Kunst mit pädagogischem Zweck

Dies & Das

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Die farbliche Fassadengestaltung des Schulhauses Guthirt ist unter intensiver Mitwirkung von Schulkindern entstanden. Die sanften Töne erwirken ein stimmiges Zusammenspiel mit der modernen Betonarchitektur.

  • Schulhaus Guthirt, Zug: Zarte Farbtöne füllen die Zwischenräume an der Betonfassade. (Christian H. HIldebrand)
    Schulhaus Guthirt, Zug: Zarte Farbtöne füllen die Zwischenräume an der Betonfassade. (Christian H. HIldebrand)

Zug – Kunst am Bau dient häufig als optische Intervention im Kontext mit moderner Architektur. Wo geometrische Formen wohl ästhetisch wirken, aber wegen ihrer Gradlinigkeit von manchen auch als nüchtern wahrgenommen werden, setzt die künstlerische Gestaltung einen willkommenen Gegen- und auch neuen Bezugspunkt.

Schön zu beobachten ist dieser Effekt am ab 2005 ausgeführten Erweiterungsbau des Schulhauses Guthirt in Zug. Dieser setzt sich aus einem voluminösen Trakt für zusätzliche Primarschulklassenzimmer und einem Kindergartentrakt zusammen. Aussergewöhnlich ist die Fassadenstruktur der beiden Neubauten: Sie wird geformt durch pilasterartig auskragende, sehr schlanke Betonstelen, welche in hoher Zahl vertikal eng aneinandergereiht und über die Stockwerke abwechselnd schräg angeordnet sind. Dadurch wird die Fassade zu einer Art filigranem Relief, das je nach Betrachtungswinkel in seiner Wirkung variiert. Diese allein durch die Struktur entstehende Lebendigkeit der Gebäudehülle wird durch das Kunstprojekt «Farbe am Bau» noch deutlich verstärkt. Das Besondere an diesem Projekt ist seine Entstehungsweise: Es ist eine auf Kunstvermittlung basierende Zusammenarbeit einer Künstlerin mit Kindern vom Guthirt.

Den Sinn für Farben schärfen

Die Zuger Malerin Franziska Zumbach (*1959) hat gemeinsam mit Sandra Winiger, Kunstvermittlerin am Kunsthaus Zug, Schulklassen und Kindergartenkinder eine Palette an Farbtönen erarbeiten lassen, mit welcher schliesslich die rund 680 schmalen Fassadenflächen zwischen den vorstehenden Betonstelen bemalt werden sollten. Der pädagogische Aspekt des Projektes bestand darin, dass die Kinder in ihrem Sinn für Farben sensibilisiert werden und sie lernen, diese für gestalterische Zwecke anzuwenden. Dafür hatten sie bereits im Vorfeld ausgiebig experimentieren dürfen.

Die Kinder hatten sieben Pigmente zur Verfügung: Neapel- und Indischgelb, Zinnober- und Englischrot, Kobaltblau hell/dunkel und Titanweiss. Mit diesen Pigmenten mischten die Kinder Farbtöne nach dem Motto Himmel, Erde, Wasser und Sonne. Die Mitwirkenden suchten am Ende gemeinsam die in ihren Augen besten Farbmuster aus. Es waren über 500 Nuancen, mit denen Franziska Zumbach schliesslich die vorgesehenen Flächen bemalte. Sie verwendete dazu Silikatfarbe. Die Töne reichen vom Gelblichen übers Bläuliche bis zum leicht Rötlichen, zart und leicht in der Betonung, sodass sie die Wirkung der Architektur sowie auch die Umgebung nicht ­beeinträchtigen. Das ist beim Projekt «Farbe am Bau» gut gelungen. Die sanfte Farbigkeit schafft künstlerisch eine Verbindung von der klar durchgestalteten Betonarchitektur zu den Kindern, die hier täglich ein- und ausgehen. (Andreas Faessler)

Hinweis
Mit «Hingeschaut» gehen wir wöchentlich Fundstücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.