Von der Blaskapelle auf die Musicalbühne
Theater & Tanz
Das Stück «Anna Göldi» wird morgen in Neuhausen am Rheinfall uraufgeführt. Mit dabei sind die Neuheimer Schauspielerinnen Eveline Suter (38) und Pia Lustenberger (36). Es ist nicht das erste Mal, dass die beiden gemeinsam für Unterhaltung sorgen.
Neuheim – Interviewtermine, der Maskentermin für die Probedurchläufe und die persönliche Italienischstunde stehen an diesem Morgen auf dem Programm der in Neuheim aufgewachsenen Schauspielerin Eveline Suter. Noch vor zwei Tagen hatte sie ein Konzert im Gaswerk Seewen in Schwyz, jetzt kann sie sich ganz ihrer Rolle im bevorstehenden Projekt widmen. Morgen feiert «Anna Göldi – das Musical», der Prozess um die «letzte Hexe der Schweiz», in Neuhausen am Rheinfall Premiere. Mit dabei ist neben Suter noch eine zweite Zuger Schauspielerin: Pia Lustenberger, ebenfalls aufgewachsen in Neuheim.
«Ich glaube, man fühlt sich nie richtig bereit vor der Premiere», sagt Lustenberger. Die 36-jährige Schauspielerin und Sängerin ist wohnhaft in Zürich und Paris. Nach der Ausbildung zur Primarlehrerin in Menzingen schloss sie die Swiss Musical Academy in Bern ab. Das Abschlussjahr verbrachte sie in Paris und blieb in der Künstlerstadt hängen. Sie spielte in diversen Musicals, war am Colosseum Theater in Essen tätig und drehte in Frankreich mehrere TV-Serien und Kurzfilme.
Musik wie in einer modernen Oper
In «Anna Göldi» sieht Lustenberger besonders in der Musik eine Herausforderung. «Das Stück ist musikalisch sehr anspruchsvoll», sagt sie. Robert D. C. Emery und Moritz Schneider hätten die Musik durchkomponiert wie eine moderne Oper. Es werde sehr viel gesungen, und Textstellen würden fast ausschliesslich mit Underscore-Musik untermalt. «Man hat als Schauspieler weniger Freiheit im Timing. Die Einsätze sind klar definiert», erklärt sie. Die Bühnenkünstlerin tritt im Ensemble unter anderem als Dorothea, die Freundin von Anna Göldi, auf. Dass die Musik herausfordernd ist, bestätigt auch Eveline Suter – insbesondere ihr Solosong: «Er geht bis ins hohe E hinauf», sagt die in New York wohnhafte Künstlerin. Sie gehört in der Schweiz zu einer der gefragtesten Darstellerinnen im Musical-Genre. Eines ihrer erfolgreichsten Projekte war 2015 «Spatz und Engel». Vielen ist sie ausserdem aus der Fernsehserie «Anna und die Liebe» bekannt. Die 38-Jährige wird die Rolle der historischen Figur Elsbeth Tschudi, der Ehefrau des angesehenen Glarner Arztes und Richters Jakob Tschudi, übernehmen. In deren Haus arbeitet Anna Göldi als Haushälterin und wird schliesslich wegen angeblicher Vergiftung von Miggeli, der zweitältesten Tochter, zum Tode verurteilt. «Elsbeth Tschudi ist keine böse Figur», sagt Suter über ihre Rolle. Sie hat bereits 2012 im Musical «Alperose» mit dem Regisseur von «Anna Göldi», Mirco Vogelsang, zusammengearbeitet. «Wir kennen uns. Er weiss, wie ich arbeite, und ich weiss, wie er arbeitet», sagt die Zugerin. Nach den Musicals «Tell» und «Titanic», die auf der Walenseebühne aufgeführt wurden, sind die beiden Akteurinnen nun zum dritten Mal gemeinsam auf der Bühne zu sehen.
Karrierenplanung im Schwimmbad
Sie kennen sich jedoch schon viel länger, nämlich seit ihrer Kindheit. «Wir spielten zusammen in der Blaskapelle Neuheim», erinnern sie sich. Während Suter Trompete spielte, brillierte Lustenberger mit der Querflöte. In einem Tenero-Sportlager während eines Gesprächs im Schwimmbad hätten sie über ihren Traum von einer Musicalausbildung gesprochen. «Es war eine Erleichterung zu hören, dass noch andere das gleiche anstrebten», sagt Suter. Jahre später trafen sich die beiden wieder an einem Casting in Deutschland.
Nach der Dernière von «Anna Göldi» am 22. Oktober wird Suter nach New York zurückkehren, wo sie als Sprecherin arbeitet oder für Werbedrehs vor der Kamera steht. Geplant sind auch weitere Projekte in der Schweiz und in Deutschland. Für Pia Lustenberger wartet bereits das nächste Musicalengagement. Mit dem Kinderstück «Michel aus Lönneberga» wird sie durch die Schweiz touren. «Ich freue mich total. Es wird eine ganz andere Art von Theater sein.» Doch vorerst wartet die Uraufführung in einer alten Industriehalle vor dem Naturschauspiel des Rheinfalls über «die letzte Hexe der Schweiz». Nach dem kurzen Gespräch mit unserer Zeitung werden die Darstellerinnen am Nachmittag ihr Können bei mehreren Probedurchläufen beweisen müssen. Am Abend wird dann die sogenannte «Notsession» mit dem Regisseur stattfinden, in deren Rahmen sich die Schauspielerinnen und Schauspieler in persönlichen Notizbüchern notieren werden, was noch verbessert werden muss bis morgen. (Luzia Blum)
Hinweis Den Ticketverkauf und weitere Informationen finden Sie unter: www.annagoeldi-musical.ch.