Bei diesem Stück passt einfach alles
Theater & Tanz
Der bekannte Theaterautor Paul Steinmann hat eigens für die Theatergesellschaft Baar «Durzug – Ein Stück Kabarett» geschrieben. Das Publikum kam in den Genuss einer grossartigen Premiere.
Baar – Die Theatergesellschaft Baar lässt zum 100. Geburtstag von Eugen Hotz das von ihm im Jahr 1948 gegründete Zuger Cabaret Durzug wieder aufleben. Da nur noch wenige Originaltexte aufzuspüren waren, wurde Theaterautor Paul Steinmann zu Rate gezogen. Anlässlich der Premiere vom vergangenen Freitagabend in der Schrinerhalle in Baar verriet Steinmann: «Da nur noch wenige Originaltexte für ein abendfüllendes Programm vorhanden waren, schrieb ich eigens für die Theatergesellschaft Baar eine Rahmenhandlung.» Die grösste Herausforderung habe darin bestanden, massgeschneiderte Texte für die für ihn noch unbekannten Schauspieler zu schreiben. Wie sich anlässlich der Premiere herausstellte, gelang dies ausgezeichnet.
Vor dem von Renée Torelli kunstvoll gestalteten Bühnenbild, das genau gleich aussieht wie anno dazumal, spielen sich lustige, sozialkritische und zum Nachdenken einladende Szenen ab. Als Hauptprobe inszeniert, ist Doris (Vreni Dossenbach) auf der Suche von Bildern aus jener Zeit, da das Cabaret Durzug aktiv und für Baar und Zug wesentlich war. Gregory (Moritz Hassler) freut sich darauf, mit Irene (Jannine Villiger) die Szene – «Das letzte Zimmer» – interpretieren zu dürfen. Erwähnt sei nur, dass seine «brünstigen» Erwartungen wegen eines verwegenen Schachzugs der cleveren Irene nicht in Erfüllung gehen. Ein absolutes Highlight bietet Tony (Thomas Inglin), der inbrünstig und gekonnt singend von seiner grossen Liebe Maybe mit ihren wie Säbel krummen Beinen schwärmt.
Diese Vorstellung lässt keine Wünsche offen
Während der Pause sagt Paul Steinmann: «Im zweiten Programmteil wird es noch einige weitere Highlights geben.» Marylin (Madlaina Gilli), von Onkel Tony in die Gruppe geschleust, macht keinen Hehl daraus, dass sie als Schauspielerin durchstarten will, während die als Bühnenmalerin im Einsatz stehende Ava (Angela Spason) immer wieder darauf aufmerksam macht, wie viel Probezeit bis zur Premiere noch übrig bleibt. Genug für Tony und Gregory, um als steinalte politische Sesselkleber ein Bild von der traurigen Realität in unserer Zeit zu zeichnen. Auf einer Holzbank vermögen sich die alten Herren kaum mehr zu erinnern, wie lange schon und in welchen Funktionen sie ihre Ämter innehaben. Doch Tony weiss genau, dass «wir noch ein paar Jahre ausharren müssen, weil die Jungen noch nicht fähig sind, die schwierigen staatspolitischen Aufgaben zu meistern». Das Publikum spendet tosenden Applaus, wohl im Wissen, dass in dieser von Beat Hägi verfassten Parodie mehr als nur ein Körnchen traurige Realität steckt. Paul Steinmann lobt nach der Premiere: «Meine kühnsten Erwartungen wurden übertroffen. Die Schauspielerinnen und Schauspieler der Theatergesellschaft Baar haben in einem guten Tempo einen kompakten und stimmungsvollen Auftritt abgeliefert.» Auch das Publikum war sich einig, dass die Hommage zu Ehren von Eugen Hotz keine Wünsche offen lässt. (Martin Mühlebach)
HinweisAufführungen in der Baarer Schrinerhalle: Do, 2.11., 18 Uhr, Fr 3.11., Sa, 4.11., Do, 9.11., Fr, 10.11., Sa 11.11. (jeweils um 20 Uhr). So, 12.11, 18 Uhr. Am Mi, 29.11., und am Fr, 1.12., jeweils um 20 Uhr, finden Vorstellungen im Burgbachkeller in Zug statt. Vorverkauf unter www.theatergesellschaft-baar.ch oder bei Crystal Travel AG, 6340 Baar, Tel. 041 760 04 04.