Der «Ursprung» des Baarer Wassers
Brauchtum & Geschichte
Das Reservoir in der Baarer Burgmatt ist das älteste der Gemeinde. Der heutige Bau stammt aus den 1990er-Jahren.
Baar – In der Burgmatt, am Rande der Siedlung Himmelrich liegt das älteste Wasserreservoir der Gemeinde Baar. Es war ursprünglich ein kleines gemauertes Gebäude mit einer Tür, drei Okuli und einem Flachdach mit gestuftem Sims. In einer gerahmten, längsrechteckigen Kartusche stand geschrieben «Wasserversorgung d. Korp. Baar 1895». Ganz dem Geschmack der Zeit hat man selbst einem rein der Infrastruktur dienlichen Zweckbau etwas architektonische Zier verliehen.
Dieser Zeuge aus der Anfangszeit der Baarer Wasserversorgung ist heute verschwunden. An seiner Stelle steht ein Neubau von 1992, kaum auffallend hinter einem Maschendrahtzaun im Schatten von Bäumen. Doch hier liegt nach wie vor der Ursprung der modernen Wasserversorgung Baars.
Die Brunnen des Dorfes waren in den Jahrhunderten zuvor hauptsächlich von der sogenannten Martinsquelle im Wäldchen unweit des Hofes Neuguet gespeist worden. Somit war die Erstellung einer modernen Infrastruktur für die flächendeckende Versorgung mit Frischwasser ein grosser Schritt in die Zukunft. Das Reservoir Burgmatt fasste nach dessen Erbauung rund 1000 Kubikmeter Wasser. Über eiserne Rohre floss es ins Dorf, das Gefälle von knapp 50 Höhenmetern nutzend. Unter anderem versorgte das Reservoir 42 Hydranten in Baar.
Quell- und Grundwasser
Mit dem Wachsen der Gemeinde reichte das Volumen des bislang einzigen Reservoires in der Burgmatt nicht mehr aus. Die Quellwasserfassung wurde bald auf die oberhalb der Burgmatt gelegene Oberallmend ausgeweitet. Im Jahre 1920 kam eine neue Art der Trinkwassergewinnung hinzu: Im Gebiet Göbli wurde eine Grundwasserfassung errichtet, um 1964 eine weitere im Gebiet Sennweid, wobei sich hier zeigte, dass selbst eine Fördermenge von 5000 Litern pro Minute keine Absenkung des Grundwasserspiegels mit sich brachte. Vielversprechend also. Baar nutzte fortan diese beiden effizienten Wege der Wassergewinnung in Kombination, um das Netz von allen Seiten gleichmässig zu speisen. So entstand 1965 oberhalb der Rebmatt ein weiteres Quellwasserreservoir mit einem Fassungsvermögen von 2000 Kubikmetern. Es liegt auf gleicher Höhe wie das Reservoir Burgmatt und bedient das Netz von der gegenüberliegenden Seite.
Hinter der historischen Fassade des Burgmatt-Reservoires wurde 1974/1975 ein neues Becken mit einem Fassungsvermögen von 2500 Kubikmetern erbaut. 1991 wurde das alte Zugangsgebäude von 1895 abgerissen und mit dem Bau eines noch grösseren Behälters mit einer weit höheren Kapazität begonnen. Er wurde 1992 zusammen mit dem ebenfalls neu erbauten, in seiner Form noch heute bestehenden Zugangsgebäude in Betrieb genommen. Eine Steintafel an der Fassade erinnert an die Erweiterung des Reservoires und an den gleichzeitigen Neubau des Eingangsbaus. Für die Trinkwasserversorgung der Gemeinde ist seit Anbeginn die Korporation Baar zuständig.
Ein anderes historisches Reservoir mit einem noch heute bestehenden Zugangshaus befindet sich oberhalb des Burgmattreservoires im Gebiet Oberallmend. Es ist fünf Jahre älter als das Reservoir in der Burgmatt, ist jedoch für die Spinnerei errichtet worden und diente nicht der Wasserversorgung der Gemeinde, sondern einzig der Fabrik. Es ist seit 2004 nicht mehr in Betrieb. Seine beeindruckende Architektur kann zu bestimmten Gelegenheiten besichtigt werden. (Text von Andreas Faessler)
Hinweis
In der Serie «Hingeschaut» gehen wir wöchentlich Fundstücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.