Von Jugendstreichen und Militär-Schoggi

Literatur & Gesellschaft

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Im Buch «Mein Hünenberg – Erinnerungen aus meiner Jugend- und Primarschulzeit von 1943–1951» erzählt der 79-jährige Werner Gretener von der Kriegszeit, dem Alltagsleben und seiner Dorfbande.

Hünenberg – Er sei kein braver Engel gewesen, der Werni Gretener, heisst es in der Ankündigung für das Buch «Mein Hünenberg – Erinnerungen aus meiner Jugend- und Primarschulzeit von 1943–1951». «Den einen oder anderen Streich haben wir durchaus ausgeheckt. Aber niemals ist dabei jemand zu Schaden gekommen», betont Werner Gretener. Geboren 1939, hat er den Zweiten Weltkrieg in jungen Jahren miterlebt. Nichtsdestotrotz schreibt der Urhünenberger in seinem Buch: «Meine Kindheit und Jugend waren eine schöne Zeit, nur zum Honiglecken war sie natürlich nicht.»

Als kleiner Junge habe er die Geschehnisse noch nicht richtig einordnen können, aber er erinnere sich gut daran. So beispielsweise an die Bombardierung einer Scheune 1942 in Sins. «Bis heute sehe ich lebhaft vor Augen, wie die Scheune in ungefähr vier Kilometer Entfernung plötzlich in Flammen aufging», beschreibt Gretener die Szene. Es sei gemunkelt worden, dass das Bombardement kein Zufall gewesen sei, sondern dass das eigentliche Ziel die Lonza-Fabrik gewesen wäre. Sie habe scheinbar für die Deutschen kriegswichtiges Material hergestellt. «Für uns Kinder war es ein schlimmes Erlebnis», wie der 79-Jährige berichtet. Doch sei es seiner Mutter stets gelungen, solche Situationen – wie auch den ganzen Krieg – kindsgerecht zu erklären. Überhaupt bewundere er den grossen Einsatz seiner Mutter, während sein Vater im Krieg im Einsatz war. «Kaum vorstellbar, wie meine Mutter das alles allein gestemmt hat», so Gretener. Seiner Meinung nach würde die Leistung jener Generation viel zu wenig gewürdigt.

Das Militär im Dorf

Doch den Krieg habe er nur am Rande mitbekommen. Hauptsächlich das Militär im Dorf sei ihm aufgefallen. «Da gab es immer etwas Neues zu sehen», schreibt der Autor. Und auch an das eine oder andere Stück «Militär-Schoggi» oder Landjäger erinnert er sich. Eine Seltenheit, in einer Zeit, in welcher alles rationiert gewesen sei. Im Gedächtnis geblieben aus seiner Kinderzeit ist ihm aber vor allem auch die Dorfbande. «Die Jungen, die keine Bauernsöhne waren, haben sich zusammengeschlossen und gemeinsam sehr Spannendes erlebt.» In dieser Gruppe habe er auch einiges erlebt, was heute fremd erscheine: Feldmäuse mit Fallen fangen, Hühner hypnotisieren und «Spicken» mit Murmeln.

Von solchen und anderen Erlebnissen aus der Schulzeit und aus dem Freundeskreis erzählt der Autor in seinem Buch. Bereits vor vier Jahren hat er begonnen seine Erinnerungen zu Papier zu bringen – doch die eigentliche Arbeit habe schon früher ihren Lauf genommen, wie er berichtet. «An einem Klassentreffen vor rund vierzig Jahren haben wir uns ausgetauscht. Und viele erinnerten sich kaum noch an unsere Schulzeit.» Da ihm ein ausgezeichnetes Langzeitgedächtnis nachgesagt würde, habe er alle Register gezogen und die eine oder andere Geschichte ausgepackt, was allen Freude bereitet habe. «Anschliessend habe ich begonnen, einige Anekdoten und Stichworte für mich aufzuschreiben», erklärt er. Die Geschichten habe er aber wieder verstaut.

Positive Resonanz von Freunden und Verwandten

Vor vier Jahren schliesslich hätte er doch wieder zu seinen Notizen gegriffen und sie stetig ausgeschmückt. «Nie hätte ich gedacht, dass ich daraus ein Buch verfassen würde», betont der Hünenberger. Als er die Geschichte jedoch an seine Freunde und Verwandten verteilt habe, erhielt er durchwegs positive Resonanz. «Viele haben mich gefragt, wie viele Archive ich durchforstet habe. Dabei war ich nie in einem Archiv», so Gretener. Ein Freund seines Sohnes habe ihm schliesslich vorgeschlagen, ein Buch daraus zu machen. «Mithilfe dieses gelernten Grafikers, aber ohne Verlag, habe ich 300 Stück anfertigen lassen», erklärt der Pensionierte.

Heute findet nun die Buchvernissage statt. «Ich kann mir gut vorstellen, dass einige Leute kommen werden, da ich bereits jetzt Anfragen habe, wo das Buch zu bekommen sei», sagt Gretener. Er selber lese viele geschichtliche Bücher, weshalb er sich gut vorstellen könne, dass auch andere an der vergangenen Zeit und seinen Erinnerungen interessiert seien. (Vanessa Varisco)

Hinweis
Die Vernissage findet heute um 19.30 Uhr in der Bibliothek Hünenberg statt. Die Laudatio hält Dorfhistoriker Klaus Meyer. Das Buch ist direkt beim Autor (geren@quickline.ch) oder in der Buchhandlung Balmer Zugerland erhältlich.