Von fehlendem Licht, Alkohol und einem Muniseckel

Brauchtum & Geschichte

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Das «Satirische Mostblatt» macht seinem Namen alle Ehre. Für den Leser gibt es einiges zu lachen.

Baar – Die aufmerksamen Köpfe hinter dem Baarer «Mostblatt» haben auch im letzten Jahr wieder genau hingeschaut und Witziges wie Ungeheuerliches aus dem grossen Dorf zusammengetragen. In der diesjährigen «Sprachröhre der Baarer Möstelerzunft», die am gestrigen grossen Umzug verteilt wurde, gibts eine bunte Auswahl von Anekdoten. In der Baarer Fasnachtspostille bekommen nicht nur Lokalpolitiker oder Behördenvertreter, sondern auch Privatpersonen und Unternehmer ihr Fett weg. «Ähnlichkeiten mit lebenden oder scheintoten Personen sind nicht zufällig», betonen die Schreiberlinge denn auch im Impressum mit spitzer Feder.

Das Trinkverhalten der Exekutive

Einer, der im satirischen Blatt gleich mehrfach Erwähnung findet, ist Gemeinderat und Bauchef Paul Langenegger. Dass er, wie auch andere Gemeinderatskollegen, einem guten Gläschen nicht abgeneigt ist, ist in der Räbemetropole längst kein Geheimnis mehr. Politiker würden jedoch nicht mehr Alkohol trinken als der Rest der Gesellschaft, hatte Paul Langenegger in einem Interview in der «Neuen Zuger Zeitung» im letzten Jahr versichert. Ob diese Rechnung wirklich aufgeht? Dieser Frage geht das «Mostblatt» in der Rubrik «Der Elch rät» nach – und findet heraus, dass Pauls Berechnungen tatsächlich stimmen: «Nehmen wir als Beispiel den Baarer Gemeinderat: Die beiden Gemeinderätinnen Sylvia Binzegger und Berty Zeiter kann man vergessen. Die trinken höchstens ungewürzten Rüeblisaft. Hans Steinmann hält sich aus gesundheitlichen Gründen zurück und Kampfsportler Pirmin Andermatt ist ein Asket. Bleiben Andy Hotz, Paul Langenegger und Jost Arnold. Wenn man den Alkoholkonsum dieses Trios durch die sieben Köpfe der Gemeinderegierung teilt, liegt dieser nicht viel über dem Durchschnittskonsum ihrer Mitbürger.»

Der Alkoholkonsum ist auch in der Rubrik «Aus dem Baarer Gemeinderat» Thema. Dabei geht es um die Revision des Personalreglements. Bei der Besprechung dieses Regelwerks habe SVP-Sprecher Beni Riedi beantragt, dass Verwaltungsangestellte auch kleine Geschenke miteinander teilen sollen, um jeden Anschein von Bestechung zu vermeiden, ist im «Mostblatt» zu lesen. Gemeindepräsident Andy Hotz habe diesen Antrag zurückgewiesen: «Da müsste ich ja eine offerierte Stange Bier mit Paul Langenegger teilen!» Damit die zwei nicht zu sehr dürsten müssen, heisst es weiter, wird geraten, dem Duo künftig je eine Stange springen zu lassen. «Vielleicht darf dann Riedi auch einmal daran nippen», kommt das Fasnachtsblatt zum Schluss.

Der Rektor fährt gefährlich

Protagonist ist «Päuli» Langenegger auch in der Geschichte «Lämpe mit der Lampe» – diesmal jedoch nicht in Zusammenhang mit Alkohol. Sie handelt vom Baarer Rektor Urban Bossard, der gerne mit dem Velo unterwegs ist. Als er jedoch einmal zu später Stunde ohne Licht auf seinem Drahtesel herumkurvte, schiss ihn ein entnervter Automobilist auf der Leihgasse durch das offene Wagenfenster zusammen. «Das Wortgefecht währte nur kurz und löste sich in ein (allerdings nur halblustiges) Gelächter auf, als sich die beiden Kontrahenten erkannten: Beim wortgewaltigen Autofahrer handelte es sich um Gemeinderat Paul Langenegger.»

Frostige Stimmung bei Steblers

Dessen Schimpftiraden hätten jedoch einen Denkprozess bei Bossard ausgelöst, erfährt der «Mostblatt»-Leser. In der Woche darauf habe sich der Rektor zum Velomechaniker begeben. Das «Mostblatt» rät zum Schluss dieser Episode: «Wenn das nächste Mal der Schulpolizist vorbeikommt, um den Zweitklässlern die Regeln zu erklären, setz dich dazu, Urban. Und nimm dein Velo mit. Die Gofen werden dir in der Pause erklären, wie es funktioniert.»

Einen prominenten Auftritt hat in der diesjährigen Anekdotensammlung auch das Ehepaar Bruno und Annelies Stebler. Unter dem Titel «Ausgeschlossen – Teil 1» ist zu lesen, wie Bruno seine Frau bei bitterkalten Temperaturen auf dem Balkon ausgeschlossen hat – weil er sich «in der warmen Stube am kühlen Luftzug, der durch die offene Balkontür hereinblies», störte. Dass sich Annelies mit Klopfen und verzweifelten Hilferufen bemerkbar machte, half rein gar nichts – weil sich ihr Gatte in den Keller begeben hatte, um diesen wieder einmal aufzuräumen. «Aus der Nachbarschaft war zu vernehmen, dass das Klima in der steblerschen Wohnung trotz komfortabler 23 Grad noch während einiger Zeit recht frostig gewesen sein soll ...», heisst es im «Mostblatt».

Eine lustige Geschichte liefern auch zwei Handwerker des Sanitärunternehmens Markus Niedermann. Sie hätten nach einigen Feierabendbieren dem lebensgrossen bronzenen Stier vor der Pizzeria Dieci dessen «unübersehbaren Muniseckel» abgesägt. Die Missetäter habe man mühelos identifizieren können: weil sie noch immer ihre Arbeitskluft getragen hätten. Das «Mostblatt» schliesst mit einem Wort an den Arbeitgeber: «Lieber Kusi, niemand soll behaupten, deine Arbeiter hätten keine Eier. Es sind einfach nicht ihre eigenen.» (RAH)