Hier entsteht eine Flaschenwand – von Menschenhand
Kunst & Baukultur
Beim «Waldstock» wird sehr viel improvisiert und zum Teil auf dem Platz noch umdisponiert.
Steinhausen – Lea Büchl (Steinhausen), Diana Koch (Bern) und Andrea Dünnenberger (Baar) haben eine Mammutaufgabe gefasst. Und das erst noch freiwillig. Die drei Frauen bauen derzeit auf dem Gelände des Waldstock-Festivals in der Nähe des Vogelrains eine Wand aus lauter PET-Flaschen zusammen. Als «Flaschenträger» dienen gitterförmige Armierungseisen. Bis zum Beginn des speziellen Steinhauser Festivals am nächsten Donnerstag um 17 Uhr (siehe Box) werden gegen 10 000 PET-Flaschen durch ihre Hände gegangen sein. «Wir rechnen nicht mehr, sonst drehen wird durch», sagt Lea Büchl und lacht.
Ursprünglich hatten die drei Helferinnen einen anderen Plan, wie die Fläche ausstaffiert werden soll, doch, so sagt Büchl, «hat das irgendwie nicht funktioniert». Da ist den innovativen Frauen die Idee mit den Plastikgefässen gekommen. Zum Glück gibt es in der Schweiz kein Flaschenpfand wie in Deutschland, sonst würde diese Dekoration ein Vermögen kosten.
Vorverkauf läuft sehr gut
Mit dem gleichen Material hergestellt sind auch zahlreiche Lampen auf dem Festgelände. «Sie machen sich gut», sagt Tobias Glauser, der im Waldstock-Organisationskomitee für die Medienarbeit zuständig ist. Freude hat er auch daran, dass es im Gegensatz zum vergangenen Jahr keinen Schlamm hat: «Das erleichtert uns die Arbeit sehr.» Und die besseren Wetteraussichten haben wohl auch dazu geführt, dass der Vorverkauf «ausserordentlich gut» läuft. Ausverkauft melden die Organisatoren, wenn sich 1400 Festbesucher auf dem Gelände aufhalten. Dass das Festival bereits seine 16. Auflage erlebt, motiviert auch Urs Lang. Er ist einer der Urväter dieses Sommerhöhepunkts in Steinhausen. Eine offizielle Funktion hat Lang zwar nicht mehr. Er «hilft ohne Auftrag». Nein, nicht ganz, wie er später noch anfügt: «Ich habe mich für eine Schicht eingeschrieben.» Und solch geübte Hände sind hochwillkommen, denn um das «Waldstock» am Laufen zu halten, braucht es, wie Tobias Glauser schätzt, rund 300 Leute.
Den Charakter behalten
Was Lang besonders schätzt: Das «Waldstock» hat auch bei seiner 16. Durchführung seinen ursprünglichen Charakter behalten: «Hier werden nicht einfach Festzelte aufgestellt, sondern richtige Kulturinstallationen.» Wiederum nicht fehlen darf die berühmte Baracuba-Bar. Dem Motto des diesjährigen Festivals «Rund um die Welt» Rechnung tragend, hat die Bar die Form eines Containerschiffes. Und wer aufmerksam hinsieht, kann sogar noch etwas lernen. An einer Wand ist das Flaggenalphabet aufgemalt.
Noch kaum erkennbar ist bei einer anderen Bar, was sie eigentlich darstellen soll. Der Baarer Silvan Meier klärt auf: «Es gibt ein Reisebüro.» Da kann der Besucher von einer Insel zur nächsten hopsen, ohne den Raum zu verlassen. Meier und seine Kollegen haben eigentlich eine Bar mit allerlei Krimskrams aus Afrika im Kopf gehabt. Das wäre aber zu teuer gekommen und ist daraufhin verworfen worden. Meier spricht von «rollender Planung». Und nach diesem Prinzip funktioniert beim «Waldstock» viel. Und dieser Umstand macht die Party am Waldrand speziell. Bekannt ist hingegen das Waldstock-Programm (siehe Box). Der Höhepunkt des ersten Tages ist Stiller Has und nicht wie irrtümlich gemeldet Patent Ochsner. Klar ist: An diesem Festival können sich alle Altersklassen vergnügen. Jeder findet etwas, das ihm behagt. (Marco Morosoli)