Steht dieses Fest vor dem Aus?

Brauchtum & Geschichte

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Der achte Chriesisturm zog gestern eine Rekordzahl an Besuchern an. Und diese konnten einem überraschenden Sieger applaudieren und ein hochprozentiges Fest feiern.

  • Tobias Hürlimann und Stefan Hermann (in Grün) überspurten Marcel Niederberger und Peter Penzenstadler (in Blau).
    Tobias Hürlimann und Stefan Hermann (in Grün) überspurten Marcel Niederberger und Peter Penzenstadler (in Blau).

Zug – Bei perfektem Wetter schickte gestern Stadtpräsident Dolfi Müller bei der Liebfrauenkapelle in der Altstadt wenige Sekunden nach zwölf Uhr die fünf Erwachsenenteams des achten Chriesi­sturms ins Rennen. Dies und mit den den Worten: «Achtung, fertig, Chriesisturm!»

Anders als in den letzten Jahren liegen die Teams auf der Schlussgeraden noch immer fast alle gleichauf. Und dies nach einem Rundlauf von rund 700 Metern Länge. Höchst erstaunlich. Hunderte feuern die Läufer mit ihren langen Leitern an, es ist richtig laut. Es kommt zum Fotofinish, den das Gastteam aus Walchwil für sich entscheidet. Die Freude bei Gemeindepräsident Tobias Hürlimann und Ratskollege Stefan Hermann ist gross. Enttäuscht sind hingegen die beiden SAC-Rossberg-Läufer Peter Penzenstadler und Marcel Niederberger, die sich von den Gästen aus Walchwil nur knapp haben schlagen lassen müssen.

Nach den Erwachsenen sprinten fünf Teams der 6. Primarklasse des Schulhauses Riedmatt und die Wette. Auch die jungen Läufer werden tatkräftig unterstützt und deren Einlauf bejubelt. Läufer, Organisatoren und Publikum machen sich auf den Weg Richtung Landsgemeindeplatz.

Riesiger Ansturm

Und wieder darf gestaunt werden: Denn der Platz ist voller Leute. Einmal mehr bewährt sich der kluge Entscheid des Bauamts, auch Sonnenschirme für den unteren Teil des Landsgemeindeplatzes angeschafft zu haben. Das «Kurzvolksfest» nimmt seinen Lauf. Im Zentrum stehen die Chriesi, die es als Wurst, Dessert, flüssig – aber auch in ursprünglicher Form zu geniessen gibt.

«Am liebsten flüssig und zum Fondue», hat Sieger Tobias Hürlimann die Kirschen, wie er sagt, und Kollege Stefan Hermann hofft, den Titel im nächsten Jahr verteidigen zu können. «Ich hoffe schon, dass wir wieder starten dürfen», sagt er, und Hürlimann ulkt: «Ja, aber nicht heute.» Mit den Leitern um die Ecken der Häuser zu rennen, sei grauenhaft, sagt Peter Penzenstadler und lobt die Sieger: «Sie haben uns kurz vor dem Ziel überspurtet, und wir konnten nicht mehr reagieren.»

Ferienstimmung

Lieber brennen statt rennen, steht auf dem T-Shirt von Brennmeister Thomas Heiner, der zusammen mit Theo Auf der Maur als Team Quartier Kirchmatt den dritten Rang erlaufen hat. Die Läufer prosten sich mit flüssigem Kirsch zu und geniessen den traumhaften Mittag auf dem Landsgemeindeplatz. Ein Hauch von Ferien überzieht den Platz.

IG-Zuger-Chriesi-Präsident und CVP-Ständerat Peter Hegglin zeigt sich hocherfreut über den zeitlich perfekten Wetterwechsel und wirbt. «2018 sollten wir zwar unser Ziel, 1000 neue Kirschbäume für Zug zu setzen, erreichen, aber es fehlen noch 350 Patenschaften.» Spontan sichern die fünf Gemeinderäte von Walchwil je eine Patenschaft zu, was Hegglin entsprechend freut. Bis um 14 Uhr dauerte das Fest, dann wird umgebaut für den Chriesimärt, der eine Stunde später beginnt.

Postulat pro IG Zuger Chriesi

Nach einem dermassen tollen Fest und Mittag müssten eigentlich alle glücklich sein. Doch dem ist nicht so. Denn bekanntlich ist die künftige Durchführung des Chriesisturms akut gefährdet. Dies, weil der Stadtrat eine Kürzung des Beitrags für den Verein IG Zuger Chriesi beantragt hat und dieser vom Grossen Gemeinderat der Stadt Zug entsprechend beschlossen wurde. Der Verein wird nur noch mit 30 000 statt wie zuvor mit 47 500 Franken von der Stadt unterstützt. Und der Stadtrat hat gar Folgendes verlauten lassen: «Die IG Zuger Chriesi muss im Jahre 2018 voll in die Selbstständigkeit entlassen werden.»

In einem Postulat bitten nun die Gemeinderäte Hugo Halter (CVP) und Philip C. Brunner (SVP) den Stadtrat, der IG künftig jährlich 35 000 Franken zu überweisen. Sie begründen: «Kommt doch bei diesem Anlass die ganze Stadt Zug mitten in der historischen Altstadt zu einem schönen Volksfest zusammen.» Die beiden weisen auf den städtischen Kulturbeitrag n der Höhe von 3,9 Millionen Franken hin und betonten: «In diesen Kulturausgaben ist nota bene der Betrag für die IG Zuger Chriesi nicht enthalten.» (Charly Keiser)