Ruhigere Filme sollen entzücken

Film & Multimedia

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Die Organisatoren des Open-Air-Kinos zeigen beim Europa-Platz am Zuger Seeufer viele kleinere Produktionen.

  • Das Open-Air-Kino am Zugersee, hierim Jahr 2019. (Bild Maria Schmid)
    Das Open-Air-Kino am Zugersee, hierim Jahr 2019. (Bild Maria Schmid)

Zug – Die Kultur gehört zu den Branchen, welche die Coronavirus-Pandemie sehr stark traf. Kinos waren lange Zeit geschlossen. Filmgenuss gab es nur über die Streaming-Plattformen. Diese Art, Filme zu schauen, mag praktisch sein, aber erst auf der grossen Leinwand kommt der Genuss. Ein paar tolle Filme bietet auch das Zuger Open-Air-Kino, das vom kommenden Montag, 5. Juli, bis am 12. August jeden Abend einen abendfüllenden Spielfilm oder einen Dokumentarfilm bietet.

Den Anfang macht am Montag eine Dokumentation mit dem Titel «Tina». Zum ersten Mal erlaubt die Sängerin mit der markanten Stimme einem Filmteam, bei ihr auch hinter dem Vorhang die Kamera laufen zu lassen. Die Filmemacher Daniel Lindsay und T. J. Martin nutzen die Möglichkeit, temporär Teil ihres privaten Lebens zu werden. Zur Dokumentation gehört auch ein Rückblick auf die grössten Erfolge von Tina Turner. Interviews mit Wegbegleitern runden die Dokumentation ab.

Vier Lehrer mit konstant 0,5 Promille

Zum Programm gehört auch der dänische Film «Drunk» (6. Juli/29. Juli), der in der englischen Fassung unter dem Titel «Another Round» läuft. Dabei geht es um vier Lehrer, welche sich geschworen haben, einen konstanten Alkoholpegel von 0,5 Promille Blut in ihrem Körper zu halten. Dabei halten sich die vier Hauptakteure an eine Behauptung eines norwegischen Psychiaters, der sich sicher ist, dass der Mensch mit einem Alkohol-Defizit geboren werde. Das Experiment geht zumindest einige Zeit gut. Der dänische Spielfilm erhielt in diesem Jahr den Oscar für den besten internationalen Film.

Auch der Schweizer Film fehlt im Programm des Zuger Open-Air-Kinos nicht (9. Juli/11. August). Besonders zu empfehlen ist der neue Spielfilm von Bettina Oberli mit dem Titel «Wanda, mein Wunder». In der Tragikomödie wirbelt eine polnische Pflegerin eine Schweizer Familie gehörig durcheinander. Die Filmplattform www.cineman.ch schreibt über den Film: «Entstanden ist ein mit Energie und Dynamik umgesetzter Film, der mit seinem makaberen, schwarzen Humor und einer beachtlichen Ehrlichkeit begeistert.» Wie die Filmkenner weiter verraten, beinhaltet «Wanda, mein Wunder» auch beissende Gesellschaftskritik: «Mit zunehmendem Handlungsverlauf offenbart Oberli gnadenlos die Verlogenheit und oberflächlichen Sichtweisen der reichen Sippe. Mit beschwingter Komik und einer der dynamischen Erzählweise, die immer neue Wendungen und Enthüllungen bereithält, entlarvt sie deren wahres Gesicht. Es geht um gekränkte Eitelkeiten, Eifersucht, Vorurteile sowie die Angst vor dem Verlust des Ansehens und der angestammten Rolle innerhalb der Familie. Hinzu kommen wahrlich groteske Ereignisse, die zum Unterhaltungswert beitragen.» Es ist in diesem neuen Schweizer Film also alles drin, was den Zuschauer bis am Schluss fesselt.

Eine andere Familiengeschichte ist der US-Film «Minari». Jacob und Monica Yi sind mit ihren Kindern Anne und David aus Südkorea nach Amerika immigriert. Dort leben sie zuerst in Kalifornien, wo Mutter und Vater mit dem Sortieren von Küken nach Geschlecht ein mageres Einkommen verdienen. Jacob träumt jedoch von einer eigenen Farm und siedelt deswegen mit seiner Familie schliesslich nach Arkansas über. Für einen Städter ist Arkansas inmitten von nichts. Der Titel des Films «Minari» hat der Regisseur mit Bedacht gewählt. Minari ist im deutschen Sprachraum als koreanische Petersilie oder als Wassersellerie bekannt. Es geht die Rede, dass diese Pflanze Saison für Saison besser wachse. Also ist dieses Grünzeug ein Zeichen dafür, dass Menschen auch in der Fremde Wurzeln schlagen können. So sei «Minari» kein Film über rassistische Spannungen, so schrieb die britische Zeitung «Guardian» in einer Filmkritik, vielmehr scheine es so, als sei die Frage irrelevant, weil diese Familie isoliert lebt. Wichtiger als alles andere sei die eigene Familie und deren immerwährende Kämpfe mit dem Wetter, dem Schicksal und untereinander. Geadelt ist das Drama einer amerikanischen Familie, die ihren Traum sucht, durch den Umstand, dass die Produktion das Sundance Film Festival gewann.

Die «Zuger Zeitung» lädt ins Kino ein

Minari läuft im Zuger Open-Air-Kino an zwei Terminen (13. Juli/2. August). Für die Vorstellung vom 2. August verschenkt die «Zuger Zeitung» wiederum 250 Gratistickets. Sie können ab dem 12. Juli gegen Voranmeldung unter 041 725 44 55 auf der Redaktion der «Zuger Zeitung» abgeholt werden.

Eine Film-Trouvaille ist am 8. August unter dem Patronat der Stadt Zug zu sehen. Der Titel dieser Produktion «Nuovo Cinema Paradiso». Der italienische Film, den Giuseppe Tornatore geschrieben und gedreht hat, erzählt die Geschichte der Menschen eines Dorfes auf Sizilien und ihres Kinos von den 1940er- bis in die 1980er-Jahre. Es geht in diesem sehr emotionalen Streifen auch um Freundschaft, aber ebenso um Liebschaften der anderen Art. Es gibt vermutlich keinen anderen Film als «Nouvo Cinema Paradiso», der alles zeigt, was einen Filmbesuch im Kino auf einer grossen Leinwand so einzigartig macht.

Ansonsten folgt das Zuger Open-Air-Kino den altbekannten Pfaden. Restriktionen wegen der Coronapandemie sind jederzeit möglich. Tickets können online auf der Internetplattform www.open-air-kinos.ch gekauft werden. Es gibt zudem eine limitierte Anzahl Tickets, die mit der Supercard von Coop gekauft werden können. An der Abendkasse (ab 19 Uhr) können keine verbilligten Tickets bezogen werden. Die Filme beginnen nach dem Eindunkeln. Sie finden bei jeder Witterung statt, ausser es stürmt. (Marco Morosoli)