Zugs Bahnhof gibt das letzte Geheimnis preis

Brauchtum & Geschichte

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Der Zuger Bahnhof entstand zu Beginn der Nullerjahre neu. In einer erstmaligen Führung konnte nun das alte Panoramastellwerk bestaunt werden.

  • Der SBB-Fachmann Markus Sidler im Stellwerkraum des Bahnhofs Zug. (Bild Marco Morosoli)
    Der SBB-Fachmann Markus Sidler im Stellwerkraum des Bahnhofs Zug. (Bild Marco Morosoli)

Zug – In Österreich schwingen auf Nebenstrecken ab und an Bahnhofsvorsteher die grüne Kelle. Das heisst für den Lokomotivführer: Abfahrt. In der Schweiz sind Szenen wie diese seit beinahe 20 Jahren nicht mehr zu sehen. Die für den Schienenverkehr im Kanton Zug verantwortlichen SBB-Crews arbeiten aktuell in der SBB-Betriebszentrale Zürich-Flughafen. Nur Rotkreuz steht unter der Kontrolle von Fahrdienstleitern aus Olten. Es gibt drei weitere solche Zentren in Pollegio TI, Spiez BE und Lausanne VD.

Der Zuger Markus Sidler arbeitete im Laufe seiner SBB-Berufskarriere in vielen Schweizer Bahnhöfen. Oftmals war er derjenige, der als Letzter vor Ort das Licht löschte. So auch im Rotkreuz Anfang Oktober 2015. Dort sorgen jetzt Sidlers Kollegen in Olten für einen möglichst reibungslosen Betriebsablauf.

Was hingegen kaum einer weiss: Das zu Beginn der 1990er-Jahre im Bahnhof Zug erstellte ortsfeste Stellwerk ist bis heute erhalten und noch funktionstüchtig. Dieser Status dürfte gemäss Sidler noch länger andauern. Dieser Teil des Zuger Bahnhofs ist so gesehen der Altbau im Neubau. Zwar nicht architektonisch wertvoll, jedoch seinen Zweck erfüllend. Es leuchten auf dem grossen Display viele kleine Lampen. Darauf ist das Gleisfeld des Bahnhofs Zug sichtbar. Personal war im neuen Bahnhof Zug noch bis Mitte Dezember 2007 vor Ort. Nicht offensichtlich, weil im Hintergrund arbeitend.

Es sind an der Panoramawand die Gleisarchitekturen von Baar, Zug und Zug-Oberwil sichtbar. Der Laie merkt schnell, dass, wer hier den Überblick behalten will, bei aller Hektik stets die Ruhe und die Übersicht bewahren muss.

Der ehemalige Fahrdienstleiter Markus Sidler, ein Bähnler mit Herz, erzählt mit viel Detailkenntnis, wie das «Stellwerksterben» in der Schweiz abgelaufen ist. Dieses hat demnach Mitte der 1980er-Jahre begonnen. Dennoch erhielt Cham 1997 noch ein Stellwerk der damaligen Standardversion aus dem Hause Integra in Wallisellen. Die mittlerweile im Siemens-Konzern aufgegangene Firma war über lange Jahre der Schweizer Platzhirsch in der Sicherungstechnik. Aus dessen Produktion kam auch das Domino 67 mit Panoramawand.

Heute sind es «Schlangen auf Bildschirmen»

Die heutigen Stellwerk-Arbeitsplätze in den vorerwähnten Leitstellen verfügen über eine Vielzahl sehr grosser Bildschirme, wo die Zugbewegungen schematisch dargestellt sind. Dabei ist die Schweiz in verschiedene Sektoren aufgeteilt. Das Zuger Netz gehört – bis auf Rotkreuz und Steinhausen – zum Sektor Voralpen. Die Züge sehen wie sich bewegende Schlangen aus. Ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem soll verhindern, dass sich Züge in die Quere kommen.

SBB-Mann Markus Sidler arbeitet mittlerweile auch in einer solchen zentralen Leitstelle – für die Abteilung Personenverkehr. In der Vergangenheit hat er Anlagen, wie sie im Bahnhof Zug weiterhin in Betrieb ist, noch vor Ort bedient.

Die Betriebsleitzentrale wacht aber nicht nur über die Fahrstrassen. Es stehen zudem die Signale, die Blockabschnitte und vieles mehr im Fokus. Wenn der Betrieb einiger­massen rund läuft, sind die Zugverkehrsleiter normal gefordert.

Mehr Züge gleichzeitig dank kürzerer Blöcke

Dabei handelt es sich bei den dichten Zugfolgen in der Schweiz um eine an sich schon hochkomplexe Aufgabe, die nur mit Teamwork zu bewältigen ist. Gegenüber früher sind die Blockabschnitte der Schiene verkleinert worden. Das heisst, es können sich mehr Züge gleichzeitig auf einem bestimmten Abschnitt bewegen.

Trotz ausgeklügelter Technik und neuer Software-Errungenschaften kommt es auf dem Bahnnetz in der Schweiz immer wieder zu Störungen. In solchen Situationen gelte es, alles zu unternehmen, um den Schaden so gering wie möglich halten zu können. Das gelingt nicht immer mit gleich grossem Erfolg.

Eine solche Störung ist beim Besuch im Zuger Stellwerk nicht geplant. Bahnfachmann Markus Sidler erklärt die Funktionsweise der Anlage im Bahnhof Zug. Den Bahnverkehr rund um Zug steuern seine Kollegen im Flughafen Zürich. (Text von Marco Morosoli)

Hinweis
Mehr über die Führungen unter https://company.sbb.ch/de/ueber-die-sbb/profil/sbb-erleben/zugfaescht.html