«Wären alle Hans, dann wäre auch Steinhausen schön!»

Brauchtum & Geschichte

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Das «Chomer Fasiblatt» setzt in seiner diesjährigen Ausgabe auf Bewährtes – und nimmt auch die Nachbargemeinden aufs Korn.

Cham – Wer sonst? Wie wohl überall während der laufenden Fasnachtssaison ist auch in Cham die Umweltaktivistin Greta Thunberg ein beliebtes Sujet. Wenigstens im diesjährigen «Fasi­blatt». Das achtseitige Druckwerk, das wie immer zwischen hilfreichem Wegweiser für die Fasnachtsaktivitäten und Pubertärschülerzeitung mäandert, treibt es erwartungsgemäss auf die Spitze. So kommt das Wort «Greta» insgesamt 27-mal darin vor – vereinzelt in durchaus gelungenen Wortspielen. So lautet das Motto der diesjährigen Fasnacht «Make Fasi Greta again».

Selbst das sonst so unbestechliche Fasnachtsoberhaupt hat sich vom Zeitgeist anstecken lassen und nennt sich nun Hans Gretahirse (anstelle des fasnachtsnahen Griitehirse). Diese Kunst­figur legt sich bezüglich Klimafreundlichkeit mit dem Chamer Gemeinderat an. Wenig überraschend trägt er bei der Benotung den Sieg davon: Alle Politiker sind nach Einschätzung der Autoren des «Fasiblatts» knapp ungenügend. Dabei wird die Töff-Leidenschaft des Tesla-fahrenden Gemeindepräsidenten Georges Helfenstein genauso gegeneinander abgewogen wie Christina Blättler-Meiers Umzug von Hagendorn nach Lindencham und ihr Ostschweizer Dialekt. Dem Velofahrer Arno Grüter wird zum Verhängnis, dass er zu viel Platz brauche und damit für Stau sorge. Und der Elektrotrottinett fahrende Drin Alaj erhält Abzug, weil Elektrotrottinettszug die Autofahrer irritieren würden und diese bei laufendem Motor nicht wüssten, was sie tun sollten. Rolf Ineichen schliesslich habe erreicht, dass das Papieri-­Areal C02-neutral überbaut wird. Allerdings gehöre er der falschen Partei an: Die SVP wisse «als einzige» die Wahrheit über den Klimawandel, könne die Wissenschaft allerdings nicht davon überzeugen. Das Einzige, das gegen Hans Gretahirse spricht? «Nicht alle sind Hans! Wären alle Hans, dann wäre auch Steinhausen schön!» Lokalpatriotismus wird in der Fasnachtspostille grossgeschrieben. «Wir haben schliesslich nur ein Chom und dieses gilt es zu schützen», heisst es im Klimaschützer-Duktus denn auch an einer Stelle.

Überraschend ist in der siebten Ausgabe wenig. Auch die Meldung, dass das legendäre Trio Hochsitz sich eine Auszeit gönnt, hatte letztes Jahr schon die Runde gemacht. Dass das «Fasiblatt» allerdings gleich zwei Beiträge beinhaltet, die unter Lyrik fallen, ist unerwartet. Zum einen gibt es auf der Frontseite einen Wortakrobatik­beitrag. Eine Kostprobe: «Warnung ist ein Wort mit dem ­Anfangsbuchstaben «W» wie Waldvogel. Der Waldvogel ist ein Vogel, der im Wald lebt. Der Wald ist aus Holz. Holz ist brennbar. Brennbar ist nicht Brennball.» Zum andern wird vor dem Hintergrund des Busch-Gedichts «Zahnschmerz» die Beziehung während der Fasnacht thematisiert. Mit dem für manchen vermutlich überraschenden Ausgang, dass die Liebe gewinnt, denn: «Kaum ist der erste Kuss verspürt, kaum fühlt man das ­bekannte Bohren, Zucken, Rucken und Rumoren. Und aus ist’s mit der Fastnachtsgeschichte, vergessen sind die Sauf­berichte, das Streunen und das «Eins ist keins», kurz, jede Form gewohnten Besoffenseins, die sonst real erscheint und wichtig, wird für Sie plötzlich wesenlos und nichtig.» (Raphael Biermayr)