Chriesisturm: Auch die Polizei rannte mit

Brauchtum & Geschichte

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Mehrere hundert Personen warteten in der Zuger Altstadt gebannt, bis die Chriesigloggä um Punkt zwölf Uhr den Chriesisturm einläutete. Nachdem dieser in den letzten beiden Jahren aufgrund der Pandemie ins Wasser fiel, war die Vorfreude umso grösser.

  • Das Team der Zuger Polizei meistert die Strecke des 12. Chriesisturms durch die Zuger Altstadt am schnellsten. (Bild Stefan Kaiser)
    Das Team der Zuger Polizei meistert die Strecke des 12. Chriesisturms durch die Zuger Altstadt am schnellsten. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Im Schatten am Rande der Zuger Altstadt versammeln sich mehrere hundert Zuschauende. Die einen warten sitzend auf dem Mauerrand, bis es losgeht, während andere stehend gebannt zur Liebfrauenkapelle schauen. Ländliche Handorgelmusik ist im Hintergrund zu hören. Überall in der Altstadt und auf dem Landesgemeindeplatz sind Lautsprecherboxen verteilt. Eveline Knobel, Vorstandsmitglied bei der IG Chriesi, erzählt unter anderem, wie es zum heutigen Chriesisturm kam und wer alles teilnimmt: «Die Tradition nimmt das Brauchtum vom 18. Jahrhundert auf, als die Stadtzuger mit den langen schweren Leitern Chriesihögglä auf die Allmend eilten, sobald die Chriesiglocken läuteten.»

Auf der Strecke stehen sieben Streckenwärter mit einem Megafon in der Hand. Sie schauen, dass niemand den Läuferinnen und Läufern im Weg steht. Um Punkt zwölf Uhr läutet die Chriesigloggä. Das ist das Startzeichen zur Chriesihaupternte in den Talgemeinden und für fünf Männerteams, die mit je zwei Läufern starten. Sie rennen mit einer langen und schweren Chriesileiter über eine festgelegte Strecke in der Altstadt Zug. Die Regel besagt, dass immer eine Hand jedes Teilnehmers an der Leiter sein muss

Zuger Polizei feiert Premiere und Sieg zugleich

Am Start sind folgende Zweierteams der Männer: die Raiffeisenbank Zug, die Zuger Schreinerzunft, die Zuger Bäckerzunft, die Zuger Bauleute und die Zuger Polizei. Für die Raiffeisenbank und die Polizei ist es die erste Teilnahme am Chriesisturm. Kaum sind die Männerteams im Ziel angekommen, rennen auch schon die fünf Frauen mit geflochtenen Körben, beim sogenannten Hutten-Rennen, auf dem gepflasterten Boden los. Die Läuferinnen legen dieselbe Strecke zurück wie die Läufer zuvor. Jedes einzelne Team wird lauthals angefeuert. Auch der Nachwuchs war beim Rennen nicht zu verachten: Zehn Kinder der 6. Primarklasse Kirchmatt rennen mit einer leichteren und kürzeren Leiter durch die Altstadt.

Kaum hat es angefangen, ist das Rennen nach rund 15 Minuten auch schon wieder vorbei. Die meisten Zuschauerinnen und Zuschauer zieht es danach Richtung Landesgemeindeplatz. Mehrere Festbänke sind unter grossen, weissen Sonnendächern aufgestellt. Beim aktuellen sonnigen und heissen Wetter möchten die meisten am liebsten im Schatten verweilen. Bei dieser Hitze für Proviant anzustehen, halten aber nicht alle aus: Eine Besucherin spannt einen schwarzen Regenschirm auf, um sich vor der Hitze zu schützen. Ansonsten machen die Leute einen zufriedenen und entspannten Eindruck auf den Festbänken. Viele Zuger Politikerinnen und Politiker sind vor Ort und prosten sich zu. Auf dem ganzen Platz kann man an den überdachten Ständen Kirschspezialitäten ausprobieren wie etwa die beliebte Chriesiwurst. Innert zwei Stunden sind über 800 Würste verkauft worden.

Doris Turrin gewinnt das Hutten-Rennen

Mit gut gefüllten Bäuchen hören die Zuschauerinnen und Zuschauer Peter Hegglin, Präsident der IG Chriesi, zu. Er dankt allen Sponsoren und Partnern, bevor es zur anschliessenden Rangverkündigung des 12. Chriesisturms kommt. Jedem Teilnehmenden wird ein grosser Kirschenkorb überreicht. Gewonnen beim Hutten-Rennen hat Doris Turrin von der Zuger Kantonalbank. In Zukunft können wir uns wohl in Sicherheit wägen: Denn Josua Suter und David Rühl von der Zuger Polizei waren bei den Männerteams am schnellsten. Beide sind im Unihockey und im Fussball aktiv. Den Kindersturm gewinnen Janis Wullschleger und Miles Aronsoe.

Die Interessengemeinschaft (IG) Chriesi Zug als Organisatorin zeige sich erfreut über das grosse Interesse an der traditionellen Veranstaltung. Gemäss der aktuellen Medienmitteilung des Schweizer Obstverbands (SOV) wird ein hervorragendes Kirschenjahr 2022 in Aussicht gestellt. Erwartet wird über 2500 Tonnen qualitative Schweizer Kirschen. Dem stimmt auch Peter Hegglin zu. Er prognostiziert ein super Chriesijahr für Zug. (Text von Nora Baumgartner)

Hinweis
Weitere Infos zu den Zuger Kirschen finden Sie unter www.zugerchriesi.ch.