Maria in männlicher Begleitung

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Eine Pilgerkapelle aus dem 18. Jahrhundert bei Allenwinden birgt ein Tafelbild mit hochverehrter Prominenz.

  • Das Tafelbild in der Meinradkapelle.(Bild Stefan Kaiser)
    Das Tafelbild in der Meinradkapelle.(Bild Stefan Kaiser)

Allenwinden – Auf halber Strecke zwischen dem Allenwindner Dorfzentrum und der Kreuzung Schmidtli existiert seit Mitte des 18. Jahrhunderts ein kleines Wegheiligtum. Direkt an der Strasse stehend, wird dem Kapellchen schon lange nicht mehr die Beachtung zuteil wie einst, als hier noch viele Pilgersleute auf ihrem Weg zur Madonna von Einsiedeln vorbeikamen und für einen Moment Andacht hielten. Bis in jüngere Zeit stand das Bethaus unter zwei grossen Birken. Von ihnen ist heute bloss noch ein Baumstrunk übrig. Davor liegt ein im 15. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnter Findling mit einer besonderen Form, bekannt als St.-Meinrads-Stein. Wer sein Bein in die auffällige längliche Vertiefung platziert, soll neue Kraft erlangen für seinen weiteren Weg nach Einsiedeln, so der überlieferte Volksglaube.

Dem legendären Einsiedler Eremiten Meinrad ist denn auch das Kapellchen mit quadratischem Grundriss, steilem Satteldach und ausladendem Frontgiebel geweiht. 1740 an der alten Pilgerroute erbaut, ist es ganz auf die Einsiedler Wallfahrt ausgerichtet. So weist auch das Innere des Helgenhäuschens auf das segensreiche Ziel der vorbeikommenden Gläubigen hin: Auf einer Altarkonsole steht ein Tafelbild mit geschweiftem Rundbogen. Es ist ikonografisch interessant, zumal es in dreifacher Hinsicht direkten Bezug zur regionalen Heiligenverehrung nimmt.

Das Motiv in der oberen Bildhälfte hat als Darstellung der Wesenseinheit Gottes eine übergeordnete Funktion: Es zeigt auf einem Wolkengebilde die von zwei Putti begleitete heilige Dreifaltigkeit mit Gottvater, dem kreuztragenden Sohn und dem Heiligen Geist in Taubengestalt. Mittig darunter als Hauptfigur der Darstellung steht die Schwarze Madonna von Einsiedeln mit Krone und Jesuskind im Arm – Christus kommt demnach zweimal vor. Entgegen der meisten Darstellungen der Einsiedler Madonna erscheint sie hier ohne ihren charakteristischen Behang, sondern in einem eng anliegenden roten Kleid. Sie steht – als wäre sie ein plastisches Kunstwerk – auf einem klassizistischen Sockel. Flankiert wird die Muttergottes von zwei auf Wolken knienden Heiligen: zu ihrer Linken Bruder Klaus mit Stock und Rosenkranz, zu ihrer Rechten Sankt Meinrad, ein Gefäss in der Hand haltend.

Zuschreibung an einen Einsiedler

Im Zuge einer umfassenden Restaurierung der Meinradskapelle nach deren Unterschutzstellung im Jahre 1988 wurde auch das Tafelbild untersucht und aufgefrischt. Die Hoffnung, einen handfesten Hinweis auf den Urheber zu finden, erfüllte sich nicht; eine Signatur war auch nach Ausfassen und Reinigung nicht auszumachen. Man geht jedoch davon aus, dass das Gemälde dem Einsiedler Künstler Meinrad Birchler (1765–1838) zugeschrieben werden kann. Er scheint biografisch nur spärlich erfasst zu sein. Birchler war hauptsächlich als Altarbauer tätig. Sein Vater Cölestin war Maler und hat sein Handwerk beim deutschstämmigen Kirchenmaler Franz Anton Kraus (1706–1752) erlernt, welcher ab 1746 für die Gestaltung des Chors in der Einsiedler Stiftskirche verantwortlich zeichnete.

Meinrad Birchler dürfte das Handwerk bei seinem Vater erlernt haben. Betrachtet man das Gemälde in der Allenwindner Kapelle näher und genauer, so erkennt man darin eine nicht ungeübte Hand, was sich insbesondere an der Ausführung der Gesichter und den Händen zeigt. Dem attraktiven Gemälde täte eine erneute, umfassendere Restaurierung gut – viele Farbausbrüche sind im unteren Bereich auszumachen.

Das spätbarocke Tafelbild in der Allenwindner Meinradskapelle ist nur eines von zahlreichen Altargemälden aus der Hand Birchlers – sofern dieser bestätigt werden kann. Weiter hat er in mehreren Kirchen und Kapellen Deckengemälde ausgeführt, unter anderem in der Meinradskapelle auf dem Etzel sowie in den Pfarrkirchen von Freienbach, Euthal oder Steinerberg. Ein weiteres nennenswertes Verdienst Birchlers – in Zusammenarbeit mit Bruder Jakob Natter – dürfte von 1815 bis 1817 das Mitwirken beim Wiederaufbau der von den Franzosen zerstörten Gnadenkapelle in der Klosterkirche Einsiedeln gewesen sein. Birchler und Natter legten dem ausführenden Mailänder Architekten Luigi Cagnola ihre Entwürfe vor. (Andreas Faessler)

Hinweis
In der Seite «Hingeschaut» gehen wir wöchentlich Fundstücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.