforderungen vor Augen. Wenn das nicht der Fall ist, nimmt er sich jeweils einer 100-Tage-Challenge an, wo er beispielsweise 100 Tage am Stück vegan isst. (Text von Nora Baumgartner)