Cham in Schwarz und Weiss

Kunst & Baukultur

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Der Fotograf Rudolf König widmet der Gemeinde Cham eine Fotoserie. Unspektakulärem verleiht er Ästhetik, versteckte Winkel setzt er in Szene. Ein poetischer Streifzug durch das Dorf und seine Umgebung – ganz ohne Farbe.

  • Bei Rudolf Königs aktuellem Projekt steht die Gemeinde Cham im Mittelpunkt – in Schwarz-Weiss. (Bild Maria Schmid)
    Bei Rudolf Königs aktuellem Projekt steht die Gemeinde Cham im Mittelpunkt – in Schwarz-Weiss. (Bild Maria Schmid)

Cham – Angesichts dessen, was mit modernsten Mitteln der Fotografie heutzutage möglich ist, wirkt Rudolf Königs Ausrüstung geradezu minimalistisch. Doch prägt dies das Schaffen des Hünenbergers seit Anbeginn – er arbeitet analog, eine Nachbearbeitung der Bilder kommt nicht in Frage, seine Fotografien sind hauptsächlich schwarz-weiss. Seit über einem halben Jahrhundert lebt der gebürtige Thurgauer im Kanton Zug, 20 Jahre davon hat er in Cham verbracht. Mit der Gemeinde verbindet ihn trotz seines heutigen Wohnortes in Hünenberg See nach wie vor sehr viel.

Rudolf Königs (*1941) neustes Projekt kann deshalb auch als persönliche Hommage an seinen vorigen Wohnort verstanden werden: Die Ausstellung «Cham Schwarz Weiss» und das dazugehörige Buch zeigen das Dorf aus der Perspektive von Königs Linse. Ein Jahr lang war der Fotograf immer wieder im Chamer Gemeindegebiet unterwegs auf der Suche nach dem besonderen Sujet, der besonderen Perspektive. Dabei waren es nicht (nur) Postkartenmotive, die ihn reizten, sondern Ansichten, die das «alltägliche» Cham als Industrie- und Wohnort ins Zentrum stellen. Winkel, die durch ihre scheinbare Banalität aus dem Blickfeld rücken, Quartiersituationen, denen wir keinerlei ästhetischem Wert zusprechen, Industrieareale, Baustellen oder uninspirierte Fassaden der jüngeren Bauentwicklung. Rudolf König bringt mit seiner Neuinszenierung in Schwarz-Weiss des Unscheinbaren verborgenen Reiz zu Tage.

Der Fotograf hat sich jedoch durchaus auch die Beschaulichkeiten gesucht, die Cham und seine Umgebung ausmachen: romantische Uferpartien, intakte Natur, historische Gebäudeensembles, Panoramen, stimmungsvolle Witterungen, überraschende Ein- und Durchblicke.

Ansichten von einst und jetzt

Was der Hünenberger vorlegt, ist eine Art liebevoll erarbeitetes Chamer «Fotoalbum», das die stark gewachsene Ennetseer Gemeinde mit all ihren Facetten zeigt – von den baumbestandenen Seegestaden bis in den entferntesten Winkel im Frauenthal oder im Äbnitwald, wo ein kleiner bildlicher Exkurs gar in die Bronzezeit führt.

Ein Schwerpunkt vom «Cham Schwarz Weiss» ist das Vergleichende: Aus seinem Fundus von Bildern aus den 1980er-Jahren hat Rudolf König eine Auswahl getroffen. Dieselben Motive hat er neu fotografiert und sie einander gegenübergestellt. Die zuweilen intensive Entwicklung des Dorfes und die starke Veränderung des Siedlungsbildes werden dem Betrachter vor Augen geführt. Und wo dieser Effekt ausbleibt, so hat das Bild immer noch einen dokumentarischen Wert. Wer erinnert sich noch an den Blick vom Gemeindehaus auf das alte «Blech»? Und an die alte Bebauung am Rabenkreisel? An den «Bären»? Oder an das Haus Berty Grob und die dortige Metzgerei?

Aktuell ist eine Auswahl von 23 Fotografien im Foyer der Gemeindeverwaltung im Mandelhof gehängt und während der offiziellen Öffnungszeiten frei zugänglich. Der Bildband «Cham Schwarz Weiss» mit über 100Fotografien liegt zur Ansicht auf. Er ist im Zuger Buchhandel sowie in der Bibliothek Cham erhältlich. Das Projekt ist vom Kanton Zug und von der Einwohnergemeinde Cham sowie von diversen Zuger Institutionen unterstützt worden. (Andreas Faessler)