Das Metier hat sie gepackt

Kunst & Baukultur

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Die Galerie Artina bietet zeitgenössischen Künstlern eine Plattform und mehr. Bettina Temperli führt seit 20 Jahren eine Tradition fort.

  • Bettina Temperle (links) und Sonja Baumeler feiern am Sonntag das Jubiläum ihrer Galerie. (Bild Stefan Kaiser)
    Bettina Temperle (links) und Sonja Baumeler feiern am Sonntag das Jubiläum ihrer Galerie. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Die Bilder diverser Künstler hängen in den Schaufenstern oder sind im Galerieraum aufgestellt, gleich dutzendweise, rund um die dicke Säule oder den Wänden entlang. Es sind so viele, dass man sich vorsichtig hindurchbewegen muss. «Wir sind eine der wenigen Galerien mit dieser Vielfalt», ist die Zürcher Inhaberin Bettina Temperli überzeugt. Der Kunde könne so in einem breiten Angebot schnuppern und sich von der zeitgenössischen Kunst inspirieren lassen: «Dies entspricht unserem Geschäftsmodell, weil wir keine Vernissagen organisieren.»

Familientradition

Vor 20 Jahren hat Bettina Temperli die «Artina Bild und Rahmen» im damals neu erstellten Geschäftshaus am Bundesplatz in Zug eröffnet. Sie führt quasi eine Familientradition fort. Ihr Adoptivvater habe anfangs als Vergolder in seiner Kellerwerkstatt für die Künstler die passenden Rahmen hergestellt, erzählt die Galeristin. Daraus habe sich nebenher sukzessive das Geschäft mit dem Bilderverkauf entwickelt. «Schon als Kind kam ich so in Kontakt mit vielen Künstlern.» Und zur Freude ihrer Eltern habe sie im eigenen Betrieb das Einrahmen und Vergolden von der Pike auf gelernt.

Doch mit der Zeit habe ihr dieser Weg nicht mehr so behagt, gibt Bettina Temperli offen zu und lacht: «Ich wollte noch etwas anderes, holte die Matura nach und studierte Soziologie. Aber das Metier lässt einen nie mehr los», ist sie heute überzeugt. Sie war 29, als sie plötzlich den Wunsch verspürte, ein eigenes Geschäft für Bild und Rahmen zu eröffnen die Artina in Zug, worüber sich natürlich ihre Eltern sehr freuten. «Mein inzwischen verstorbener Vater hat die Anfänge hier noch miterlebt», erinnert sie sich.

Regionales Schaffen

Die Galerie widmet sich schwerpunktmässig der abstrakten, modernen und zeitgenössischen Kunst. Anfangs wurden neben den Werken schweizerischer auch die von internationalen Künstlern angeboten, samt deren Grafiken und Lithografien. Dazu gehörten damals bekannte Namen wie Rolf Knie, Harald Naegeli, Niki de Saint Phalle, Alois Carigiet und Friedensreich Hundertwasser.

Wie Bettina Temperli feststellt, hat in den letzten Jahren der Kundengeschmack geändert: «Ölbilder, Grafik und Lithos sind out.» Sie möchte heute vor allem Künstlern aus der Region Zug und den umliegenden Kantonen eine Plattform bieten. Das entspreche eher der Nachfrage. Als wichtig bezeichnet sie auch den persönlichen Kontakt mit den Akteuren. «Dies war bei den internationalen oft schwierig. Die Nähe erleichtert die Kommunikation.» Bei der Auswahl spielt für die Galeristin ein weiteres Kriterium eine Rolle: «Die Qualität. Der Künstler muss von seinem Schaffen voll- oder teilzeitig existieren können.»

Mit oder ohne Rahmen

Ein Teil des Betriebes betrifft, wie man anhand der grossen Auswahl sehen kann, den Rahmenverkauf sowie das Einrahmen, das eine Werkstatt professionell übernimmt. «Die Leute schätzen wieder den individuellen Rahmen, obwohl auch ungerahmte Leinwandbilder in Mode gekommen sind», stellt Bettina Temperli fest. «Früher hiess es, der Rahmen ist die Seele des Bildes», sagt sie schmunzelnd. Heute sei er eher ein dekoratives Stück, das nicht für alle Ewigkeit – zum Wohnungsstil passen müsse.

Das Jubiläum

In den Anfangsjahren stand Bettina Temperli ganztägig alleine im Laden im Einsatz. Nach ein paar Jahren reduzierte sie die Öffnungszeit und stellte eine Mitarbeiterin an. Derzeit wird die Inhaberin von Sonja Baumeler unterstützt, welche vorwiegend die Kunden berät. Zusammen mit den Künstlern Francesco Cusumano, Peter Gehring, Andreas Jordi, Franziska Schmalzl und Robert Süess wird das 20-Jahr-Jubiläum gefeiert. Das Artina-Team lädt am Sonntag, 14. Dezember, die Kunstfreunde zum Jubiläumsapéro ein.

Bettina Temperli sagt zur Zukunft der Galerie: «Wir diskutieren momentan, ob wir unsere Verschiedenartigkeit bewahren oder ab und zu eine Vernissage durchführen wollen.» Und voll motiviert sagt sie strahlend: «Wichtig ist uns aber ganz besonders: Es geht weiter.» (Monika Wegmann)

Hinweis
Sonntag, 14. Dezember, 1216 Uhr, Apéro zum 20-Jahr-Jubiläum der Galerie Artina, Bundesplatz 14, Zug. Öffnungszeiten: Di–Fr 13.30–18.30 Uhr, Sa 11–16 Uhr