Possen, Pointen, starke Stimmen

Musik

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Die Weihnachtsshow der Schweizer A-cappella-Band Bliss in Unterägeri sorgte für Lacher am Laufmeter.

  • Bereit für Winter und Weihnachten: Bliss begeisterten ihr Publikum in der Ägerihalle. (Bild Maria Schmid)
    Bereit für Winter und Weihnachten: Bliss begeisterten ihr Publikum in der Ägerihalle. (Bild Maria Schmid)

Unterägeri – Die Ägerihalle war am Dienstagabend restlos gefüllt, was für die Ausstrahlungskraft der Comedygruppe und A-cappella-Band Bliss spricht.

Bliss – das sind fünf stimm- und wortgewaltige Männer mit musikalisch und pointenmässig unübertroffener Chemie auf der Bühne. Claudio Tolfo (Countertenor), Matthias Arn (Bariton), Lukas Hobi (Tenor), Tom Baumann (Bariton, Bass) und Viktor Szlovák (Bass) haben sich mittlerweile auch im Ausland einen Namen gemacht. «Merry Blissmas» wird seit bald zehn Jahren jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit aufgeführt und hat am Dienstagabend auch in Unterägeri erste Weihnachtsgefühle aufkommen lassen.

Stau auf dem Königsweg

Der Raum verdunkelt sich, und die Stimme eines Boten lobt, dass sich das Publikum gegen die Tristesse stemme, die im November oftmals bei schlechtem Wetter grassiere. Dies mache Unterägeri sozusagen zum Betlehem der Zentralschweiz, was bereits für erste Lacher sorgt. Wippend reiten sodann die drei Könige auf ihren Kamelen zur Ägerihalle. Angelehnt an Radio Pilatus ertönt der «Radio Dromedar» Jingle, worin die Hiobsbotschaft einer Staumeldung verkündet wird. Auf solche amüsanten kurzen Schauspieleinlagen folgen jeweils musikalische Intermezzi. Die fünf Männer sind adrett gekleidet und singen a cappella in bester Boyband-Manier, die sogar die Backstreet Boys alt hätte aussehen lassen. Mit gezielten Licht- und Farbwechseln im Bühnenbild gelingt es Bliss, die Wirkung ihrer Einlagen zu maximieren.

Sie begrüssen Publikum, interagieren und loben die ausgezeichnete Stimmung. Mit Pointen wird nicht gespart. Es folgt eine a cappella Performance, in der aus Sicht eines Kindes naiv singend gerätselt wird, was das mit dem Samichlaus flirtende Mami denn wolle – «Zungenküsse, hier geht es nicht um Nüsse», kommt das Kind zum Schluss. Mami besticht den Sohn sodann mit einer Xbox, wenn dem Papi nichts zu Ohren komme.

Der Name ist bei «Merry Blissmass» Programm – das Weihnachtsthema zieht sich wie ein roter Faden durch den Abend. Dies fühlt sich erfrischend an, da Dauerthemen wie die Coronapandemie als Gags herhalten. Vor einem halben Jahr habe man noch den Estrich aufgeräumt, exzessiv Netflix konsumiert und VW-Busse gekauft – umso schöner sei es, dass man heute live auftreten könne, meinen die Männer von Bliss unisono.

«Halsweh-luja»: Aus Krippenspiel wird «Grippenspiel», aus Nazareth «Lazarett», geworfen wird man von einer Krankheit aus der Blutbahn, und Gabriel ist im Programm von Bliss ein Schmerzengel. Die Weihnachtsgeschichte der Drei Könige ist ein einziges Wortspielfeuerwerk und feuert Gag-Salven ab, sodass das Publikum aus dem Lachen gar nicht herauskommt. Gegenwärtige gesellschaftliche Themen werden wunderbar in biblische Geschichten eingebettet. Viele Witze sind unter der Gürtellinie – das Ägerer Publikum liebt es.

Witziger Jahresrückblick

Wenn sich das Jahr zu Ende neigt, darf auch ein (etwas anderer) Jahresrückblick nicht fehlen. Die Komiker resümieren, dass es im Januar hierzulande «gestürmt hat wie verrückt» und in Washington Verrückte das Kapitol gestürmt haben, während der Nati-Captain Xhaka im Juni frisurtechnisch auf Granit biss ... Bliss kommt so gut an, weil sie Situationen veralbern, die jede und jeder in der gegenwärtigen Winterzeit kennen – deshalb kommen sie so nahbar herüber. Verbrennt man sich mit geschmolzenem Käse das Maul, mutiere man in Anlehnung an Elton Johns «Rocket Man» zum «Raclette-Man».

Nach der Pause ist ein Lied der Schöpfung des «Grittibänz» gewidmet, wobei ein wiederkehrender Streit bei der Frage entbrannt, wie der Genitiv davon laute – dies dürfte beim Publikum Erinnerungen an die Primarschulzeit geweckt und ihnen auch deshalb einige Lacher entlockt haben. Beim nächsten Fondue oder Glühwein wird wohl der oder die eine oder andere beim Gedanken an diesen kurzweiligen Abend ein Lächeln auf dem Gesicht haben. (Nils Rogenmoser)