Er kenne die Gründe nicht
Kunst & Baukultur
Das Kunsthaus Zug beurlaubte seinen Direktor Matthias Haldemann. Das sei für ihn «völlig überraschend» gekommen. Es zeigt sich: Bezüglich der Organisation des Hauses muss sich künftig einiges ändern.
Zug – Am Ostersamstag veröffentlichte das Kunsthaus Zug eine Medienmitteilung. Der Inhalt war brisant, denn in nur einem Schreiben gab die Institution bekannt, dass, erstens: der Präsident der Zuger Kunstgesellschaft, Reto Fetz, zurücktritt. Und, zweitens: Matthias Haldemann als aktueller Direktor des Kunsthauses bis Ende Mai beurlaubt ist.
Das Haus wird von der als Verein organisierten Kunstgesellschaft betrieben; diese bestimmt das Programm, führt das Personal und ist Eigentümerin der Kunstsammlung. Die Leitung übernimmt vorübergehend der bisherige Betriebsleiter Philippe Buschen. An Fetz’ Stelle trat ad interim Silvia Graemiger.
Rollen werden zugeteilt oder neu verteilt
Auf Anfrage unserer Zeitung nahmen die involvierten Parteien Stellung zu diesen Entwicklungen. Aus den Antworten wird deutlich: Das Kunsthaus Zug muss sich offensichtlich neu (er)finden, (um)orientieren, (re)strukturieren. Gemäss Silvia Graemiger werde der «Ist-Zustand analysiert» und abgewogen, was «mit einfachen Eingriffen in die Organisation unmittelbar verbessert» werden könne. Und noch etwas: Die Zuständigkeiten sollen klar geregelt werden. Dieser Punkt scheint ein gewichtiger Bestandteil der aktuellen Situation zu sein, denn auch das Personal äussert sich dahin gehend: Es wünscht sich eine Organisation, «in der Kompetenzen eindeutig zugewiesen sind».
Philippe Buschen ist der gleichen Meinung. Er hat die Leitung des Kunsthauses in einer Phase «mit offenen Fragen und anstehenden Entscheidungen» übernommen. Man kläre «die wichtigsten Rollen und Zuständigkeiten» und unter Umständen würden «Rollen temporär neu verteilt». Punktuell und «wo notwendig» würden externe Fachpersonen eingebunden, zudem sei die Zusammenarbeit mit Stiftung, Vorstand und involvierten Partnern entscheidend, damit «alle in die gleiche Richtung ziehen». Man strebe eine «konstruktive, offene Betriebskultur an, in der man sich in der anspruchsvollen Phase unterstützt».
Was auffällt: Die aktuelle Situation wird, wenn überhaupt, als anspruchsvoll bezeichnet. Keinesfalls aber als angespannt. So schreibt auch Graemiger auf die Frage, ob es in letzter Zeit zu strukturellen oder personellen Spannungen im Vorstand des Kunsthauses gekommen sei: «Es gibt keinerlei Spannungen, wir arbeiten sehr gut und eng zusammen.» Im Moment liege der Fokus darauf, dass der Betrieb normal weiterlaufe.
Auf Dauer brauche es klare Weichenstellungen
Dieser sei aktuell nicht von den Entwicklungen betroffen, heisst es seitens des Personals. Eine grössere Herausforderung stelle die Ausstellungsperiode ab Herbst dar. Hier sei «ein Kraftakt» notwendig, um «kurzfristig ein neues Konzept zu entwickeln». Insgesamt lasse sich sagen: Bis Herbst seien die betrieblichen Abläufe nur punktuell betroffen, mittel- bis langfristig brauche es klare Weichenstellungen.
Weiter heisst es von der Personalseite, Haldemanns Beurlaubung sei «für viele überraschend» gekommen. Aktuell seien noch viele Fragen offen, was zu einer «gewissen Verunsicherung» führe. Auf die Frage, ob das Personal ausreichend in die Entscheidungsprozesse eingebunden wird, heisst es schlicht: «Es finden verschiedene Gespräche statt mit den Mitarbeitenden.» Vor allem aber brauche es «eine klarere und transparentere Organisation, in der Vertrauen in das Fachwissen und die Verantwortung der Personen» gesetzt werde. «Eine offene Kommunikation und Führung, die partizipativ denkt, wären essenziell.»
Auch Haldemann meldete sich mit einer Stellungnahme. Er habe keine Kenntnis darüber gehabt, dass eine Mitteilung an die Medien versendet wurde. In dieser Mitteilung kommt der beurlaubte Direktor nicht zu Wort. Auf seine geschäftliche E-Mail-Adresse hat er derzeit keinen Zugriff.
In seinem Statement schreibt Haldemann, dass er über die «konkreten Gründe der Beurlaubung nicht in Kenntnis gesetzt» worden sei. «Sie kam für mich, nach 35 Jahren im Kunsthaus Zug, völlig überraschend.» Er wisse nicht, wie es genau weitergehe, hoffe aber, «dass sich die verantwortlichen Akteure an den Tisch setzen können, um sich darüber mit mir auszutauschen». (Text: Kristina Gysi)