Mozart im Original – für Bläser

Musik

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Für ihre Auftritte am vergangenen Wochenende entschieden sich die Kammer Solisten Zug für ein stilistisch geschlossenes Programm – zwei Mozart-Serenaden, ergänzt durch ein Divertimento von Joseph Haydn.

  • Sicheres Zusammenspiel: die Kammer Solisten Zug. (Bild Matthias Jurt)
    Sicheres Zusammenspiel: die Kammer Solisten Zug. (Bild Matthias Jurt)

Zug – Beide Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, KV 375 in Es-Dur, so wie KV 388 in c-Moll, erklangen in Originalbesetzung als Bläseroktett: Georg Fritz und Ann Cathrin Collin, Oboen, Etele Dósa und Marina Sonntag, Klarinetten, Jean-François Taillard und Diane Eaton, Hörner, so wie Stefan Buri und Zoë Matthews, Fagotte. Gespielt wurde auf originalen und historisch nachgebauten Instrumenten aus dem Bereich der Stilepoche. Im Klangcharakter merkte man das vor allem beim Ton der weniger durchdringenden Oboen, so wie bei den so genannten Inventionshörnern, welche vor Erfindung der Klappen das Spektrum der Naturtöne durch Einsetzen zusätzlicher Stimmbögen und Stopfen mit der rechten Hand erweiterten.

Wie Stefan Buri schon im «Auftakt» vor dem eigentlichen Konzert erläuterte, galten Serenaden im 18. Jahrhundert vor allem als gehobene Unterhaltungsmusik, welche sich nach Aufführungspraxis und Spieldauer an die Etikette der eleganten Gesellschaft anzupassen hatten. Wie Mozart in seiner Korrespondenz andeutete, handelte es sich um «Gelegenheitsarbeiten», was ihn aber nicht daran hinderte, in wenigen Tagen nach der Kraft der musikalischen Erfindung und der harmonischen Durchführung Vollgültiges zu schaffen.

Alle Mitwirkenden überzeugten ein weiteres Mal durch hohes individuelles Können und sicheres Zusammenspiel. Selbst in der heiklen Akustik der Kapelle Kollegium St.Michael blieb das klangliche Gleichgewicht stets gewahrt. So konnte sich das Publikum ungeschmälert an weiteren musikalischen Eigentümlichkeiten freuen. Obwohl eine Serenade nach damaligem Empfinden vor allem in angenehm warmen Sommerabenden Heiterkeit ausstrahlen sollte, enthielten beide Werke auch viele besinnliche Momente. Eine Serenade in Moll war damals ungewöhnlich. Doch wechselte auch innerhalb der beiden Werke mehrmals das Tongeschlecht.

Mozart war begeistert von der damals neu erfundenen Klarinette. Besonders in KV 375 vertraute er fast alle wichtigen Einsätze und die interessanteren Überleitungen diesem Instrument an. In einer Vorfassung hatte er das Werk als Sextett ganz ohne Oboen komponiert. Auch in der definitiven Fassung wirkten die Oboen-Einsätze durch die Wiederholung von Klarinetten-Themen manchmal wie nachträglich beigefügt. Mozart soll ebenso ein begeisterter Tänzer gewesen sein. Seine vielen Menuette – exemplarisch auch jene aus den beiden Serenaden – dürften mit dazu beigetragen haben, warum sich das Menuett als Satzform im Gegensatz zu den andern barocken Tänzen bis ins 19. Jahrhundert halten konnte. Einen scharfen Kontrast bildete allerdings das angedeutete Fugato gleich am Beginn des Menuetts aus KV 388. Seine hemiolische Struktur dürfte selbst einem geübten Tänzer den Einstieg gehörig erschwert haben.

Virtuoser Haydn

Nachträglich eingeschoben wurde zwischen die beiden Mozart-Werke das wesentlich kürzere Divertimento in F-Dur, Hob. II-15, von Joseph Haydn. Als Hofkomponist seines Brotgebers Fürst Esterházy hatte er aber offensichtlich andere Vorgaben. Im Sextett für zwei Oboen, Hörner und Fagotte spielten die Stimmenpaare sehr oft in Terzparallelen. Virtuos gelang die teilweise extreme Höhe der Hornstimmen im Adagio.

Das hohe Tempo des Allegro-Finales bildete einen gleichzeitig virtuosen und glanzvollen Abschluss. Wenigstens in der Freitag-Aufführung verzichteten die Ausführenden trotz kräftigem Schlussapplaus auf eine Zugabe. (Jürg Röthlisberger)